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       # taz.de -- Parlamentswahlen in Albanien: Sozialist Edi Rama gewinnt Wahlen
       
       > Premierminister Edi Rama von der regierenden sozialistischen Partei hat
       > die Parlamentswahlen in Albanien für sich entschieden. Wahlbeobachter
       > sehen Beeinflussung.
       
   IMG Bild: Geht als Sieger hervor: Albaniens Ministerpräsident Edi Rama (M) lächelt während seiner Hauptwahlkampfveranstaltung, am 9.5.2025
       
       Split taz | Bei den [1][albanischen Parlamentswahlen] vom 11. Mai 2025 hat
       die regierende Sozialistische Partei (PS) unter Premierminister Edi Rama
       klar gewonnen. Nach Auszählung von 96 Prozent der Stimmen liegt die PS mit
       etwa 52 Prozent deutlich vor der oppositionellen Demokratischen Partei (PD)
       unter Sali Berisha, die rund 34 Prozent erreicht. Diese Ergebnisse deuten
       auf eine absolute Mehrheit von 82 Mandaten für die PS im 140 Sitze
       umfassenden Parlament hin. Die PD käme auf 51 Sitze. Das vorläufige
       Endergebnis soll noch am Dienstag vorliegen.
       
       Edi Rama, seit 2013 im Amt, sichert sich damit [2][eine vierte Amtszeit] –
       ein Novum in der postkommunistischen Geschichte Albaniens. Seine Kampagne
       betonte die Fortsetzung der EU-Integrationsbemühungen mit dem Ziel eines
       Beitritts bis 2030, gestützt auf Fortschritte in Bereichen wie Justizreform
       und Infrastrukturentwicklung. Seit 2009 ist Albanien Mitglied der Nato,
       Verhandlungen über [3][einen EU-Beitritt] laufen seit etwa drei Jahren –
       Beitrittskandidat ist der Balkanstaat bereits seit 2014.
       
       Ein zentrales wirtschaftliches Ziel der PS ist die Stärkung des
       Tourismussektors, mit dem ambitionierten Plan, die Besucherzahlen von 10
       Millionen im Jahr 2024 auf 30 Millionen bis 2030 zu erhöhen. Der
       Tourismusboom hat in den vergangenen Jahren zu wirtschaftlichem Wachstum
       geführt. (vier Prozent für 2024). Mit zweifelhaften Folgen für Natur und
       Gemeinden.
       
       Laut internationalen Wahlbeobachtern unter Führung der Organisation für
       Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gebe es Hinweise auf
       Wahlbeeinflussung. Im Wahlkampf sei es zu „Missbrauch öffentlicher
       Ressourcen und institutioneller Macht durch die Regierungspartei“ gekommen.
       Außerdem gebe es Berichte über „Einschüchterung“, sowie „Druck auf
       Staatsbedienstete und andere Wähler“.
       
       Auch Stimmen aus der Zivilgesellschaft und internationale Institutionen
       bemängelten den Missbrauch öffentlicher Ressourcen, eine polarisierende
       Rhetorik und ungleiche Medienberichterstattung, die kleinere Parteien
       benachteiligt habe. Zudem werfen Korruptionsskandale, wie die Verhaftung
       des Tiranaer Bürgermeisters Erion Veliaj, Schatten auf die
       Regierungspartei. Der albanischen Öffentlichkeit ist auch nicht verborgen
       geblieben, das gerade der Bausektor zu einer Quelle der Korruption geworden
       ist.
       
       Die Opposition: Demokratische Partei (PD) und Verbündete 
       
       Die PD unter der Führung des 80-jährigen Sali Berisha, dem ehemaligen
       ersten demokratisch gewählten Präsidenten nach Sturz des kommunistischen
       Regimes, konnte trotz US-amerikanischer Wahlkampfhilfe – inklusive Slogans
       wie „Make Albania Great Again“ – keine entscheidenden Wählergewinne
       erzielen. Die USA und Großbritannien haben gegen Berisha wegen Korruption
       Sanktionen verhängt. In Albanien sind ebenfalls wegen Korruption, aber auch
       wegen Geldwäsche Ermittlungsverfahren anhängig. Die PD hat sich deutlich
       nach rechts entwickelt.
       
       Bereits in ihrer Regierungszeit (bis 2013) war die PD mit
       Korruptionsvorwürfen bzgl. Privatisierungen und Investorendeals
       konfrontiert. Im Wahlkampf suchte die Opposition häufig Rückhalt bei
       internationalen Organisationen (EU, OSZE) und den USA, um die Regierung zu
       delegitimieren, ohne jedoch selbst ein überzeugendes Alternativkonzept
       vorzulegen.
       
       Die Opposition insgesamt präsentierte sich im Wahlkampf zersplittert und
       geschwächt. Neben der PD traten kleinere Parteien wie die Freiheitspartei
       (LSI) und neue Bewegungen wie „Mundësia“ an. Von letzteren konnten einige
       die Sperrklausel (2,5 Prozent) überwinden.
       
       Wahlbeteiligung und Diaspora 
       
       Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 42,16 Prozent, was einen Rückgang um vier
       Prozent im Vergleich zu den Wahlen 2021 darstellt. Erstmals konnten auch
       rund 191.000 im Ausland lebende Albaner per Onlineabstimmung teilnehmen.
       
       Der Wahlausgang bestätigt die Dominanz der Sozialistischen Partei unter Edi
       Rama, trotz bestehender Herausforderungen wie Korruption und politischer
       Polarisierung. Die Opposition bleibt fragmentiert und konnte keine
       überzeugende Alternative bieten. Die geringe Wahlbeteiligung signalisiert
       jedoch eine wachsende politische Apathie und Unzufriedenheit in der
       Bevölkerung.
       
       13 May 2025
       
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