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       # taz.de -- Österreichs neue türkis-grüne Regierung: Nicht rassistisch ist nicht links
       
       > Eine Regierung ohne die Grauslichkeiten der FPÖ ist noch lange nicht
       > genug. Die Koalition zeigt, dass rechte Haltungen normal geworden sind.
       
   IMG Bild: Werner Kogler (r.) darf sich von Kanzler Kurz nicht als Feigenblatt missbrauchen lassen
       
       Im [1][Programm der türkis-grünen Regierung], die am Dienstag in Wien
       vereidigt wurde, seien „Grauslichkeiten“ rausverhandelt worden, zeigte sich
       der Grünen-Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler stolz. Bei der
       Vorgängerkoalition zwischen ÖVP und FPÖ hatte es diese zuhauf gegeben, von
       der Koppelung der Sozialhilfe an Deutschkenntnisse bis zur Schuldenbremse
       in der Verfassung.
       
       Es ist hilfreich zu benennen, was fehlt, aber normalerweise vorhanden ist,
       ob es sich nun um Laktose in der Milch oder Grauslichkeiten in einem
       Regierungsprogramm handelt. Eine weitere FPÖ-ÖVP-Regierung will jeder
       halbwegs vernünftig denkende Mensch verhindern, denn die hat das Land
       mächtig umgebaut, ehe ein versoffenes Video [2][dem ein Ende setzte] und
       zudem der Verfassungsgerichtshof einige wichtige Vorhaben (etwa jenes
       umstrittene Sozialhilfegesetz oder das Sicherheitspaket, das automatisierte
       Videoüberwachung von Autobahnen erlaubte) kippte.
       
       Weniger „grauslich“ als die Vorgängerregierung zu sein, [3][muss reichen,
       befand die Grünen-Basis] und stimmte beim Bundeskongress mit 93 Prozent für
       die Koalition. Das zeigt einmal mehr, dass [4][rechte Grauslichkeiten]
       normal geworden sind. Keine Minister mit Neonazi-Vergangenheit – und schon
       ist alles gut. Aber: Kein Rassismus ist nicht automatisch links. Ganz
       abgesehen davon, dass ein diskriminierendes Kopftuchverbot an Schulen im
       Abkommen steht.
       
       Im Umweltbereich ist der türkis-grüne Plan wohl ambitionierter als das,
       worauf sich eine mögliche Große Koalition geeinigt hätte. Manche Details,
       allen voran die Gegenfinanzierung der Maßnahmen, die auch eine
       „CO2-Bepreisung“ enthalten, sind vage. Zuversichtlich setzt man auf die
       Kompetenz des grünen Teams, sich in der Regierungsarbeit durchzusetzen.
       
       Man kann nur hoffen, dass Sebastian Kurz die Grünen nicht nur als
       Feigenblatt benutzt, weil das Thema Klimawandel gerade in ist. Als
       Opportunist gilt der 33-Jährige schließlich n… – oh, wait. Immerhin ist er
       nicht die FPÖ.
       
       8 Jan 2020
       
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