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       # taz.de -- Osnabrücks OB Katharina Pötter: Auf Kriegsfuß mit der Kulturverwaltung
       
       > Osnabrücks CDU-Oberbürgermeisterin Katharina Pötter stürzt sich in Kämpfe
       > mit ihrer eigenen Kulturverwaltung. Sie enden in Niederlagen.
       
   IMG Bild: Wäre gerne ihren Kultusdezernenten los geworden: Katharina Pötter, hier bei einem Netzwerktreffen im Oktober 2024
       
       Osnabrück taz | Das Wort „Vision“ sei „schon ziemlich groß“, antwortet
       Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) in ihrem Videoformat
       „Frag die Oberbürgermeisterin“ auf die Frage: „Was ist Ihre Vision von
       Osnabrück in zehn Jahren?“ Dann streift sie, in knapp 40 Sekunden, ein paar
       Prestige-Bauprojekte, einen Smart-Business-Park, die Mobilitätswende.
       Fertig.
       
       Pötter zieht dabei Zettelchen aus einer Glasvase, die Fragen wirken ebenso
       vorbereitet wie die Antworten. Harmlos ist das, Geplätscher.
       Oberbürgermeisterin zu sein, sei „der tollste Job dieser Stadt“, sagt
       Pötter auch. Pötter, seit Ende 2021 im Amt, in Osnabrück davor Stadträtin
       für Soziales und Bürgerservice, vermittelt von sich gern ein Bild der
       Unaufgeregtheit und des Pragmatismus.
       
       Auch ein Bild der Offenheit und Nahbarkeit vermittelt sie gern. Beim
       Christopher Street Day (CSD) 2024 ging das allerdings ein bisschen schief.
       Der CSD Osnabrück hatte Pötter als Schirmfrau vorgestellt.
       
       Aus der [1][LGBTQIA+-Community] gab es dagegen flammenden Protest: Das
       Motto des CSD, „Kunterbunt statt Kackbraun“, verliere „irgendwie ziemlich
       an Überzeugung“, so eine Erklärung mit Unterzeichnern vom Feministischen
       Streikbündnis bis zum Lesekreis Kritische Männlichkeiten, wenn „eine
       kackbraune CDU“ präsent sei. Lokal gebe es „Beispiele für die
       Queerfeindlichkeit der CDU und Pötters selbst“, schreiben sie. „Kurz nach
       ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin wurde im Rat der Stadt beschlossen, die
       kurz zuvor eingeführte Verwendung von Gendersprache wieder zurückzunehmen.“
       
       ## Antrag auf Schließung der Kunsthalle
       
       Die Juristin, 46, verheiratet, Mutter von drei Kindern, hat 18 Jahre im
       Osnabrücker Stadtrat gesessen. Beruflich war viel Verwaltung dabei:
       Niedersächsische Landesschulbehörde, Niedersächsisches Kultusministerium,
       Niedersächsisches Innenministerium.
       
       In ihrer Antrittsrede als Oberbürgermeisterin sagt sie, was man zu solchen
       Gelegenheiten eben so sagt: „Gewaltige Aufgaben liegen vor uns.“ Von
       Visionen ist in der Folge wenig zu sehen. Dafür stürzt sich Pötter in
       Auseinandersetzungen mit der Kulturverwaltung der Stadt. Sie enden in
       Niederlagen.
       
       Jüngstes Beispiel: Pötters Versuch, Anfang Juni im Rat der Stadt den Antrag
       von Kultusdezernent Wolfgang Beckermann ablehnen zu lassen, über das
       reguläre Pensionsalter hinaus noch ein weiteres Jahr im Amt zu bleiben.
       Pötter hätte Beckermanns Job gerne an sich gezogen. Die Mehrheit des
       Stadtrats schmetterte das ab: Beckermann darf bis Oktober 2026 bleiben.
       
       Dass es die Kultur unter Pötter besser hätte, darf bezweifelt werden.
       Schließlich waren es Osnabrücks CDU-Kreisverband und -Ratsfraktion, die
       2024 [2][forderten, die Ausstellung „Kinder, hört mal alle her!“ der
       Kunsthalle zu schließen.] Eine Welle der Empörung brandete ihnen entgegen.
       
       Auf die Kunsthalle hat Pötter sich eingeschossen. Sie hat deren Standort
       für einen „Dritten Ort“ ins Gespräch gebracht, mit „Kultur, einer großen
       Bibliothek und viel Raum zum Verweilen und für Begegnungen“. Ihr gehe es
       „nicht darum, die Kunsthalle abzuschaffen“, [3][sagt Pötter 2022 der taz],
       „sondern sie in ein größeres Konzept zu integrieren“.
       
       Beckermann hatte sich damals für den Status quo der Institution stark
       gemacht. Anfang 2023 ging Pötters Antrag im Stadtrat brachial baden.
       Pötters Amtszeit endet 2026. Wird sie wiedergewählt, hat sie weitere acht
       Jahre für Fehden mit der Kultur. Gewinnen wird dabei keiner.
       
       11 Jun 2025
       
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