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       # taz.de -- Niedersachsens neues Jagdgesetz: Jäger schießen gegen Tierschutz
       
       > Jagdhunde werden an lebenden Tieren trainiert. Das neue Niedersächsische
       > Jagdgesetz soll das einschränken. Das will die Landesjägerschaft
       > verhindern.
       
   IMG Bild: Bei der Hubertusjagd folgt die Meute der künstlichen Fährte: Beim Training will die Jägerschaft Hunde auf lebende Tiere hetzen
       
       Osnabrück taz | Wird ein Gesetz überarbeitet, führt das oft zu hitzigen
       Debatten. Auch beim Niedersächsischen Jagdgesetz, kurz NJagdG, ist das so.
       [1][Für 2025 steht eine Novelle des Gesetzes an]. Der Änderungsentwurf, an
       dem das Landwirtschaftsministerium arbeitet, solle „insbesondere
       Tierschutz-Aspekte bei der Jagdausübung in den Vordergrund stellen“,
       schreibt eine Ministeriumssprecherin der taz, „sowie ökologische,
       wildbiologische und ethische Kriterien stärker berücksichtigen“.
       
       Seit Herbst 2024 hat das Landwirtschaftsministerium dazu mit der
       Landesjägerschaft Niedersachsen im Austausch gestanden. Doch jetzt schlägt
       Ministerin Miriam Staudte (Grüne) ausgerechnet aus deren Reihen massiver
       Widerstand entgegen. Für den 30. Januar hat die Landesjägerschaft eine
       Demonstration angekündigt, in der Landeshauptstadt Hannover, unter dem
       Motto „Jetzt geht’s ums Ganze – Jagd sichern, Natur bewahren!“. Treffpunkt
       ist: der Schützenplatz.
       
       Die Novelle des Jagdgesetzes hat viele Facetten, darunter das Verbot von
       sogenannten Totschlagfallen. Besonders im Fokus steht die Ausbildung der
       Jagdhunde: Bisher werden sie [2][an lebenden Wildtieren trainiert], im
       Saugatter an dort eingezäunten Wildschweinen, in Gewässern an temporär
       flugunfähig gemachten Enten und in [3][Schliefenanlagen, also in
       künstlichen Fuchsbauten].
       
       Die grüne Ministerin wolle „pauschal die Ausbildung von Jagdhunden am
       lebenden Wild verbieten“, behauptet die Landesjägerschaft auf ihrer Website
       im Aufruf zur Demo. Man könne den Eindruck gewinnen, „dass es um viel mehr
       als eine Änderung des Jagdgesetzes geht“. Einige Vertreter von
       Tierrechtsorganisationen hätten kein geringeres Ziel als die langfristige
       Abschaffung der Jagd. „Entweder teilt die Ministerin Miriam Staudte dieses
       Ziel oder sie lässt sich hier instrumentalisieren.“ Das sei „ideologisch“
       begründet. Es brauche „ein Zeichen der Stärke“.
       
       ## Landwirtschaftsministerium will Fuchsattrappen
       
       Im Landwirtschaftsministerium ist man verwundert. Man weise „sehr deutlich“
       darauf hin, schreibt eine Sprecherin, dass einige Aussagen der
       Landesjägerschaft zur Gesetzesnovelle „nicht korrekt sind“. Es sei kein
       pauschales Verbot der Ausbildung von Jagdhunden am lebenden Wild geplant.
       Die Ausbildung im Saugatter bleibe auch erlaubt. Allerdings, so die
       Ministeriumssprecherin, sehe man „bei der Ausbildung an der lebenden Ente
       Forschungsbedarf“. Und in Schliefenanlagen solle künftig „nur noch mit
       Fuchsattrappen“ gearbeitet werden.
       
       Die bisherigen Methoden zur Ausbildung der Hunde seien „tierschutzkonforme
       Jagdausübung“, schreibt die Landesjägerschaft in ihrem Bericht über die
       Podiumsdiskussion „Zwischen Tierschutz, Ökologie und Tradition – das
       Jagdgesetz fit für die Zukunft machen“. Zu der Diskussion hatte die
       Landtagsfraktion der Grünen Ende 2024 eingeladen, Ministerin Miriam Staudte
       und Landesjägerschaft-Präsident und CDU-Landtagsabgeordneter Helmut
       Dammann-Tamke inklusive.
       
       ## Peta kritisiert die Ausbildung der Jagdhunde
       
       Peter Höffken von der Tierrechtsorganisation [4][Peta] Deutschland sieht
       das anders. Die Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Tieren bedeute „für
       die sensiblen Wildtiere großen Stress und permanente Todesangst“, schreibt
       er der taz auf Nachfrage. Dass das Hetzen von Tieren auf ein anderes Tier
       gemäß Tierschutzgesetz verboten sei, aber für die Jagd eine Ausnahme
       bestehe, sei „dem großen Einfluss der Jägerschaft geschuldet“, so Höffken.
       Zudem sei die Jagd auf diese Tiere „völlig unnötig“, die Wildbestände
       regulierten sich „von selbst“.
       
       Ein Verbot der Ausbildung von Hunden an Füchsen in Schliefenanlagen „wäre
       ein Meilenstein für den Tierschutz bei der Jagd“, so Höffken.
       „Niedersachsen wäre das erste Bundesland, dass diese schlimmen
       Tierquälereien untersagt.“ Ein Verbot von Totschlagfallen sei in
       Niedersachsen „längst überfällig“.
       
       Den Demo-Aufruf der Landesjägerschaft wertet Christian Schroeder, Sprecher
       für Tierschutz und Jagd der Fraktion der Grünen im niedersächsischen
       Landtag, als „Wahlkampf-Modus“ und „ein Stück weit unanständig“. Es könne
       kein Zufall sein, dass der CDU-Landtagsabgeordnete Dammann-Tamke „drei
       Wochen vor der Bundestagswahl zu einer Demonstration gegen Pläne der
       rot-grünen Landesregierung aufruft“.
       
       Er verstehe „die plötzliche Schärfe der Debatte“ nicht, sagt Schroeder der
       taz. „Die Jägerschaft hat sogar am Referentenentwurf mitgeschrieben. Und
       jetzt steigt sie plötzlich aus? Ich denke, sie will keinen Kompromiss, weil
       sie sonst zugeben müsste, dass sie mit Rot-Grün einig ist.“
       
       Der Nabu Niedersachsen begrüßt die Novelle. Ein modernes Jagdgesetz müsse
       sich „an wildökologischen und gesellschaftlichen Kriterien orientieren“,
       schreibt eine Sprecherin der taz. Das Gesetz sei „zu großen Teilen noch aus
       der Mitte des letzten Jahrhunderts“ und spiegele „weder das
       gesamtgesellschaftliche Ziel ‚mehr [5][Tierschutz]‘ noch den aktuellen
       Stand der Forschung“ genügend wider. Die [6][Jagd] bedürfe der
       Modernisierung.
       
       Ein [7][Jagdgesetz] müsse sich am Tierschutzgesetz orientieren. In dessen §
       1 steht: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden
       oder Schäden zufügen.“ Dabei könne, so der Nabu, die „waidgerechte
       Ausübung“ der Jagd als „vernünftiger Grund“ nicht ausreichend sein.
       
       14 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Jadgesetznovelle-in-Niedersachsen/!5829473
   DIR [2] /Jagdbeute-zum-Selberzuechten/!5853627
   DIR [3] /Umstrittene-Jagdhundausbildung/!5865029
   DIR [4] /Peta/!t5014144
   DIR [5] /Tierschutz/!t5008147
   DIR [6] /Jagd/!t5012806
   DIR [7] /Jagdgesetz/!t5010276
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Harff-Peter Schönherr
       
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