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       # taz.de -- Neuer Chef von Interpol: Der bescheidene, taffe Cop
       
       > Am Mittwoch hat Interpol einen neuen Chef gewählt: den Südkoreaner Kim
       > Jong Yang. In seiner Heimat gilt er als Netzwerker und Vermittler.
       
   IMG Bild: Kim Jong Yang spricht am Mittwoch in Dubai vor der Generalversammlung der Polizeiorganisation
       
       Unter seinen Kollegen aus der Jugendzeit wird Kim Jong Yang, seit Mittwoch
       neuer Interpol-Chef, stets nur mit dem Spitznamen “Pol-gyeom“ gerufen: ein
       koreanisches Wortspiel, das sich am besten mit “bescheidener Polizist“
       übersetzen lässt. In Interviews hat Kim stets Dankbarkeit gegenüber seiner
       Mutter betont, die als einfache Landwirtin die Familie durch schwere Zeiten
       durchgebracht habe.
       
       Aufgewachsen ist der Polizist nahe Changwon im Südosten der koreanischen
       Halbinsel. Die Arbeiterstadt ist vor allem für ihre Schwerindustrie
       bekannt, die während der 70er Jahre als wichtige Säule für den
       Wirtschaftsaufschwung des Landes fungierte.
       
       Kim Jong Yangs Biografie liest sich wie die typische Aufstiegsgeschichte
       seiner Zeit: 1992 legte er seine Polizeiprüfung ab, 2007 diente er bereits
       im Generalkonsulat in Los Angeles, wenige Jahre später leitete er das Büro
       für auswärtige Angelegenheiten der nationalen Polizeiagentur Südkoreas.
       
       ## Ein erzkonservativer Mann
       
       Kim gilt unter Experten vor allem als internationaler Netzwerker – jemand,
       mit dem man gut Geschäfte machen kann.
       
       In südkoreanischen Tageszeitungen wird er stets als sympathischer Polizist
       beschrieben, dessen sanfte Gesichtszüge jedoch nicht darüber hinwegtäuschen
       sollten, dass der 57-Jährige innerlich durchaus ein taffer Kerl ist.
       
       Politisch jedenfalls tickt Kim Jong Yang erzkonservativ: Zuletzt wollte er
       im Januar in seiner Heimatstadt Changwon fürs Bürgermeisteramt antreten,
       seine Parteikollegen wollte ihn dann aber doch nicht aufstellen.
       
       ## Umstrittene Polizei
       
       Dabei gehörte er zu jener Partei, zu der auch die – mittlerweile in Haft
       sitzende – Park Geun Hye zählte. Während der Präsidentschaft Parks geriet
       die Polizei schließlich immer wieder unter den Verdacht, ihre Macht zu
       missbrauchen, um kritische Stimmen zu unterdrücken.
       
       Bei Protesten gegen die Regierung im November 2015 streckten Polizisten
       einen 69-jährigen, randalierenden Landwirt mit Wasserwerfern derart brutal
       nieder, dass dieser nach Monaten im Koma an den Langzeitfolgen der
       Verletzungen verstarb. Die Polizeibehörde brauchte damals lange, um eigenes
       Fehlverhalten anzuerkennen.
       
       ## Einer, der deeskaliert
       
       Interpol-Chef Kim gilt als Polizist jedoch eher als Vermittler – einer, der
       deeskaliert. Seine Doktorarbeit hatte er über den Interessenschutz von
       Teilnehmern bei Demonstrationen und Ausschreitungen verfasst. Zehn Jahre
       nach Kims Abgabe der Dissertation fiel allerdings ein Schatten auf seinen
       bisher makellos erscheinenden Berufsweg: 2013 wies ihm die linksgerichtete
       Tageszeitung Hankyoreh nach, ein halbes Dutzend Absätze wortwörtlich
       plagiiert zu haben. Kim Yong Jang gab damals an, nicht absichtlich
       gehandelt zu haben.
       
       21 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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