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       # taz.de -- Neue Publikation aus AfD-Kreisen: Rechter als die „Bild“
       
       > Es gibt ein neues Medium: den AfD-nahen „Deutschland-Kurier“. Woher das
       > Geld kommt, ist unklar. Erika Steinbach hat eine Kolumne.
       
   IMG Bild: Blau: Die Ex-CDU-Abgeordnete Erika Steinbach hat eine Kolumne – und macht Wahlkampf für die AfD
       
       Berlin taz | Schon bei den vergangenen Landtagswahlen hat ein Verein mit
       dem Namen „Verein der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“ die
       AfD mit Wahlplakaten und der Zeitschrift „Extrablatt“ unterstützt, die in
       riesiger Auflage kostenlos an die Haushalte verteilt wurde und zur Wahl der
       Rechtspopulisten aufrief. Jetzt hat der Verein ein neues Produkt: den
       „Deutschland-Kurier“, ein wöchentliches Boulevard-Blatt, das nach eigenen
       Angaben die Bild-Zeitung rechts überholen will.
       
       Am Mittwoch ist die Zeitschrift in Berlin mit einer Startauflage von
       300.000 Exemplaren erstmals verteilt worden, im Wochentakt werden die
       Zeitungsverteiler sich danach andere Städte vornehmen. Später soll die
       achtseitige Postille 30 Cent pro Ausgabe kosten – oder 52 Euro im
       Jahresabo. Unschlagbar billig also. Unklar ist bis heute, woher das Geld
       stammt, mit dem der Verein unter anderem den „Deutschland-Kurier“
       finanziert.
       
       Klickt man die Onlineausgabe an, springt einem ein Foto von Bundeskanzlerin
       Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump ins Auge, beide haben verzerrte
       Gesichter, dazu Rauchschwaden und Blitze. Überschrift: „Merkel irrer als
       Trump?“ Es folgt eine Tirade gegen die Kanzlerin, die als „Wendehals“ und
       „Sonnenkönigin“ bezeichnet wird. Darunter in ähnlichem Stil: „Angriff auf
       die Meinungsfreiheit“ und „Der große Einwanderungsbetrug“.
       
       Die Ex-CDU-Abgeordnete Erika Steinbach, die die AfD im Wahlkampf
       unterstützen will, hat eine Kolumne („Warum wir wieder eine echte
       Opposition brauchen“), genauso wie Guido Reil, AfD-Vorzeigemalocher aus dem
       Ruhrgebiet sowie Ex-Bild-Chef Peter Bartels. Bartels schreibt auch für den
       Kopp-Verlag, der gern Verschwörungstheorien verbreitet. Im Vorfeld war auch
       der ehemalige FAZ-Redakteur und AfD-Chef Konrad Adam als Autor angekündigt
       worden. „Man hat mich bislang gar nicht angefragt“, sagte dieser aber am
       Mittwoch der taz.
       
       ## Das Geld könnte aus der Schweiz kommen
       
       „Sie wollen Nachrichten lesen, die nicht ‚gefärbt‘ sind? Sie wollen
       Einblicke in Themen gewinnen, die normalerweise totgeschwiegen oder nur am
       Rande berührt werden? Sie wollen Meinungen lesen, die unabhängig und
       unkonventionell sind? Dann sind Sie mit dem Deutschland Kurier bestens
       bedient“, schreibt David Bendels, ein Ex-CSU-Mann, der angibt,
       Chefredakteur des „Deutschland-Kuriers“ und auch Vorsitzender des Vereins
       zu sein. Näheres über die finanziellen Hintergründe seiner Zeitung erfährt
       man nicht.
       
       Verbindungen des Vereins für Rechtsstaatlichkeit führen in die Schweiz.
       Schon die bisherigen Pro-AfD-Plakate und die „Extrablätter“ wurden von der
       Schweizer Werbeagentur Goal AG gestaltet. Deren Inhaber ist Alexander
       Segert, der aus Hamburg stammt und als Lokalpolitiker in der
       rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) aktiv ist. Für die
       SVP konzipiert Segert seit Jahrzehnten Kampagnen. Es kursiert die Annahme,
       dass Geld aus der Schweiz fließen könne – belegt ist das bislang nicht.
       
       Zudem gibt es den Verdacht, dass mithilfe des Vereins das deutsche
       Parteiengesetz umgangen werden soll. Danach müssen Spenden über 10.000 Euro
       am Ende des Jahres offengelegt werden, Zuwendungen über 50.000 Euro sofort.
       Solange der Verein als unabhängig von der AfD gilt, können Großspender
       anonym bleiben. Die AfD-Spitze dementiert Verbindungen.
       
       Der Verlag DuMont hat unterdessen angekündigt, rechtliche Schritte gegen
       den „Deutschland-Kurier“ und den Verein zu prüfen, denn das Logo ähnele
       stark dem des eigenen Boulevard Blatts Berliner Kurier.
       
       12 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
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