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       # taz.de -- Neue Studie von Finanzwende: Greenwashing kann Firmen schaden
       
       > Unternehmen geben sich gerne nachhaltig. Das stimmt oft nicht. Aber erst,
       > wenn sich Behörden einschalten, leidet der Aktienkurs.
       
   IMG Bild: Greenwashing-Vorwürfe können auch finanzielle Folgen haben
       
       Berlin taz | Greenwashing schadet Banken und Vermögensverwaltern finanziell
       – das hat eine Studie des Vereins Finanzwende ergeben. In den Fällen, in
       denen sich Aufsichtsbehörden, zum Beispiel die Bundesanstalt für
       Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), einschalten, falle der Aktienkurs
       der Unternehmen. Wenn der Greenwashing-Vorwurf allerdings nur öffentlich
       gemacht und diskutiert wird, reagierten Investor:innen nicht und der
       Aktienkurs bleibe konstant.
       
       Die konkreten Zahlen aus der Untersuchung: Wenn sich Aufsichtsbehörden
       einschalten, sinke der Aktienkurs um durchschnittlich sechs Prozent. Wenn
       die Räume des Unternehmens durchsucht werden, könne der Kurs sogar um
       weitere fünf Prozent sinken.
       
       [1][Finanzwende beschreibt das Beispiel der Deutsche-Bank-Tochter DWS.] Die
       Fondsgesellschaft hat ihre als nachhaltig deklarierten Vermögenswerte
       erheblich zu hoch ausgewiesen. Als eine interne Whistleblowerin das
       Fehlverhalten öffentlich machte, reagierten die Märkte kaum. Die
       US-Börsenaufsicht SEC sah sich den Fall jedoch genauer an, ab diesem Moment
       sank der Aktienkurs um bis zu 17 Prozent. Nach Durchsuchungen bei der DWS
       sank die Marktbewertung noch mal um zwölf Prozent.
       
       [2][Veröffentlichungen von Medien] haben bei Greenwashing laut Finanzwende
       also kaum Einfluss auf die Aktienkurse. Das liege daran, dass die
       Aktienmärkte nicht damit rechnen, dass die Behörden Ermittlungen aufnehmen,
       schreiben die Autor:innen der Studie. Bei Aufdeckung von
       Bilanzfälschungen hingegen würden Kapitalmärkte direkt auf die ersten
       Enthüllungen reagieren – nicht erst, wenn die Aufsicht einschreitet. Beim
       Vorwurf der Bilanzfälschung seien Investor*innen also überzeugt davon,
       dass die Aufsicht sich der Vorwürfen annehmen wird.
       
       ## BaFin will mehr kontrollieren
       
       „Greenwashing mit Studien, journalistischen Recherchen oder als
       Whistleblower aufzudecken ist trotzdem richtig und wichtig, auch wenn
       manchmal nicht direkt eine Auswirkung zu sehen ist“, schreibt Finanzwende
       dazu.
       
       Wie häufig die deutsche Finanzaufsicht BaFin Unternehmen überprüft, verrät
       sie nicht. Darüber gebe sie keine Auskunft, erklärte ein BaFin-Sprecher.
       Allerdings gibt die Behörde an, in Zukunft entschiedener gegen Greenwashing
       vorgehen zu wollen.
       
       „Die BaFin wird die ESMA-Leitlinien zu Fondsnamen anwenden und
       berücksichtigt diese Vorgaben bereits jetzt für die Bearbeitung aller neuen
       Anträge“, sagte ein Sprecher der Behörde der taz. [3][Diese Leitlinien
       enthalten Regeln für Fondsanbieter], die im Namen ihrer Produkte
       nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden, also zum Beispiel „Grün“,
       „Umwelt“ oder „sozial“.
       
       Außerdem überwache die Finanzaufsicht, ob beaufsichtigte Institute ihre
       Offenlegungspflichten gemäß der EU-Offenlegungsverordnung erfüllen und
       führe zusätzlich zu dieser regulären Aufsicht jährliche Stichproben durch.
       
       6 Sep 2024
       
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