# taz.de -- Neue AfD-Verbotsdebatte: Kurzfristig hilft nur Solidarität
> Ja, ein Verbot der AfD sollte weiter eine Option bleiben. Aber das
> entlastet nicht von einer konsequenten gesellschaftlichen
> Auseinandersetzung.
IMG Bild: Solidarität statt Sozialneid und Rassismus
Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei. Aber das macht sie noch
lange nicht zu einer demokratischen Partei. Natürlich [1][hat deswegen
SPD-Chefin Saskia Esken recht, wenn sie fordert, dass ein AfD-Verbot weiter
geprüft werden müsse] – die völkisch-nationalistische Strömung hat die
Partei längst übernommen. Mit einer Debatte über das politisch Erlaubte
lässt sich langfristig ein roter Bereich markieren, der Wähler*innen
zeigt, wo die Meinungsfreiheit aufhört und wo Verfassungsfeindlichkeit und
Hetze gegen Minderheiten anfängt.
Aber es stimmt eben auch, dass die Debatte um ein AfD-Verbot keine
Entlastung sein darf für die Politik und die gesellschaftliche
Auseinandersetzung mit der verrohten Bürgerlichkeit, die sich in der
Zustimmung für die AfD artikuliert und im Alltag in Gewalt gegen
Minderheiten manifestiert. Deswegen ist neben der [2][juristisch gebotenen
Prüfung eines formalen Verbots] deutlich wichtiger, ein Gegengewicht zu
formieren – und sich für die offene Gesellschaft einzusetzen.
Am besten funktioniert das in breiten Bündnissen, wie es hoffentlich
[3][„Weltoffenes Thüringen“] eines wird, das sich gerade aus
Gewerkschaften, Wirtschaft, Kirchen, Politik und Sozialverbänden
zusammenschließt. Die Botschaft muss sein: Solidarität statt Sozialneid und
Rassismus. Wenn sich breite Teile der Gesellschaft strikt abgrenzen von
menschenfeindlichen Positionen, die benachteiligte Gruppen gegeneinander
ausspielen, und die [4][verheerenden Konsequenzen aufzeigen], die die
Politik der AfD hätte, gäbe es weniger Chancen für Spaltung als
Geschäftsmodell.
Denn klar ist auch: Ein Verbotsverfahren würde gegenwärtig wenig bewirken –
es würde sich über Jahre ziehen; der Ausgang wäre offen. Es würde der
Opfererzählung der AfD in den Wahlkämpfen Legitimation verschaffen und ist
ganz sicher kein Ausweg aus dem Dilemma, dass im Herbst bei drei
Landtagswahlen im Osten eine antidemokratische Partei stärkste Kraft werden
kann. Jetzt braucht es vor allem effektive Gegenwehr der gesellschaftlichen
Mehrheit, die sich gegen die rassistische Verrohung stellt.
3 Jan 2024
## LINKS
DIR [1] /Carsten-Schneider-zu-rechter-Partei/!5983470
DIR [2] https://www.sueddeutsche.de/meinung/afd-verbot-bundesverfassungsgericht-hoecke-kommentar-1.6314452
DIR [3] https://weltoffenes-thueringen.de/
DIR [4] /Die-AfD-und-die-Sozialpolitik/!5946707
## AUTOREN
DIR Gareth Joswig
## TAGS
DIR Schwerpunkt AfD in Berlin
DIR NPD-Verbot
DIR Parteiverbot
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Schwerpunkt AfD
DIR GNS
DIR Wahlen
DIR Schwerpunkt AfD
DIR Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Geheimtreffen mit Rechtsextremen: AfD-Kader diskutieren Vertreibungen
Einflussreiche AfD-Politiker sollen mit Rechtsextremen einen Plan für
rassistische Massenvertreibungen diskutiert haben. „Correctiv“ berichtet
darüber.
DIR Kampf gegen AfD in Ostdeutschland: Das Orchester neu aufstellen
Die AfD wird bald auf allen Ebenen der Politik vertreten sein. Es liegt nun
an den anderen Parteien, sie aus dem Erfolgstakt zu bringen.
DIR Streit um Unvereinbarkeitsliste: AfD streitet um Neonazis
Der AfD-Bundesvorstand hat die rechtsextreme Gruppe „Revolte Rheinland“ auf
seine „Unvereinbarkeitsliste“ gesetzt. Das Lager um Höcke ist sauer.
DIR Wo 2024 gewählt wird: Das entscheidende Jahr
Kommt Trump zurück? Bleibt Modi in Indien an der Macht? Rückt die EU nach
rechts? 2024 geht fast die Hälfte der Weltbevölkerung wählen. Ein
Überblick.
DIR Carsten Schneider zu rechter Partei: Ostbeauftragter gegen AfD-Verbot
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider spricht sich gegen
ein AfD-Verbot aus. Das würde der Partei massiven Aufwind verschaffen.
DIR Industrie warnt vor AfD: Verbotene Geliebte des Kapitals
Wenn’s dem Geschäft nützt, ist die Wirtschaft Fan der Demokratie: Der
BDI-Präsident warnt vor der AfD. Hoffen wir, dass er es ernst meint.