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       # taz.de -- Offener Brief zu Journalismus in Gaza: Deutschland zeigt endlich Haltung – aber nur ein bisschen
       
       > Israels Regierung lässt keine Journalist*innen nach Gaza und tötet
       > lokale Medienschaffende. Nun hat Deutschland dazu Stellung bezogen – aber
       > kleinlaut.
       
   IMG Bild: In Gaza werden Journalist*innen vom israelischen Militär getötet
       
       Als im Oktober 1983 die USA unter Ronald Reagan im karibischen Inselstaat
       Granada einmarschierten, ließ uns ein engagierter Englischlehrer im
       Unterricht folgenden Abschnitt aus dem Time Magazine auswendig lernen: „The
       wisdom of the US invasion of Granada will be debated for years. The
       unprecedented exclusion of the American press from that operation requires
       no debate. Clearly, it was a bad mistake, an outrage to press freedom and
       an ominous symptom of a tendency in the Reagan administration to try to
       control the flow of information.“
       
       Knapp 42 Jahre später ist nun Gaza ein für die internationale Presse nicht
       zugänglicher Kriegsschauplatz. Informationen gibt es nur [1][über
       einheimische Journalist*innen]. Gerade wurden bei einem israelischen
       Angriff auf ein Krankenhaus [2][fünf Journalisten und zahlreiche
       Rettungskräfte getötet], weil ein zweiter Angriff auf die Rettungsmaßnahmen
       folgte. Ergibt nach einschlägigen Einschätzungen so ziemlich aller
       Völkerrechtsexpert*innen mindestens drei Kriegsverbrechen.
       
       Das Herumeiern der Bundesregierung und namentlich des Auswärtigen Amtes in
       Sachen Pressefreiheit und Gaza ist schlimm und bezeichnend. Ja, Deutschland
       hat wegen seiner Vergangenheit ein spezielles Verhältnis zu Israel und
       damit zu so ziemlich allen Konflikten im Nahen Osten. Weshalb die
       Bundesregierung sich bei Appellen in Sachen freier Zugang für die Presse in
       Gaza bis letzte Woche auch immer zurückgehalten hat. Da konnten Frankreich,
       Großbritannien oder sonst wer fordern. Deutschland blieb brav auf dem Zaun
       sitzen.
       
       Doch als die Media Freedom Coalition (MFC) am Donnerstag vergangener Woche
       schärfer denn [3][jeden freien Zugang ausländischer Medien nach Gaza sowie
       Schutz für dort tätige Journalist*innen forderte], gehörte Deutschland
       endlich mal zu den Mitunterzeichner*innen. „Wurde der internationale Druck
       zu groß oder war es doch die eigene Courage?“, fragt die Mitbewohnerin.
       
       Wer davon mitbekommen wollte, musste die Mitteilung des britischen Foreign
       Office lesen. Das informierte ganz offiziell mit Krone im Briefkopf über
       den erneuten Appell und dass jetzt auch Germany dahinterstehe. Wer dagegen
       das Auswärtige Amt (AA) nach einer Bestätigung fragte, bekam erst mal lange
       keine Antwort. Und dann einen vertraulichen Hinweis auf einen kurzen Post
       des englischsprachigen AA-Kanals @GermanyDiplo auf X, [4][der den Appell
       der MFC geteilt hatte].
       
       „Also mitmachen, es aber keinem verraten“, analysiert die Mitbewohnerin. Am
       Ende weiß vielleicht nicht mal unser Medienstaatsminister davon. Dass
       Deutschland gerade mit Finnland als Doppelvorstand die MFC anführt, ist in
       dem Zusammenhang ein schlechter Witz. Ein noch schlechterer ist nur noch,
       dass es offenbar die Plattform des Pressefreiheits- und Demokratiefreunds
       Elon Musk braucht, um zu zeigen, dass die Bundesregierung in Sachen Gaza
       und Pressefreiheit nicht völlig vom Zaun fällt.
       
       27 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gaza-Tagebuch/!6108766
   DIR [2] /Angriff-auf-die-Pressefreiheit-/!6106297
   DIR [3] https://mediafreedomcoalition.org/joint-statement/2025/mfc-statement-media-access-to-gaza/
   DIR [4] https://x.com/GermanyDiplo/status/1958549492724125750
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Steffen Grimberg
       
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