# taz.de -- „Parasite“ bester Film bei Oscars 2020: Bong räumt bei Oscars ab
> Als erster nicht englischsprachiger Film gewinnt das Drama „Parasite“ den
> Oscar als „Bester Film“. Regisseur Bong Joon-ho bleibt bescheiden.
IMG Bild: Haben nur auf dem Klo WLAN: Kim Ki-jung (Park So-dam, l.) und Kim Ki-woo (Choi Woo-shik)
Peking taz | „Jetzt werde ich bis in die Morgenstunden trinken“, sagte Bong
Joon-ho auf der Bühne des Dolby Theatres in Los Angeles. Grund dafür hat er
genug: Der 50-jährige Regisseur aus Südkorea hat am Sonntagabend
Filmgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal erhält mit „Parasite“ [1][ein
nichtenglischsprachiger Film den begehrten Oscar für den „Besten Film“].
Und gleich dazu noch drei weitere goldene Statuen, darunter für die „Beste
Regie“.
[2][Die jubelnde Internet-Gemeinde] hat Bong indes schon seit Monaten in
den sozialen Medien zum neuen Liebling gewählt. Auch deshalb, weil der
Regisseur bodenständig wirkt. So etwa bei der Premiere von „Parasite“
[3][bei den Filmfestspielen von Cannes], als er das Publikum nach
minutenlangen Standing Ovations bat, doch bitte zum Ende zu kommen, weil er
hungrig sei und endlich abendessen wolle. Oder als er einem US-Reporter auf
die Frage nach der weltweiten Relevanz der Oscar-Verleihung nur
schulterzuckend entgegnete: „Das ist kein internationales Filmfestival,
sondern eine sehr lokale Angelegenheit.“
Ausgerechnet jener Bong erbringt nun den Gegenbeweis: „Parasite“ hat auch
die untertitelfaulen US-Amerikaner in die Kinosäle gelockt und allein in
den Vereinigten Staaten mehr als 25 Millionen US-Dollar an den Kinokassen
eingespielt. Weltweit sind es sogar über 165 Millionen US-Dollar. Dabei war
der Film mit umgerechnet rund 11 Millionen US-Dollar Produktionskosten
vergleichsweise billig.
[4][„Parasite“ handelt von zwei Familien] an unterschiedlichen Enden des
Wohlstandsspektrums: Die Kims leben in einer ärmlichen Kellerwohnung in
Seoul, die Parks in einer festungsgleichen Villa am Berghang mit riesigem
Garten und teuren Luxusmöbeln. Ohne vereinfachende Klischees zeigt Bong die
wachsende Ungleichheit zwischen Reich und Arm und skizziert die
südkoreanische Gesellschaft: So reden die Hauptdarsteller in einem Dialog
von einer einzelnen Jobausschreibung als Wachpersonal, auf die sich rund
500 Universitätsabgänger beworben haben. Einen ähnlichen Fall hat der
Regisseur in einem Zeitungsartikel gesehen.
## Regisseur Bong geht es um die cineastische Erfahrung
Obwohl der Regisseur in „Parasite“ einiges an ideologischer
Kapitalismuskritik verpackt: Ihm geht es zuallererst um die cineastische
Erfahrung. Mit seinen Filmen wolle er den Zuschauer „beim Kragen packen und
durchschütteln“, [5][sagte Bong kürzlich dem Guardian in einem Interview].
Stunden später solle dann die intellektuelle Botschaft einsetzen.
„Parasite“ ist nicht der erste südkoreanische Film, der Zuschauer kräftig
durchschüttelt. In den 2000er Jahren gab es bereits eine „erste Welle“ der
südkoreanischen Kinokunst. Gefeierte Regisseure sind Park Chan-wook („Old
Boy“), Kim Ki-duk („Die Insel“) und Bong Joon-ho, die Zuschauer und
Kritiker ebenfalls für ihre eindringliche Bildsprache feiern.
Bong selbst stammt übrigens aus der oberen Mittelschicht, sein Vater lehrte
Kunst an einer Universität. Auch heute, nach einer beachtlichen Karriere
mit neun Spielfilmen, lebt der Südkoreaner – anders als die wohlhabende
Familie Park in „Parasite“ – bescheiden: in einem Seouler Apartment im
neunten Stock.
10 Feb 2020
## LINKS
DIR [1] /Subtile-Botschaften-bei-den-Oscars/!5662634
DIR [2] https://www.reddit.com/r/movies/comments/c2x1u2/parasite_is_a_masterpiece_for_years_to_come/
DIR [3] /Die-72-Filmfestspiele-von-Cannes/!5595177
DIR [4] /Cannes-Sieger-Parasite-im-Kino/!5629704
DIR [5] https://www.theguardian.com/film/2020/jan/31/parasite-director-bong-joon-ho-korea-seems-glamorous-but-the-young-are-in-despair
## AUTOREN
DIR Fabian Kretschmer
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