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       # taz.de -- Pechstein für den Bundestag: Politics on Ice
       
       > Eisschnellläuferin Claudia Pechstein will Berlins Südosten für die CDU im
       > Bundestag vertreten. Ihr Lebensgefährte hatte da einst Hausverbot.
       
   IMG Bild: Freundliche Kandidatin: Claudia Pechstein macht jetzt in Politik
       
       Berlin taz | So freundlich hat man [1][Claudia Pechstein] schon lange nicht
       mehr gesehen. Wer im Berliner Südosten unterwegs ist, der kann sich dem
       Lächeln dieser Frau kaum entziehen. So gestrahlt hat die Eisschnellläuferin
       vielleicht das letzte Mal im Jahr 2006, als sie in Turin ihre letzte
       olympische Goldmedaille gewonnen hat. Fünf sind es insgesamt – nicht übel.
       „Frischer Wind für den Bundestag“, steht auf den Plakaten, die die CDU für
       sie im ganzen Bezirk Treptow-Köpenick größzügig verteilt hat. Jetzt ist sie
       also Politikerin.
       
       Wie das gekommen ist? Nun ja, die CDU hat eine neue Kandidatin gebraucht,
       weil Niels Korte, der in der Vergangenheit in den hoffnungslosen Kampf
       gegen Gregor Gysi um das Direktmandat im Südosten der Hauptstadt gezogen
       war, in einen jener sinistren Maskendeals verwickelt war, die zur Pandemie
       in Deutschland gehören wie Diskussionen über den Wert von Inzidenzangaben.
       Dass Pechstein [2][auf Platz sechs der Landesliste] gelandet ist, war dann
       doch eine Überraschung.
       
       Sollte die CDU in Berlin ähnlich abschneiden wie vor vier Jahren, als sie
       22 Prozent geholt hat, könnte Pechstein tatsächlich in den Bundestag
       einziehen. Vielleicht zieht es sie dann in den Sportausschuss. Das ist
       jenes Gremium, dessen Mitglieder von Pechsteins Lebensgefährten einst
       bedroht worden sind, was zur Folge hatte, dass der Bundesinnenminister ein
       Hausverbot für Pechsteins Liebsten ausgesprochen hat.
       
       ## Blutiger Verdacht
       
       Es ging in jener Zeit hoch her rund um die Person Pechstein. Weil einer
       ihrer Blutwerte auffällig war, hatte die Internationale Eisschnelllaufunion
       Pechstein 2009 für zwei Jahre gesperrt. Die ließ daraufhin nichts
       unversucht, um ihre Unschuld zu beweisen. Später präsentierte sie
       Gutachten, aus denen hervorging, dass eine angeboren Anomalie zu den
       auffälligen Werten bei ihr geführt hat. Sie galt als rehabilitiert und lief
       weiter.
       
       Die 49 Jahre alte Athletin läuft noch immer. Und sie gehört noch immer zur
       deutschen Elite. Ihr Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele
       im Februar nächsten Jahres in Peking. Bis dahin hat sich der Bundestag
       längst konstituiert. Die Bundespolizistin, die sich gerne in Uniform
       ablichten lässt und das Thema innere Sicherheit zu ihrem politischen
       Expertenfeld erklärt hat, wäre dann die erste aktive Leistungssportlerin,
       die im Bundestag sitzt.
       
       Matthias Große, der es als Betreiber von Obdachlosenunterkünften zu
       ansehnlichem Wohlstand gebracht hat, ist übrigens keine Persona non grata
       mehr. Als Präsident der Deutschen Eisschnellauf- und
       Shorttrack-Gesellschaft gehört er zum sportpolitischen Establishment im
       Land.
       
       6 Sep 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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