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       # taz.de -- Podcast über Leonard Cohen: Hoffnung ohne Siegeslärm
       
       > Ein neuer Podcast zeichnet das Werk und Wirken des Schriftstellers und
       > Musikers Leonard Cohen nach. Zu hören ist, was es kostet, ein Genie zu
       > sein.
       
   IMG Bild: Leonard Cohen, hier bei einem Konzert in Manchester am 31 August 2013
       
       Die Dunkelheit lichtet sich, wenn man älter wird. Allein für diesen von der
       kanadischen Legende vermittelten Hoffnungsschimmer lohnt sich d[1][er
       Podcast „So long, Cohen“] – denn wirklich bestätigen kann ich das als
       Mitt-50er derzeit jedenfalls nicht.
       
       Doch das war ja vielleicht immer das [2][„Amt des Dichters“] – so eine
       Formulierung seines Poetenkollegen Rainer Kirsch –, wie Leonard Cohen es
       verstanden hat: Hoffnung ohne Siegeslärm zu verbreiten, Melancholie nicht
       als spinnerten Quatsch abzuwerten, sondern darauf zu bestehen, dass es beim
       Leben und Überleben am Anfang und am Ende um den Einzelnen geht.
       
       Denn wenn der es nicht schafft, seiner Existenz die nötige Portion Glück
       abzugewinnen – wie soll es der aus Einzelnen bestehenden Gemeinschaft
       gelingen?
       
       Insofern ist der Zugang über das kleinkindliche Ich, das auf dem
       Plattenspieler der Mutter mit fünf Jahren zum ersten Mal einen Cohen-Song
       hört, den Podcast-Host und Autorin (zusammen mit Denise Fernholz) Diviam
       Hoffmann gewählt hat, schlüssig; und gut ist aber ebenso, dass sie sich in
       den weiteren Folgen zumindest etwas mehr zurücknimmt und anderen Stimmen
       mehr Raum lässt, insbesondere natürlich Leonard Cohen selbst. Denn der ist
       so groß, dass die eigenen Geschichtchen dagegen doch arg klein wirken.
       
       ## Nicht gut genug
       
       Zur Größe, zum Individualismus gehört auch, dass es unfair zugeht in der
       Welt, dass es Begabung gibt, und dass der vielleicht wesentliche Teil jede
       Begabung gar nicht so sehr die jeweilige handwerkliche Fähigkeit ist,
       sondern die charakterliche, sie auch [3][mit Rücksichtslosigkeit gegen sich
       und andere] durchzusetzen. Cohen hat das praktiziert und erlitten. Sein
       Song „Halleluja“ wurde von seiner Plattenfirma zunächst abgelehnt: „Sie
       dachten, er sei nicht gut genug.“
       
       Nun, da haben sie sich getäuscht. Und getäuscht sah sich Cohen, als er 2004
       von seinem buddhistischen Retreat in Kalifornien herabstieg und bemerken
       musste, dass seine Managerin sein Vermögen veruntreut hatte: für ihn und
       seine Fans der Beginn eines wundervollen Alterswerks, das der Popkultur
       noch viel Material zur Zweitverwertung geben wird.
       
       30 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ardaudiothek.de/sendung/so-long-cohen-beautiful-loser-und-weltstar-leonard-cohen/13718691/
   DIR [2] https://www.zvab.com/signiert/Amt-Dichters-Aufs%C3%A4tze-Rezensionen-Notizen-1964-1978/30689170504/bd
   DIR [3] https://english.elpais.com/culture/2022-08-09/little-axel-the-sad-story-of-the-boy-who-grew-up-with-leonard-cohen.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ambros Waibel
       
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