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       # taz.de -- Omikron-Lage an den Schulen: Präsenz für alle muss weitergehen
       
       > Auch wenn die Inzidenzen hoch sind, die Corona-Lage ist eine andere als
       > vor einem Jahr. Deshalb müssen die Schulen offen bleiben.
       
   IMG Bild: Stäbchen rein, weitermachen: Schüler mit Teststäbchen
       
       Die [1][Inzidenzen können Angst machen derzeit], die Schulen müssen
       trotzdem offen bleiben – und mit offen bleiben ist gemeint:
       Präsenzunterricht in voller Klassenstärke muss weiter für alle stattfinden.
       Warum? Erstens, weil die Infektionslage, trotz Rekord-Inzidenzen, eine
       andere ist als im Lockdown vor einem Jahr: Damals spielte eine Impfquote
       noch keine Rolle. Zudem ist das Virus inzwischen weiter mutiert, und nach
       allem, was man bisher weiß, scheint Omikron in Verbindung mit einer hohen
       Impfquote weniger schwere und schwerste Verläufe zu verursachen.
       
       Das zusammengenommen heißt, dass wir uns – wie Charité-Virologe Christian
       Drosten am Wochenende [2][im Tagesspiegel-Interview] erklärte – am Übergang
       von einer Pandemie in eine Endemie befinden. Mit anderen Worten: Man muss
       überlegen, wie man mit dem Virus so umgeht, dass man wieder möglichst viel
       normales Leben zulässt.
       
       Drosten hat dabei auch klar gemacht, dass man das Virus noch längst nicht
       ungebremst „durchrauschen“ lassen kann, will man nicht viele Todesfälle in
       Kauf nehmen. [3][Spanien] und [4][Israel] bekommen das möglicherweise
       demnächst noch zu spüren. Auch in Deutschland ist die Impfquote schlicht
       noch nicht ausreichend – traurigerweise.
       
       Dennoch: Die Pandemie hat sich verändert im Vergleich zu Januar 2021, als
       die Kinder erst im Homeschooling und dann im Wechselunterricht in halben
       Klassenstärken waren. Also müssen sich auch die politischen Maßnahmen
       verändern. Dass, neben vielen anderen PolitikerInnen, die Regierende
       Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dieser Tage immer wieder betont,
       dass die Schulen offen bleiben müssen, ist eben genau eine solche Reflexion
       der veränderten Pandemie-Lage.
       
       ## Zum Wohle der Kinder
       
       Berlins Landeselternausschuss hatte am Freitag gefordert, die
       Präsenzpflicht aufzuheben – Eltern sollen also selbst entscheiden dürfen,
       ob sie ihr Kind noch zur Schule schicken wollen. Alles andere sei „keine
       Entscheidung zugunsten der Kinder“, hatte Landeselternsprecher Norman Heise
       gesagt.
       
       Dieser Hinweis auf das Kindeswohl ist eine recht steile These, wenn man
       davon ausgeht, dass vor allem die Kinder im Homeschooling gelitten haben,
       deren Eltern zu Hause kein Essen kochen und Aushilfslehrer spielen können –
       nicht immer, weil sie nicht wollen, sondern weil ihnen die Ressourcen
       fehlen.
       
       Man kann von der Krisenkommunikation der Senatsbildungsverwaltung bisweilen
       halten, was man will – aber was bisher gut funktioniert, ist die
       Corona-Warnampel für die Schulen. Immer donnerstags treffen sich
       Gesundheitsämter, Schulleitungen und Schulaufsicht, um jede Schule einzeln
       zu beurteilen. Und das ist auch richtig so: Warum sollte, mal angenommen,
       ein Gymnasium in Lichtenberg mit geringer Infektionslage in den
       Wechselunterricht, wenn in Reinickendorf mehrere Grundschulen betroffen
       sind?
       
       Die pandemische Lage ist komplexer geworden – was auch heißt, dass man es
       sich bei den Antworten nicht mehr allzu leicht machen darf.
       
       17 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5828521
   DIR [2] https://plus.tagesspiegel.de/wissen/charite-virologe-drosten-im-interview-wie-lange-geht-diese-qualerei-noch-weiter-361636.html
   DIR [3] /Omikron-in-Spanien/!5828104
   DIR [4] /Umgang-mit-Corona-in-Israel/!5823920
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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