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       # taz.de -- Nominierungen für Leipziger Buchpreis: Jury macht Schotten dicht
       
       > Gute Bücher, aber eine fragwürdige Auswahl jenseits aktueller Debatten:
       > die Nominierten für den Leipziger Buchpreis wurden bekannt gegeben.
       
   IMG Bild: Friederike Mayröcker, Schriftstellerin aus Österreich, für den Leipziger Buchpreis nominiert
       
       Okay. Da haben wir jetzt auf der einen Seite die interessanten
       literarischen Ansätze und Debatten dieses Frühjahrs: [1][Identität,
       Sprechweisen, Klassismus, Rassismus]. Und auf einer ganz anderen Seite,
       wirklich wie davon unberührt, haben wir diese Liste der für den Leipziger
       Buchpreis nominierten literarischen Autor*innen, die ein Kunststück
       vollbringt: Es stehen ausschließlich jeweils in sich sehr eigene bis
       großartige Bücher drauf (mit gewissen Abstrichen bei [2][Christian
       Kracht]), und doch strahlt sie insgesamt etwas Debattenanschlussfreies,
       fast schon Knarzendes aus. Der deutschsprachige Literaturbetrieb öffnet
       sich gerade, doch diese Liste macht die Schotten dicht.
       
       Was nicht gegen die einzelnen Bücher sprechen soll. Iris Hanika mit „Echos
       Kammern“, Judith Hermann mit „Daheim“ (wo sie übrigens einen schönen neuen
       Ton in ihrem Werk anschlägt), Friederike Mayröcker mit „da ich morgens und
       moosgrün…“ sowie Helga Schubert mit „Vom Aufstehen“, das sind vier ganz
       unterschiedliche Schreibansätze von Autorinnen. Dazu kommt Christian
       Krachts „Eurotrash“ als vermeintlicher Roman der Saison.
       
       Jedes Buch ist mindestens diskutabel, doch insgesamt hat das etwas, als
       wenn sie Gerhard Richter und Norbert Bisky als richtungsweisende Stars auf
       der nächsten documenta verkaufen würden. Lustigster Kommentar in den
       sozialen Medien bis zum Redaktionsschluss: „Angesichts dieser Liste muss
       man doch sagen: Sie haben Martin Walser vergessen.“
       
       Bei den Sachbüchern sind Heike Behrend mit „Menschwerdung eines Affen“, Dan
       Diner mit „Ein anderer Krieg“, Michael Hagner mit „Foucaults Pendel“,
       Christoph Möllers mit „Freiheitsgrade“ sowie Uta Ruge mit „Bauern, Land“
       nominiert, was ein breit gefächertes Spektrum ohne erkennbare inhaltliche
       Gesamtausrichtung bietet. Mit der Nominierungsliste des in diesem Jahr
       erstmals verliehenen Deutschen Sachbuchpreises gibt es zwei
       Überschneidungen: Heike Behrend und Christoph Möllers finden sich auch auf
       dieser Liste.
       
       Bei den Übersetzungen sind Ann Cotten, Hinrich Schmidt-Henkel, Timea Tankó
       sowie die beiden Übersetzer*innenteams Sonja Finck und Frank Heibert
       sowie Nikolaus Stingl und Dirk van Gunsteren berücksichtigt.
       
       Die Leipziger Buchmesse fällt dieses Jahr aus den bekannten Gründen aus,
       und so wird der Leipziger Buchpreis erst am 28. Mai verkündet, immerhin
       nicht nur im Radio wie 2020, sondern im Rahmen einer richtigen
       Preisverleihung in der Kongresshalle am Leipziger Zoo.
       
       13 Apr 2021
       
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