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       # taz.de -- Neue Regeln für CO2-Emissionen auf See: Schiffe heizen Klima weiter an
       
       > Die internationale Schifffahrt hat sich auf Klimaregeln geeinigt. Sie
       > sind jedoch wenig ambitioniert: Den Anstieg der Emissionen halten sie
       > kaum auf.
       
   IMG Bild: Stillgelegte Kreuzfahrtschiffe werden auf der Aliaga-Werft in Izmir demontiert
       
       Berlin taz | Im Namen des Klimaschutzes bekommt die internationale
       Schifffahrt künftig Effizienzregeln. Darauf hat sich der
       [1][Umweltausschuss der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO)
       am Dienstag] geeinigt. Ab 2023 werden Schiffe in verschiedene
       Effizienzklassen einsortiert.
       
       Schlechtes Abschneiden wird allerdings nicht sanktioniert. Wenn ein Schiff
       drei Jahre in einer der zwei untersten Klassen landet, muss das betreffende
       Unternehmen nur einen Plan vorlegen, wie das korrigiert werden kann.
       
       Der [2][Klimaeffekt der internationalen Schifffahrt] ist mit 1 Milliarde
       Tonnen CO2 pro Jahr (Deutschland: 858 Millionen Tonnen) beachtlich. Wegen
       der zwischenstaatlichen Ausrichtung werden die Schiffsemissionen nicht
       einzelnen Ländern zugerechnet. Seit 1997 ist die IMO für den Klimaschutz
       der Branche zuständig. Ihr erstes Klimaziel kam vor zwei Jahren.
       
       In der IMO verhandeln 174 Regierungen miteinander. Es sind im Prinzip
       dieselben, die sich im Rahmen der UN-Klimagipfel auf das Pariser
       Weltklimaabkommen geeinigt haben, dort sind nur noch mehr Länder Mitglied.
       Mit dem Klimavertrag haben die Regierungen versprochen, die Erderhitzung
       bei deutlich unter 2 und möglichst sogar bei 1,5 Grad zu halten.
       
       ## 50 Prozent Einsparung bis 2050
       
       Für Letzteres müssten die globalen Emissionen sich dem Weltklimarat zufolge
       bis 2030 quasi halbieren, nämlich gegenüber dem Niveau von 2010 um 45
       Prozent sinken. Laut ihrem Klimaziel will die IMO eine ähnliche Marke – 50
       Prozent Einsparung gegenüber 2008 – erst zur Hälfte des Jahrhunderts
       erreichen.
       
       Dann müssen die globalen Emissionen laut Weltklimarat aber schon bei null
       liegen. Was von der neuen Strategie bis 2030 zu erwarten ist, hat die
       Denkfabrik ICCT Anfang November ausgerechnet. Ohne die IMO-Strategie ist
       demnach zu erwarten, dass die internationale Schifffahrt zum Ende des
       Jahrzehnts noch 15 Prozent mehr Treibhausgase ausstoßen wird – mit ihr sind
       es 14 Prozent.
       
       Gegen den Entwurf haben nur die unter dem Klimawandel besonders leidenden
       Marshallinseln und die Salomonen gestimmt. Die Rolle der EU-Staaten war
       laut NGO-Beobachter:innen gemischt. „Obwohl einige Länder – Deutschland,
       die Niederlande und Schweden – zumindest Bedenken geäußert haben, haben sie
       dem Ergebnis alle zugestimmt“, sagt Faïg Abbasov von der NGO [3][Transport
       & Environment].
       
       Die EU diskutiert nun, ob der Staatenbund sich über die IMO-Einigung hinaus
       selbst um Klimaschutz in der Schifffahrt kümmern soll. Etwa, indem die
       Branche zur Teilnahme am Europäischen Emissionshandel verpflichtet wird.
       
       18 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.imo.org/en/MediaCentre/PressBriefings/pages/42-MEPC-short-term-measure.aspx
   DIR [2] /Intransparente-Verhandlungen/!5720652
   DIR [3] https://www.transportenvironment.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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