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       # taz.de -- Offizieller Umgang mit Pegida: Ein Podium für die Populisten
       
       > Die sächsische Landeszentrale für politische Bildung zeigt viel
       > Verständnis für Pegida. Jetzt aber hat ihr Direktor für manche eine
       > Grenze überschritten.
       
   IMG Bild: Vor der Pressekonferenz von Pegida: Landeszentralen-Chef Frank Richter
       
       BERLIN taz | Das Kopfschütteln ist einhellig. „Das geht ja gar nicht!“,
       twitterte Grünen-Chefin Simone Peter am Montag. „Dialogbereitschaft hin
       oder her“, aber das ginge nun doch „ein bisschen zu weit“, pflichtete ihr
       Ko-Chef Cem Özdemir – ebenfalls auf Twitter – bei. Und die Vizepräsidentin
       des Bundestags, Petra Pau von der Linkspartei, nannte den Vorgang gegenüber
       der taz „sehr befremdlich“.
       
       Was war passiert? Am Montagmorgen hatten die Organisatoren von Pegida in
       der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung eine Pressekonferenz
       gegeben, um sich zu dem Verbot und der Absage ihrer Kundgebung zu äußern.
       Der Direktor der Landeszentrale, Frank Richter, hatte ihnen dafür seine
       Räume zur Verfügung gestellt, und seine Entscheidung mit dem
       Bildungsauftrag seiner Behörde gerechtfertigt: Er sei von „Pegida“ gebeten
       worden, eine Brücke zu den Medien zu schlagen.
       
       Frank Richter war einst als katholischer Pfarrer in der
       Bürgerrechtsbewegung der DDR aktiv, seit 2009 leitet er die sächsische
       Landeszentrale für politische Bildung in Dresden. In den vergangenen Wochen
       hat er sich immer wieder als Moderator angedient, um zwischen den
       „Patriotischen Europäern gegen eine Islamisierung des Abendlands“ und der
       Politik zu vermitteln. Und [1][am Sonntag war Richter in der Talkshow von
       Günther Jauch zu Gast], wo er sich durch besonders große Einfühlsamkeit und
       viel Verständnis für die Pegida-Bewegung hervor tat.
       
       Er betonte, man müsse den Demonstranten zuhören und differenzieren, nahm
       sie gegen den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit und des Rassismus in
       Schutz und kritisierte die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela
       Merkel, die klare Worte gegen die Pegida-Bewegung gefunden hatte. Sogar
       einen konkreten Vorschlag unterbreitete Richter den Pegida-Leuten: Da die
       Rettung des Abendlandes vor dem Islam für die meisten Demonstranten nur
       eine untergeordnete Bedeutung spiele, solle sich die Pegida doch lieber
       einen anderen Namen geben, schlug er vor.
       
       ## Stirnrunzeln über Dialogangebot
       
       Schon das hatte vielerorts für Stirnrunzeln gesorgt. Doch mit seinem
       Vorstoß, Pegida sogar seine Räume zur Verfügung zu stellen, hat Richter für
       viele eine Grenze überschritten. „Völlig absurd“ nannte es die
       Rechtsextremismus-Expertin der Grünen, Monika Lazar, „wenn Personen, die
       rechtspopulistische oder rassistische Positionen vertreten, ein solches
       Forum geboten wird“. Und Petra Pau findet: „Die Landeszentralen haben einen
       öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag. Sie sollen möglichst neutral sein
       und nicht etwa Bewegungen wie Pegida hofieren“.
       
       Die SPD-Spitze sprach sich sogar klar gegen jeden offiziellen Dialog mit
       den Demonstranten und den Veranstaltern von Pegida aus. Es wäre „ein völlig
       falsches Zeichen gegenüber hier lebenden Muslimen, Zuwanderern und allen,
       die für ein tolerantes und weltoffenes Deutschland stehen“, einen solchen
       Dialog zu suchen, sagte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi am Montag in
       Berlin. „Die Mehrheit der Deutschen denkt anders als Pegida“, betonte sie.
       
       „Unfassbar“, nannte auch das antirassistische Bürgerbündnis „Dresden
       Nazifrei“ das Vorgehen der Landeszentrale in Dresden, und fragte, ob seine
       nächste Pressekonferenz auch dort stattfinden könne. „Statt Pegida
       einzuladen, sollte Frank Richter Flüchtlinge und Flüchtlingsinitiativen
       einladen und dazu beitragen, dass endlich auch in Sachsen eine
       Willkommenskultur Einzug hält“, schlug dagegen die Linken-Politikerin
       Martina Renner gegenüber der taz vor.
       
       19 Jan 2015
       
       ## LINKS
       
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