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       # taz.de -- Parlamentswahl in Indien: Modi sieht sich als Sieger
       
       > Es sind noch nicht alle Stimmen ausgezählt, Anhänger der regierenden BJP
       > bejubeln aber schon die vorläufigen Zahlen. Kritik kommt von der
       > Opposition.
       
   IMG Bild: Sie feiern jetzt schon: Anhänger*innen der regierenden BJP in Neu Delhi
       
       Neu Delhi ap | Der indische Premierminister Narendra Modi hat den Sieg bei
       den Parlamentswahlen für seine Partei reklamiert. Daten der Wahlkommission
       zufolge liegt [1][seine hindu-nationalistische Bharatiya Janata Party] bei
       den Auszählungen für 299 der 542 Parlamentssitze in Führung. BJP-Präsident
       Amit Shah rief seine Partei zur Wahlsiegerin aus. Modi selbst
       [2][twitterte]: „Indien gewinnt schon wieder.“
       
       Modi regiert seit 2014. Sein größter Herausforderer, die Kongresspartei von
       Rahul Gandhi, lag laut vorläufigen Ergebnissen bei 50 Sitzen in Führung.
       Wie viel Prozent der Stimmen am frühen Donnerstagnachmittag (Ortszeit)
       ausgezählt waren, wurde nicht mitgeteilt. Ein endgültiges Ergebnis wurde
       frühestens für den Abend erwartet.
       
       Die Wahl galt als Referendum über Modis Politik der vergangenen fünf Jahre.
       Seine ökonomischen Reformen waren zwar nicht sehr erfolgreich, trotzdem ist
       er durch die Gesellschaftsschichten hindurch beliebt. Kritiker sagen, seine
       Politik nach dem Motto „Hindus zuerst“ verursache soziale Spannungen in dem
       Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern.
       
       Im Wahlkampf hatte Modi sich als Selfmade-Mann präsentiert, der sich traut,
       Indiens wirtschaftliches Potenzial freizusetzen. Seinen Rivalen Gandhi
       stellte er als Teil einer abgehobenen Elite dar. Gandhi ist ein Spross der
       wichtigsten modernen politischen Dynastie Indiens, die 2014 die Macht
       verlor.
       
       ## Glückwünsche aus Israel und China
       
       Bereits am Sonntag, als die Wahlen in der größten Demokratie der Welt nach
       knapp sechs Wochen und mit 900 Millionen registrierten Wählern endeten,
       deutete ein halbes Dutzend Umfragen einen Sieg für Modi an. „Modi wird der
       nächste Premierminister, wir sind uns sehr sicher“, sagte Meenakshi Lekhi,
       Mitglied des bisherigen Parlaments in Neu Delhi. Bis zum Vormittag war der
       indische Sensex um 2,3 Prozent auf ein Allzeithoch von über 40.000 Punkten
       gestiegen.
       
       Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Präsidenten
       der Nachbarländer China und Sri Lanka, Xi Jinping und Maithripala Sirisena,
       twitterten Glückwünsche.
       
       Vor der BJP-Parteizentrale in Neu Delhi jubelten Hunderte Menschen und
       riefen Parteislogans, hielten Porträts von Modi und Shah, in die Luft.
       Andere trommelten und zündeten Feuerwerkskörper. Shah nannte Modis
       Führungsstärke als Grund für den mutmaßlichen Sieg.
       
       ## Kritik an den Abstimmungsgeräten
       
       Der 29-jährige Verkäufer Mohit Sharma sagte, Indien habe noch nie einen
       Premierminister wie Modi gehabt. Bisherige Premiers hätten „in
       klimatisierten Räumen“ gesessen und keinen Kontakt zur Bevölkerung gehabt.
       „Modi war nie so. Er hat sich immer mit den Menschen über soziale Medien
       verbunden“, sagte Sharma. Die BJP hat soziale Medien wie Twitter viel
       genutzt. Modi hat dort über 47 Millionen Follower und erreicht auch über
       Whatsapp Millionen Unterstützer.
       
       Vor dem Sitz der Kongresspartei standen nur ein paar Parteimitarbeiter. Sie
       sahen niedergeschlagen aus. Der 50-jährige Jagdish Sharma machte die
       Auszählungsmethoden verantwortlich: „Rahul Gandhi ist der Liebling der
       Massen, aber er hat nur wegen der EVM verloren.“ EVM steht für
       elektronische Abstimmungsgeräte (electronic voting machines). „Solange EVM
       existieren, kann sogar Lord Vishnu Modi nicht besiegen“, sagte Sharma mit
       Verweis auf einen mächtigen Hindu-Gott.
       
       Die Wahlberechtigten in Indien stimmen seit 15 Jahren mit elektronischen
       Geräten ab, nachdem es bei der händischen Auszählung von Stimmzetteln
       Beschwerden über Betrug gab. [3][Unterlegene Kandidaten und politische
       Parteien] haben immer wieder Zweifel an der Genauigkeit und Verlässlichkeit
       der elektronischen Methode geäußert.
       
       23 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Vor-der-Parlamentswahl-in-Indien/!5584770
   DIR [2] https://twitter.com/narendramodi/status/1131488026247323648
   DIR [3] /Wahlen-in-Indien/!5594571
       
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