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       # taz.de -- Neukölln-Komplex: Aufklärung kennt keine Sommerpause
       
       > Der Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen Terrorserie in Neukölln hat
       > seine Arbeit aufgenommen. Nun heißt es erstmal Akten wälzen.
       
   IMG Bild: Ferat Kocak (Linke) ist Betroffener der Anschlagserie und Mitglied des Untersuchungsausschusses
       
       Berlin taz | Der Untersuchungsausschuss zum Neukölln-Komplex hat sich in
       seiner konstituierenden Sitzung am Donnerstag auf Verfahrensregeln geeinigt
       und zahlreiche Akten zur rechtsextremen Terrorserie angefordert. Diese
       sollen von den 13 Ausschussmitgliedern über die parlamentarische
       Sommerpause im „Selbstleseverfahren“ zur Kenntnis genommen werden. Der
       Ausschussvorsitzende Florian Dörstelmann (SPD) sprach im Anschluss an die
       knapp einstündige Sitzung von einer „ausgesprochen guten und sachlichen
       Atmosphäre“.
       
       Vor dem Abgeordnetenhaus demonstrierten zeitgleich rund 40 Menschen für
       eine Aufklärung der Anschlagserie und forderten Konsequenzen für
       rechtsextreme Netzwerke und ihre Unterstützer*innen. Der Anfang Mai
       gewählte Untersuchungsausschuss [1][soll das Behördenversagen in der
       „rechtsextremistischen Straftatenserie im Zeitraum von 2009 bis 2021 in
       Neukölln“ beleuchten].
       
       „Die Erwartungen sind hoch“, sagte Niklas Schrader, der für die Linke im
       Ausschuss sitzt. Er kündigte an, die Sicherheitsbehörden nicht zu schonen
       und Fehler und Missstände konsequent aufzudecken. Zur Kritik, dass mit
       Ferat Kocak (Linke) ein Betroffener im Ausschuss sitzt sagte Schrader: „Ich
       sehe überhaupt kein Problem darin, dass er stellvertretendes Mitglied ist.
       Bei Themen, die ihn betreffen, wird er sich zurückhalten.“ Kocaks Auto war
       Anfang 2018 mutmaßlich von Neonazis angezündet worden. Die
       Sicherheitsbehörden wussten vor dem Anschlag, dass er im Visier von
       Neonazis stand, warnten ihn aber nicht. Kocak selbst hatte im Vorfeld
       angekündigt, sich aus dem Ausschuss zurückzuziehen, wenn auch die AfD dies
       tut.
       
       Der Start des Untersuchungsausschusses, den Betroffene bereits seit vielen
       Jahren fordern, hatte sich verzögert, [2][weil der Kandidat der AfD erst im
       dritten Anlauf eine Mehrheit erhielt]. Der Vertreter der rechten Partei,
       die im Zuge des Neukölln-Komplexes immer wieder auftaucht, will den
       Ausschuss nach eigenen Angaben dazu nutzen, um zu zeigen, „dass die AfD mit
       diesen Sachen nichts zu tun hat“. „Der Ausschuss ist nicht dazu da, die AfD
       reinzuwaschen“, widersprach der FDP-Abgeordnete Stefan Flörster. „Die AfD
       ist im Bereich der Täter und nicht der Opfer anzusiedeln“, stellte er klar.
       
       ## Erste Befragungen von Betroffenen wohl ab September
       
       Die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses soll am 1. Juli
       stattfinden. Nach taz-Informationen sollen Anfang September die ersten
       Betroffenen befragt werden. Insgesamt [3][60 Fragen wollen die Abgeordneten
       abarbeiten], um Ungereimtheiten im Ermittlungsvorgehen der Behörden auf den
       Grund zu gehen. Ziel sei unter anderem, noch in dieser Legislaturperiode
       Handlungsempfehlungen für die Sicherheitsbehörden geben zu können, damit
       der Ermittlungsdruck bei rechten Anschlägen stärker wird, so der
       Grünen-Abgeordnete André Schulze.
       
       Die rechtsextreme Terrorserie, zu der die Polizei seit 2016 mehr als 70
       Taten gegen Antifaschist*innen zählt – darunter Brandanschläge,
       Sachbeschädigungen und Drohungen – ist bis heute nicht aufgeklärt. [4][Ein
       Gerichtsverfahren gegen die zwei hauptverdächtigen Neonazis Sebastian T.
       und Tilo P. startet im August]. Dass dies Auswirkungen auf die Arbeit des
       Untersuchungsausschusses haben wird, sei eher unwahrscheinlich, so
       Dörstelmann.
       
       16 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Frank
       
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