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       # taz.de -- Niedriglohnsektor im Osten größer: Deutsche Einheit? Nicht beim Lohn
       
       > Laut Statistischem Bundesamt verdient jede:r fünfte Ostdeutsche weniger
       > als 13 Euro pro Stunde. Linken-Fraktionschef Bartsch fordert eine
       > Lohnangleichung.
       
   IMG Bild: Horizonte öffnen? Lohngleichheit zwischen Ost und West wäre ein Anfang
       
       Osnabrück afp/dpa | Auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung ist der
       Niedriglohnsektor im Osten einem Bericht zufolge deutlich größer als im
       Westen. So verdient knapp jede:r fünfte Ostdeutsche derzeit weniger als 13
       Euro brutto pro Stunde, wie aus einer von der Linksfraktion im Bundestag in
       Auftrag gegebenen Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts hervorgeht,
       über die die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet. Demgegenüber verdient in
       den westdeutschen Bundesländern weniger als jede:r Sechste weniger als 13
       Euro brutto pro Stunde.
       
       Knapp eine Million von insgesamt fünf Millionen Beschäftigten im Osten
       erhielten weniger als 13 Euro. Betroffen sind demnach vor allem Frauen in
       den neuen Bundesländern, von denen deutlich mehr als jede fünfte (21,4
       Prozent) unterhalb dieses Betrags liegt. Insgesamt zeigen sich dem Bericht
       zufolge bei allen abgefragten Stundenlöhnen deutliche Unterschiede zwischen
       Ost und West.
       
       „Das Land ist von einer Lohneinheit weit entfernt“, sagte [1][der
       Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch], der die
       Anfrage gestellt hatte, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Er forderte einen
       Mindestlohn von 14 Euro ab dem 1. Januar 2024. Die für Anfang des kommenden
       Jahres [2][geplante Anhebung auf 12,41 Euro] sei „eine politische
       Unverschämtheit und ein herber Reallohnverlust“.
       
       Vor dem [3][Tag der Deutschen Einheit] rief Bartsch zudem Bundeskanzler
       Olaf Scholz (SPD) dazu auf, ein Spitzentreffen zu Ostdeutschland
       einzuberufen. „Die Unzufriedenheit im Osten kocht über“, sagte Bartsch den
       Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Es braucht einen
       Ostdeutschland-Gipfel im Kanzleramt.“
       
       ## Feier zum Tag der Deutschen Einheit
       
       Die Bundesregierung müsse „eine spürbare Wende ihrer Politik hinlegen, wenn
       es nicht ein politisches Desaster bei den Landtagswahlen im Osten im
       kommenden Jahr geben soll“, sagte Bartsch den RND-Zeitungen. Nötig seien
       eine konsequente Antiinflationspolitik, eine Angleichung der Löhne in Ost
       und West bis 2025 und eine Reform des Rentensystems.
       
       Im kommenden Jahr wird in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt. In
       allen drei Bundesländern war die AfD in Wahlumfragen aus den vergangenen
       Wochen stärkste Kraft.
       
       Unterdessen hat bereits an diesem Montag mit der Eröffnung eines
       Bürger:innenfests in Hamburg die zentrale Feier zum Tag der Deutschen
       Einheit am 3. Oktober begonnen. Bei dem Fest rund um Rathaus und
       Binnenalster will sich die Stadt zusammen mit rund 400 Partner:innen und
       Akteur:innen in einem bunten Programm als vielfältige, nachhaltige,
       welt- und zukunftsoffene Metropole präsentieren.
       
       „Diese Stärken wollen wir einbringen, um gemeinsam neue Horizonte zu
       öffnen“, heißt es im Grußwort von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD),
       der auch Bundesratspräsident ist. Als Vorsitzland im Bundesrat richtet
       Hamburg in diesem Jahr die 33. Einheitsfeier aus. Hunderttausende
       Besucher:innen werden erwartet.
       
       Höhepunkt der Einheitsfeierlichkeiten ist am 3. Oktober der Festakt in der
       Elbphilharmonie. Neben Gastgeber Tschentscher wird in diesem Jahr
       Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth eine Festrede vor den
       rund 1.300 Gästen, darunter die gesamte Staatsspitze und die
       Regierungschef:innen der Länder, halten.
       
       Die Feier zum Tag der Deutschen Einheit bildet Schluss- und Höhepunkt der
       Bundesratspräsidentschaft. Am Dienstag wird Bürgermeister Tschentscher den
       Staffelstab symbolisch an Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin
       Manuela Schwesig (beide SPD) übergeben, die das Amt der
       Bundesratspräsidentin am 1. November übernehmen wird.
       
       2 Oct 2023
       
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