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       # taz.de -- Orbán und Magyar mobilisieren: Zwei Märsche in Budapest
       
       > Zwei konkurrierende Aufmärsche finden zeitgleich in Budapest statt. Kann
       > Orbáns Herausforderer Magyar dem ungarischen Premier gefährlich werden?
       
   IMG Bild: Über Peter Magyar, Vorsitzender der Partei Respekt und Freiheit (TISZA), hat Victor Orban seinen schützenden Mantel ausgebreitet
       
       taz | Am Donnerstag demonstrierten Zehntausende Menschen in Budapest zum
       Gedenken an den Volksaufstand gegen die kommunistischen Machthaber im Jahr
       1956. Im Herzen der Hauptstadt fanden zeitgleich zwei konkurrierende
       Veranstaltungen statt: der regierungsnahe „Friedensmarsch“ mit Premier
       Viktor Orbán und, wenige Stunden später, der „nationale Marsch“, angeführt
       vom konservativen Oppositionsführer Péter Magyar.
       
       Orbán kam zuletzt stark unter Druck, denn Magyars Tisza-Partei werden gute
       Chancen eingeräumt, die Parlamentswahlen im Frühling zu gewinnen. Die
       beiden Aufmärsche können getrost als Wahlkampf eingestuft werden. Orbán
       sprach vor einer großen Menschenmenge auf dem Kossuth-Platz, direkt vor dem
       Parlamentsgebäude. Er würdigte seine Anhänger als möglicherweise „größte
       Patriotenbewegung Europas“, die das Land seit Jahren vor „Brüssel“ schütze.
       
       Orbán warf der EU vor, [1][sich am Ukrainekrieg beteiligen] und „weitere
       Dutzende Milliarden aus unseren Taschen“ ziehen zu wollen. Ungarn sei
       hingegen das einzige Land in Europa, das konsequent für Frieden einstehe.
       Wahr ist: Seit Beginn des großflächigen Angriffskriegs gegen die Ukraine
       verfolgt Ungarn eine konsequent prorussische Politik.
       
       Orbán kündigte an, dass Ungarn nicht mit dem angegriffenen Nachbarland in
       einem Militärbündnis sein werde: „Wir werden nicht für die Ukraine
       sterben.“ Er sprach neuerlich von einem geplanten Friedensgipfel in
       Budapest, von dem bereits seit August die Rede ist. Tatsächlich erteilte
       US-Präsident Donald Trump erst gestern einem solchen Gipfel mit dem
       russischen Machthaber Wladimir Putin eine Absage. Auf derartige
       Wahlkampfunterstützung muss Orbán also weiter warten.
       
       ## Ein Sieg für Magyar ist in Reichweite
       
       Der Premier betonte, dass seine Anhänger auch mit „getäuschten Ungarinnen
       und Ungarn“ sprechen sollen – und meinte damit jene, [2][die seinen
       Herausforderer Magyar unterstützen]. Zehntausende von ihnen hatten sich
       unterdessen wenige Kilometer entfernt zum „nationalen Marsch“ versammelt.
       
       Er führte von der Prachtstraße Andrássy út zum Heldenplatz, wo Magyar schon
       seinen Wahlkampfabschluss für die EU-Wahl im Juni 2024 abhielt. Bereits da
       erzielte Magyar mit knapp 30 Prozent einen Achtungserfolg. Aktuelle
       Umfragen zur Parlamentswahl sehen seine Tisza bei 40 bis 45 Prozent. Ein
       [3][Sieg über Orbán], der seit 15 Jahren durchregiert, wäre damit in
       Reichweite.
       
       Wegen Straßensperren und Staus verzögerte sich der Zeitplan des Marsches.
       Wie Orbán postete auch Magyar ein Luftbild seiner zahlreich erschienen
       Anhänger in den sozialen Medien. Bereits im Vorfeld schrieb er siegessicher
       auf Facebook: „Revolution 1956 – Systemwechsel 2026“.
       
       23 Oct 2025
       
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