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       # taz.de -- Neues Gesetz im US-Bundesstaat Tennessee: Mehr Waffen werden sicher helfen
       
       > Ein neues Gesetz erlaubt es Lehrer*innen in Tennessee, Waffen verdeckt
       > auf dem Schulgelände zu tragen. Selbst Republikaner stimmten zuvor
       > dagegen.
       
   IMG Bild: Senator London Lamar: „Ich bitte Sie, das Leben unserer Kinder nicht zu gefährden, indem Sie immer mehr Waffen in die Schulen bringen.“
       
       Berlin taz | Es ist der älteste Glaubenssatz der US-amerikanischen
       Waffenlobby NRA: Was hilft gegen böse Typen mit Waffen? Gute Typen mit
       Waffen! [1][Ganz in diesem Sinne] hat am Dienstag die Abgeordnetenkammer
       des US-Bundesstaates Tennessee ein Gesetz verabschiedet, dass es
       Lehrer*innen und Schulangestellten in Zukunft erlaubt, auf dem
       Schulgelände verdeckt Waffen zu tragen.
       
       Die republikanische Mehrheit, die das Gesetz zuvor bereits durch den Senat
       gebracht hatte, argumentiert, bewaffnete und trainierte Lehrkräfte seien
       der beste Schutz der Schüler*innen vor Schusswaffenangriffen, den in den
       USA so häufigen school shootings. Konkret ist das Gesetz eine Reaktion auf
       den bislang tödlichsten derartigen [2][Vorfall in Tennessee]: Vor gut einem
       Jahr waren an einer privaten christlichen Schule in Nashville drei
       neunjährige Schüler*innen und drei Lehrkräfte von einem in die Schule
       eingedrungenen Schützen getötet worden. Der Täter wurde Minuten später von
       eintreffenden Polizeikräften erschossen.
       
       Der Vorfall löste eine Diskussion im Bundesstaat aus: Es müsse sich etwas
       ändern, forderten vor allem Eltern. [3][Allerdings hatten viele eher daran
       gedacht, endlich die Waffenkontrollgesetze zu verschärfen], nicht Waffen in
       Schulen zu erlauben. Und so standen Dutzende Protestierende am Dienstag vor
       dem Parlamentsgebäude. „Habt ihr endgültig den Verstand verloren?“ und „An
       euren Händen klebt Blut!“ stand auf ihren Schildern.
       
       Drinnen sagte der demokratische Abgeordnete Bo Mitchell: „Das ist unsere
       Reaktion auf die Ermordung von Schüler*innen und Lehrkräften in einer
       Schule? Mehr Waffen hinterherzuwerfen? Was stimmt mit uns nicht?“
       
       Ähnlich hatte zuvor auch der demokratische Senator London Lamar aus Memphis
       gefleht: „Ich bitte Sie, das Leben unserer Kinder nicht in Gefahr zu
       bringen, indem Sie mehr und mehr Waffen in die Schulen bringen.“ Selbst
       einige republikanische Abgeordnete, grundsätzlich meist kein Anhänger des
       Ausbaus von Waffenkontrolle, stimmten jetzt gegen das Gesetz. Die übergroße
       Mehrheit brachte es dennoch durch.
       
       Allerdings kann nicht jede Lehrkraft einfach bewaffnet in die Schule
       kommen. Voraussetzung ist ein Waffenschein, die Zustimmung des
       Vorgesetzten, des Bezirks und der Polizei. Dazu kommt die Pflicht zu 40
       Stunden Training, ein Backgroundcheck und die Abgabe von Fingerabdrücken.
       Wer dann eine Waffe trägt, wird öffentlich nicht bekannt. Selbst Eltern
       werden nicht darüber informiert, ob ihre Schule sich an dem Programm der
       Lehrkräftebewaffnung beteiligt oder nicht.
       
       24 Apr 2024
       
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