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       # taz.de -- Plasberg-Sendung wird wiederholt: Hart, aber noch mal
       
       > Die „Hart aber fair“-Sendung zu Gleichberechtigung wurde aus der
       > Mediathek gelöscht und wird neu gedreht. Keine gute Idee.
       
   IMG Bild: Kubicki macht‘s vor (Symbolbild)
       
       Besonders genial ist die Idee nicht: Die aus der ARD-Mediathek gelöschte
       „Hart aber fair“-Sendung zum Thema Gleichberechtigung wird noch mal neu
       durchgespielt, mit fast denselben Gästen. Die [1][Sendung vom 2. März] war
       genau so [2][bekloppt verlaufen] wie die Besetzung und der Titel vermuten
       ließen: Unter dem Motto „Nieder mit den Ampelmännchen, her mit den
       Unisex-Toiletten: Deutschland im Gleichheitswahn“ kamen unter anderem
       solche Perlen zustande wie der Vorwurf von Wolfgang Kubicki,
       stellvertretender FDP-Vorsitzender, an Anton Hofreiter, Co-Vorsitzender der
       Grünen-Bundestagsfraktion: „Er sieht ja auch schon gendermäßig aus.“
       Außerdem erklärte Kubicki, dass sein Hund, ein Rüde, von sich aus gelernt
       habe, das Bein zu heben zum Pinkeln. „Deshalb glaube ich schon, dass es
       einen Unterschied gibt zwischen Männern und Frauen.“
       
       Neben Kubicki und Hofreiter waren am Start: die feministische Autorin und
       #aufschrei-Mitinitiatorin Anne Wizorek, die Schauspielerin Sophia Thomalla
       und die antifeministische Autorin und [3][„Gender-Kritikerin“] (SZ) Birgit
       Kelle.
       
       Damit standen Wizorek und Hofreiter alleine auf der Seite derer, die den
       „Gleichheitswahn“ verteidigen mussten gegen die Vorwürfe von Kelle, Kubicki
       und Thomalla und nicht zuletzt Moderator Frank Plasberg, der schon in der
       Anmoderation vom „Alltagswahnsinn, den wir uns hier in Deutschland leisten“
       sprach (Professuren! Zum Thema Geschlechtergerechtigkeit!) und sich
       bemühte, möglichst absurde Beispiele dafür zu bringen.
       
       WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn muss sich nun gegen den Vorwurf
       [4][verteidigen], er habe sich vom Deutschen Frauenrat und anderen
       Verbänden zur Zensur drängen lassen. In einer [5][Stellungnahme] der
       Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/Gleichstellungsstellen NRW
       hieß es zum Beispiel: „Es handelt sich um einen ungeheuerlichen
       Machtmissbrauch des ‚Moderators‘, die neutrale Position zu verlassen und
       auf diese Art und Weise ZuschauerInnen manipulieren zu wollen.“ Die Sendung
       habe daher gegen den Programmgrundsatz journalistischer Fairness
       widersprochen. „Beiträge aus der Mediathek herauszunehmen, ist kein
       ungewöhnlicher Vorgang“, erklärte Schönenborn. Im Archiv sei die Sendung
       zudem immer noch verfügbar.
       
       ## Nochmal, nur schlimmer
       
       Bis auf Hofreiter sagten nun alle Gäste von damals zu, an einer Neuauflage
       der Sendung im September teilzunehmen. Man kann sich vorstellen, wie das
       laufen wird. Wolfgang Kubicki [6][verriet der Bild-Zeitung vorab]: „Meine
       erste Frage in der Runde wird sein: Lieber Herr Plasberg, was darf ich
       sagen, ohne gleich wieder aus der Mediathek zu fliegen?“ Birgit Kelle
       [7][twitterte]: „Hoffentl. genehmigt Frauenrat Besetzungsliste!“ Und Sophia
       Thomalla [8][erklärt auf stern.de], „feministische Extremistinnen“ hätten
       den Rundfunkrat überredet, die Folge zu löschen.
       
       Es wird sich also in der neuen Sendung vermutlich hauptsächlich darum
       drehen, wie weit die feministische Killerdiktatur in Deutschland schon
       fortgeschritten ist. Gar nichts darf man mehr sagen, blabla, man darf auch
       nicht mehr flirten, blabla, man darf ja wohl überhaupt gar nichts mehr.
       Dabei wird man ja wohl noch feststellen dürfen, dass Hunde halt an Bäume
       pinkeln. „Die Groteske um den feministischen Zensur-Terror in Deutschland
       wird immer skurriler“, schreibt ein österreichisches
       Medien-[9][„Watchblog“].
       
       Es ist ein Standardvorwurf an Feministinnen und an Linke, dass sie alles
       zensieren wollen. Es ist kein Wunder, wenn sich nun die geladenen Gäste
       durch die Entscheidung des WDR, die Sendung aus der Mediathek zu löschen,
       in genau dieser Haltung bestätigt sehen. Und man weiß wiederum nicht,
       welches Wunder geschehen sollte, dass im Remake der Sendung irgendetwas
       besser läuft als beim Original.
       
       26 Aug 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=EXRdt0tG1Fw
   DIR [2] /TV-Kritik-Hart-aber-fair/!5018268
   DIR [3] http://www.sueddeutsche.de/medien/umstrittene-hart-aber-fair-sendung-plasberg-laedt-fuer-gender-talk-dieselben-gaeste-ein-1.2621894
   DIR [4] https://presse.wdr.de/plounge/wdr/unternehmen/2015/08/20150824_stellungnahme_hart_aber_fair.html;jsessionid=D5A7577AFE6619D7A0ED860A35F5A793.presse2
   DIR [5] http://www.frauenrat.de/deutsch/infopool/nachrichten/informationdetail/article/nrw-gleichstellungsbeauftragte-legen-programmbeschwerde-gegen-hart-aber-fair-ein.html
   DIR [6] http://www.bild.de/politik/inland/hart-aber-fair/skandal-sendung-wird-am-7-september-wiederholt-42322490.bild.html
   DIR [7] http://twitter.com/Birgit_Kelle/status/635817689068531712
   DIR [8] http://www.stern.de/kultur/tv/plasberg-talk--sophia-thomalla-zur-loeschung-ihres--hart-aber-fair--auftritts-6413664.html
   DIR [9] http://www.orf-watch.at/Debatte/2015/08/radikalfeminismus-zensur-die-ard-und-der-orf#sthash.RhAah4YI.dpuf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Margarete Stokowski
       
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