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       # taz.de -- Patente für Corona-Impfstoffe: Biden legt vor, die EU zögert
       
       > Bislang folgen weder Brüssel noch Berlin der US-Kehrtwende beim
       > Patentschutz. Das wäre aber nötig, um die Pandemie weltweit einzudämmen.
       
   IMG Bild: Cooler Kehrtwender: US-Präsident Joe Biden
       
       „Führen durch gutes Beispiel.“ Diesen Anspruch hat die Regierung Biden mit
       der Kehrtwende bei dem bislang auch in Washington hochgehaltenen
       Patentschutz für Corona-Impfstoffe [1][in erfreulicher Weise eingelöst].
       Und das gegen massiven Widerstand von immerhin vier der zehn weltgrößten
       Pharmakonzerne, die ihren Sitz in den USA haben.
       
       Konkrete Folgen hätte die Kehrtwende der USA allerdings nur, wenn die EU,
       Deutschland, die Schweiz und die übrigen Hauptsitzländer der
       Pharmahersteller dem guten Beispiel folgen. Bislang sieht es leider noch
       nicht so aus. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wirft mit ihrer
       positiv klingenden Bereitschaftserklärung zu angeblich erst jetzt
       anstehenden „Diskussionen“ über eine Aussetzung des Patentschutzes
       Nebelkerzen und setzt auf weitere Verzögerung.
       
       Solche Diskussionen und ernsthafte Verhandlungen wären seit Einbringung des
       indisch-südafrikanischen Antrags bei der Welthandelsorganisation (WHO) im
       September vergangenen Jahres möglich und dringend notwendig gewesen. Bei
       der EU-Kommission und der Bundesregierung gab es dazu aber keinerlei
       ernsthafte Bereitschaft.
       
       Stattdessen setzt man in Brüssel und Berlin weiterhin stur auf die
       Impfkampagne Covax und andere Instrumente zur Eindämmung der Pandemie in
       den armen Ländern des Südens: Instrumente, die nachweislich und inzwischen
       auch aus Sicht der neuen US-Regierung [2][nicht oder nur mangelhaft
       funktionieren] und die selbst bei einer perfekten Umsetzung nicht
       ausreichen würden, um einen Mindestanteil der Bevölkerung in den armen
       Ländern zu impfen, der für die globale Eindämmung der Pandemie nötig ist.
       
       ## Demokratiepolitischer Dauerskandal
       
       Es gibt viele Hinweise darauf, dass die Bundesregierung innerhalb der EU
       der Hauptbremser gegen eine Aussetzung des Patentschutzes ist. Stecken
       dahinter die Interessen des mit seinem Corona-Impfstoff erfolgreichen
       Unternehmens Biontech? Oder sind es die drei deutschen Pharmariesen Bayer,
       Boehringer Ingelheim und Merck, die einen Präzedenzfall bei der WHO
       verhindern wollen? Für die – im Wortsinn – fatalen Folgen dieser Politik
       der Bundesregierung ist das egal.
       
       Und der demokratiepolitische Dauerskandal ist wie in den vergangenen 30
       Jahren – seit die EU im Namen ihrer Mitgliedsstaaten Handelsverträge
       abschließt –, dass der Bundestag, die Parlamente der anderen EU-Staaten und
       das EU-Parlament ihre Verantwortung für die für so viele Menschen im Rest
       der Welt sehr folgenreiche Außenwirtschaftspolitik Europas nicht
       wahrnehmen.
       
       6 May 2021
       
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   DIR Andreas Zumach
       
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