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       # taz.de -- Niedersächsischer AfD-Landesverband: In Teilen rechtsextrem
       
       > Niedersachsens Verfassungsschutz bescheinigt Teilen des
       > AfD-Landesverbands, fortlaufend gegen die freiheitlich-demokratische
       > Grundordnung zu verstoßen.
       
   IMG Bild: Außen blau, innen braun: Niedersachsens Verfassungsschutz stuft Teile der AfD als rechtsextrem ein
       
       Hamburg taz | Das kam nicht überraschend: Niedersachsens Verfassungsschutz
       hat Teile des AfD-Landesverbandes als rechtsextrem eingestuft. Die
       Aktivitäten des offiziell aufgelösten „Flügels“ der Partei hätten zu dieser
       Einstufung geführt, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch
       im Innenausschuss des Landtags. Nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz
       den „Flügel“ bereits [1][im März als rechtsextremistisch eingestuft] hatte,
       habe Niedersachsen einen entsprechenden völkisch-nationalistischen
       Personenzusammenschluss, der diesem zugerechnet wird, zum
       Beobachtungsobjekt bestimmt.
       
       „Flügel-Funktionäre und -Anhänger verstoßen fortlaufend gegen die
       freiheitliche demokratische Grundordnung“, sagte Pistorius. Außerdem
       stellten sie staatliche Akteure oder Institutionen pauschal – teils mit
       abenteuerlichen Argumentationen etwa aus bekannten Verschwörungstheorien –
       infrage.
       
       Eine der bisher letzten Aktionen des niedersächsischen „Flügels“ war
       beispielsweise die Ankündigung einer Demo für den 8. Mai in Hannover, die
       dann allerdings nicht stattfand. Unter dem Motto „Unsere Freiheit ist nicht
       verhandelbar!“ hätten AfD-Politiker aus dem weit rechten Parteispektrum,
       wie Andreas Iloff und Dirk Brandes, Reden gegen die
       Coronapandemie-Maßnahmen und gegen unterstellte Zwangsimpfung und
       Maskenzwang halten wollen.
       
       Iloff und Brandes eint, dass sie bei dem niedersächsischen Netzwerk
       „Pegasus Germanus“ mitwirkten, bei dem wiederum Björn Höcke gern gesehen
       ist. Bereits vor zwei Jahren wollten sie den thüringischen
       AfD-Fraktionsvorsitzenden, der den „Flügel“ anführte, einladen. Und im
       Februar war Höcke bei einer eher konspirativen Veranstaltung in einem
       Industriegebiet im niedersächsischen Bissendorf dabei.
       
       ## Landesvorsitz-Kandidatur aus „Flügel“-Kreisen
       
       „Der sogenannte „Flügel“ ist in rechtsextremistischen Strukturen vernetzt
       und hat einen zunehmenden Einfluss innerhalb der AfD“, sagte Pistorius. 20
       Prozent der AfD-Mitglieder in Niedersachsen sollen laut Verfassungsschutz
       dem Flügel zugehören. Noch Ende März hatte Niedersachsens
       Verfassungsschutzchef Bernhard Witthaut die Auflösung des „Flügels“ als
       [2][„reine Augenwischerei“ bezeichnet]. Die Auflösung einer
       Organisationsstruktur ändere nicht das Weltbild der Protagonisten.
       
       Aus diesen „Flügel“-Kreisen kommt nun eine Kandidatur für den
       AfD-Landesvorsitz beim noch terminlosen Landesparteitag. Jens Kersten aus
       Northeim, ein Höcke-Anhänger, will es werden. Jener Kersten, der im
       Interview mit dem rechtsextremen Blatt Zuerst! dem niedersächsischen
       Landesverband vorwarf, „in den letzten zwei Jahren nicht erkennbar genug
       gewesen“ zu sein. Dies habe zur Folge, „dass wir als alternative politische
       Kraft immer weniger von den Bürgern in Niedersachsen wahrgenommen werden“.
       
       Kersten will weg vom Neoliberalismus für „bürgerlich-konservative Leute“,
       wie er von der jetzigen Landeschefin Dana Guth gefahren wird. Mit der
       Beobachtung durch den Verfassungsschutz dürfte Kerstens Kandidatur an
       Relevanz gewinnen.
       
       28 May 2020
       
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