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       # taz.de -- Politik auf Social Media: Die Supermacht der Influencer
       
       > Der erschossene Podcaster Charlie Kirk war einer der engsten
       > Trump-Vertrauten. Doch nicht nur in den USA gewinnen Social-Media-Stars
       > an politischem Einfluss.
       
   IMG Bild: Influencer Charlie Kirk am 10. September vor seinen Fans, wenige Stunden bevor er erschossen wurde
       
       Sechs Wochen nach der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten
       verkündete einer seiner beliebtesten Fürsprecher auf einer Bühne in Phoenix
       noch einen weiteren Machtwechsel. „Leute, wir sind jetzt die Medien, nicht
       sie“, sagte der 31-jährige Podcaster Charlie Kirk kämpferisch vor Tausenden
       jungen Unterstützern. „Ihre Macht schwindet und zerfällt“, rief er auf dem
       Treffen der von ihm gegründeten rechtspopulistischen Jugendorganisation
       Turning Point USA. „Niemand liest ihr Zeug.“
       
       Am 10. September wurde Kirk bei einem Debatten-Event [1][an der Utah Valley
       University erschossen]. Seine These vom Medienumsturz könnte sich posthum
       allerdings als wahr erweisen. Seit Jahren geht der globale Trend in
       dieselbe Richtung. Immer mehr Menschen – besonders Jüngere – beziehen ihre
       Nachrichten von Plattformen statt traditionell journalistischen Apps,
       Webseiten, Zeitungen und Sendern. Immer mehr nutzen dafür Videos. Doch vor
       allem wenden sich immer mehr auch auf Social Media nicht klassischen Medien
       zu, sondern meinungsstarken Personen mit eigenen Kanälen: Influencern.
       
       Creator, wie sie sich selbst lieber nennen, sind die algorithmusoptimierten
       personifizierten Massenmedien der Stunde. Die ganz Großen der Branche
       ziehen mit Challenges (MrBeast, 435 Millionen Youtube-Abonnenten), Comedy
       (Khaby Lame, 161 Millionen Tiktok-Follower) oder Tanzen (Charli D’Amelio,
       156 Millionen Tiktok-Follower) so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass sie
       mehr Abonnenten haben als die meisten Nationen der Erde Einwohner.
       
       Viele Social-Media-Superstars vermeiden Äußerungen über Politik, um weder
       Fans noch Werbekunden zu verprellen. Doch es gibt auch die anderen –
       politische Influencer wie Tucker Carlson, Ben Shapiro und Candace Owens.
       Polarisierende Positionen sind oft die Basis ihrer Geschäftsmodelle. Die
       Erfolgreichen stehen häufiger der Republikanischen Partei nahe als den
       Demokraten, [2][kam bei einer US-Studie heraus]. Fast zwei Drittel sind
       männlich.
       
       „Diese Creator verstehen es, Plattformlogiken gezielt zu bedienen“, sagt
       die Kommunikationswissenschaftlerin Paula Nitschke. „Sie wissen, wie man in
       algorithmisch strukturierten Öffentlichkeiten Aufmerksamkeit erzeugt.“ Im
       Vergleich zum klassischen Journalismus hätten sie einen
       „Authentizitätsvorteil“, sagt Nitschke, die ein Forschungsprojekt zu
       politischen Influencern an der Universität Augsburg leitet. „Während
       journalistische Inhalte häufig sachlich, kontrolliert und professionell
       vermittelt werden, setzen Creator auf Nähe, Emotionalität und persönliche
       Ansprache. Sie gewinnen so das Vertrauen ihrer Follower.“
       
       ## Meist keine Faktenchecks
       
       Wie groß dieses Vertrauen ist, erzählte der Youtuber Felix von der Laden in
       einem Interview mit dem Spiegel: „Für manche Zuschauer bin ich wie ein
       enger Freund, den sie jeden Tag sehen.“ Sie schrieben ihm, wenn sie
       Probleme im Leben hätten. Die Wissenschaft nennt das „parasoziale
       Beziehung“. Der Begriff wurde 1956 von den Soziologen Donald Horton und
       Richard Wohl geprägt – damals für die einseitige Verbindung von Zuschauern
       zu Prominenten im Fernsehen. Influencer wirken vertrauter als TV-Stars. Sie
       geben mehr Privates preis, filmen sich eher ungestylt zu Hause und sprechen
       wie zu einem Freund.
       
       Von dieser Vertrauensillusion profitieren auch Gäste ihrer Shows. Sie
       wirken menschlicher. Trump machte sich das im Wahlkampf zunutze und
       tingelte von einem ihm wohlgesinnten Podcaster zum nächsten. Sie lachten
       zusammen, tanzten und plauderten über Musik, Aliens und Kokain. Kritische
       Fragen musste er nicht fürchten. Die Gastgeber ignorierten journalistische
       Standards – wie so oft.
       
       Eine [3][von der Unesco beauftragte Studie] kam 2024 zu dem Ergebnis, dass
       fast zwei Drittel der Creator Informationen nicht überprüfen, bevor sie sie
       teilen. Häufigster Indikator zur Beurteilung einer Quelle waren Likes und
       Aufrufe. „Einige politische Influencer achten darauf, Nachrichten aus
       hochwertigen Quellen zu liefern, aber viele tun es nicht“, sagt Samuel
       Woolley, Kommunikationswissenschaftler an der University of Pittsburgh, der
       taz. Die meisten Creator hätten mehr mit Prominenten oder Meinungsmachern
       gemeinsam als mit ausgebildeten Journalisten.
       
       Dem für Falschbehauptungen bekannten Trump kam das zugute. Er gewann „unter
       anderem, weil er sich wieder einmal an die neuen Realitäten der
       Massenkommunikation angepasst hat“, [4][schrieb die New York Times]. Er
       habe traditionelle Gatekeeper umgangen und stattdessen auf
       Online-Prominente gesetzt. Die renommierte Medienkonsumstudie [5][Reuters
       Digital News Report] kommt zu einem ähnlichen Schluss. Trumps Erfolg sei
       „zumindest teilweise“ darauf zurückzuführen. Kommunikationsforscherin Paula
       Nitschke ist da zurückhaltender. Wie viele ihn aufgrund der Auftritte
       gewählt hätten, lasse sich „nicht verlässlich beziffern“. Im Weißen Haus
       setzt Trump seine Strategie jedenfalls fort. Er holte ihn unterstützende
       Influencer in diesem Jahr rotierend in die offiziellen Pressekonferenzen
       und führte eigene Briefings für sie ein.
       
       Der Creator mit der engsten Verbindung zu Trump war der christliche,
       nationalistische Kulturkämpfer Charlie Kirk. Während der ersten Amtszeit
       besuchte er das Weiße Haus nach eigenen Angaben mehr als 100-mal. Nach der
       Wiederwahl quartierte Kirk seine Familie gleich für zwei Monate nahe Trumps
       Anwesen Mar-a-Lago ein. Der Aktivist gestaltete dessen Wahlkämpfe für
       Jüngere und Personalentscheidungen mit. Er führte seinen Freund J. D. Vance
       in dessen engsten Kreis ein und machte sich für ihn als
       Vizepräsidentschaftskandidaten stark. Selbst die schwerwiegendsten Lügen
       Trumps vertrat Kirk loyal, wie etwa die vom Wahlbetrug 2020.
       
       Dafür nutzte er seine enorme Reichweite. 29 Millionen Accounts folgten ihm
       vor seinem Tod auf Tiktok, Instagram, [6][Facebook], X und Youtube. Nach
       der Tat wurden es sprunghaft mehr. Eine Woche später waren es bereits 42
       Millionen. Auch offline gelang es Kirk, eine immense Anhängerschaft zu
       mobilisieren. Möglich machte das seine Organisation Turning Point USA, die
       er zu Trumps Jugendverband formte.
       
       Mithilfe reicher Spender baute Kirk landesweit Gruppen an High Schools und
       Hochschulen auf. Besonderen Zulauf hatten seine Debatten-Events „Prove Me
       Wrong“. Mitschnitte davon veröffentlichte er mit Titeln wie „Socialist
       Hippie Gets SLAPPED With Facts“. Streit und Grenzüberschreitungen werden
       auf Social Media algorithmisch begünstigt. Viele Videos wurden virale Hits.
       Turning Point baute seine Plattformmacht weiter aus. Die Initiative
       rekrutierte, schulte und vernetzte Hunderte rechtspopulistische Creator.
       
       Trumps Wiederwahl im November vergangenen Jahres markierte den Durchbruch
       von Influencern wie Kirk. Das Magazin New Yorker nannte 2024 „das Jahr, in
       dem Creator die Macht übernahmen“. In den USA, wo Social Media entstand,
       ist dieser Wandel besonders ausgeprägt.
       
       ## Plötzlich im EU-Parlament
       
       Doch auch in anderen Ländern sind Online-Persönlichkeiten dabei, eine
       fragwürdige politische Supermacht zu werden. Darauf deutet zumindest der
       Weg eines Mannes in der EU hin. Er heißt Fidias Panayiotou, ist 25 Jahre
       alt und stammt aus Zypern. Der Youtuber kam zu Internetberühmtheit, als er
       sich die Aufgabe stellte, Tesla-Chef Elon Musk zu umarmen. Er wartete
       monatelang vor dessen Firmen – bis es ihm 2023 gelang. 2024 ersann
       Panayiotou einen neuen Stunt und kandidierte für das EU-Parlament. Über
       Politik wusste er nach eigenen Angaben nichts. Dann passierte, womit
       niemand gerechnet hatte. Er wurde gewählt. Nun ist er einer von 720
       EU-Abgeordneten und hat über vier Millionen Social-Media-Follower.
       
       Im Parlament fällt Panayiotou vor allem als Verteidiger des Kremls auf. So
       stimmte er nicht für eine Resolution, die Russland aufforderte, entführte
       Kinder wieder in die Ukraine zu bringen. Am Tag darauf, dem 80. Gedenktag
       des Sieges über NS-Deutschland, flog er nach Moskau und traf Duma-Präsident
       Wjatscheslaw Wolodin. Nach seiner Rückkehr behauptete er, die USA hätten
       Russlands Krieg gegen die Ukraine „gestartet“ und „provoziert“.
       
       ## Followerzahlen wie Öffentlich-Rechtliche
       
       Dass sich Macht verschiebt, spürten die Deutschen schon 2019. Vor der
       Europawahl kritisierte Youtuber Rezo in seiner Tirade „Die Zerstörung der
       CDU“ deren Sozial- und Klimapolitik. Die Partei reagierte unbeholfen. Bei
       der Wahl brach sie ein. Kanzlerin Merkel monierte, die CDU habe sich „nicht
       einfach mal drauf eingelassen“. Sie selbst hatte sich schon 2015 vom
       Youtuber Lefloid befragen lassen.
       
       Die Deutschen waren also früh dran, bewahrten aber Skepsis. Einen
       Panayiotou oder Kirk gibt es hier noch nicht. In Deutschland konsumieren
       noch deutlich mehr erwachsene Internetnutzer ihre Nachrichten im Fernsehen
       als auf Plattformen. Hierzulande hält die Bevölkerung Creator eher für
       Quellen von Falschinformation als im globalen Schnitt.
       
       Reichweitenstarke rechtspopulistische deutsche Influencer gibt es
       gleichwohl. Sieben Kanäle mit Hang zu Verschwörungserzählungen bringen es
       auf Youtube zusammen auf 4,45 Millionen Abonnenten. Sie heißen „KuchenTV“,
       „Aktien mit Kopf“, „Tim Kellner“, „Clownswelt“ „Ketzer der Neuzeit“, „Hoss
       & Hopf“ und „Vermietertagebuch“. Gemeinsam haben sie auf der Plattform rund
       so viele Follower wie die vier Accounts ARD, ZDF, Tagesschau und Heute
       Nachrichten zusammen.
       
       Solche Zahlen versprechen hohe Werbeeinnahmen. Politische Anzeigen sind in
       Youtube-Clips, in Podcasts auf Spotify und Apple sowie in Videos und Audios
       auf Plattformen laut Medienanstalten allerdings verboten. In Posts mit
       starrem Text und Bild müssen sie gekennzeichnet werden, inklusive
       Auftraggeber. Bestimmte Influencer müssen journalistische
       Sorgfaltspflichten einhalten. Zuständig für die Kontrolle sind die
       Landesmedienanstalten – nicht jedoch bei den immer mehr deutschsprachigen
       Influencern mit Sitz im Ausland.
       
       Die Gesetzeslage ist zudem im Umbruch. Die neue EU-Verordnung für
       Transparenz und Targeting politischer Werbung schreibt ab 10. Oktober
       zusätzliche Pflichten vor. Instagram und Facebook wollen in der EU deshalb
       keine politischen Anzeigen mehr erlauben, Youtube nur noch in sehr wenigen
       Fällen. Auf Tiktok sind sie bereits verboten. Politische Akteure dürften
       sich verstärkt organischen Inhalten zuwenden – auch denen der Creator.
       
       Bereits im Bundestagswahlkampf klapperten Spitzenkandidaten deren Shows ab.
       Über ihren Umgang mit Influencern und Zahlungen möchten nicht alle Parteien
       sprechen. Die CDU bittet um Verständnis, dass sie Details ihrer Strategie
       nicht offenlegt. Die AfD antwortet gar nicht auf eine Anfrage. Die SPD
       teilt mit, dass sie Creator für Formate im Wahlkampf anspreche, Angebote
       erhalte und nicht zahle. Die Grünen sprechen von „guten Erfahrungen“ mit
       ihnen im Wahlkampf. „Leistungen“ gebe es nur im Einzelfall. Die Linke lädt
       Influencer zu Parteitagen ein. „Nahestehenden“ zahlt sie Fahrt und
       Unterkunft. Bei Youtubern wäre das laut Medienanstalten unzulässig.
       
       ## Ein Herz für Russlands Expansion
       
       Insbesondere repressive Regime wie Russland haben Creator zur
       Desinformation für sich entdeckt. Oft merken diese nicht, dass sie
       instrumentalisiert werden. Die US-Agentur Tenet Media etwa bezahlte sechs
       bekannte rechtspopulistische Influencer großzügig dafür, im Jahr der
       amerikanischen Präsidentschaftswahl Videos über Themen wie Einwanderung und
       Inflation zu produzieren. Millionen sahen sie. Ermittler fanden heraus:
       Finanziert und gesteuert wurden sie von Mitarbeitern des russischen
       Propagandasenders RT, so lautet die Anklage. Die Agenturgründer wussten
       offenbar, dass die Zahlungen über rund 10 Millionen Dollar aus Russland
       stammen, die Influencer nicht.
       
       Anders ist es bei Alexandra Jost alias „Sasha Meets Russia“ und „Sasha’s
       Russian Travels“. In vermeintlich unpolitischen Reisevideos präsentiert sie
       Russland als stets idyllisches, sicheres Paradies. Doch sie wirbt auch
       offen für die militärische Einnahme der Ukraine („Die Krim ist Russland und
       bald wird die ganze Ukraine es auch sein ♥“) und repostet Präsident Putins
       Drohung, wer etwas von seinem Land „abbeißen“ wolle, solle wissen, dass
       „wir“ ihnen „die Zähne ausschlagen“.
       
       Recherchen zweier russischer Exil-Medien belegten in diesem Jahr: Jost
       wurde regelmäßig von TV Novosti bezahlt, der Mutterorganisation von RT. Die
       [7][Novaya Gazeta Europe] deckte das anhand ihrer Steuererklärung von 2023
       auf. Das Investigativportal [8][Istories] gelangte an Dokumente, die zeigen
       sollen: Im dritten Quartal 2024 erhielt Jost 160.000 Rubel, rund 1.637
       Euro, Gehalt monatlich. Seit März 2023 ist sie demnach bei RT angestellt.
       
       Auf Youtube, Instagram und Tiktok folgten ihr insgesamt Hunderttausende.
       Nach und nach wurde sie 2024 und 2025 dort gesperrt. Jost startete neue
       Kanäle. Die taz entdeckte, dass es ihr noch gelang auf Youtube für Russland
       zu werben, als ihr großer Account dort schon gelöscht war – auf dem Kanal
       eines populären deutschen Influencers.
       
       Ende 2024 veröffentlichte der Youtuber Finn Wasser auf seinem Profil
       „Finn’s Fairytale“ ein bis heute 128.000-mal aufgerufenes Video mit Jost.
       Er habe sie „seit Jahren geschaut“ und in Moskau „zufällig auf der Straße
       getroffen“, sagt er darin. Sie bringt ihn in ein Café mit nostalgischer
       Sowjetunion-Deko. Dort darf sie Wassers Zuschauern weismachen, dass sie
       nicht über Politik gepostet habe. Von Youtube gesperrt worden sei sie unter
       anderem, weil vor den US-Wahlen nicht gewollt gewesen sei, „dass Russland
       in den USA in so einem positiven Licht gesehen wird“. Sie kenne viele
       Amerikaner in Russland und „sie alle lieben es“. Sie schätze die
       US-Musikszene, aber wolle nur hier leben. Jost schwärmt vom Frauenbild und
       der Familienorientierung Russlands. Wasser rät, ihrem Account zu folgen.
       
       Auf Anfrage teilt er mit, er erfahre erst durch die taz von Josts Tätigkeit
       für russische Staatsmedien. Auch politische Äußerungen von ihr über die
       Ukraine und Krim seien ihm zum Zeitpunkt ihres Treffens „nicht bekannt“ und
       ihr Gespräch „rein persönlicher Natur und ohne politischen Bezug“ gewesen.
       Eine erneute Zusammenarbeit mit ihr „würde ich künftig ausschließen“. Er
       lege in seinen Videos Wert auf „das Menschliche und Völkerverständigende“.
       Er finanziere diese durch Werbung und habe „noch nie Geld von irgendwelchen
       Stellen bekommen“.
       
       ## Viele radikalisieren sich
       
       Der Fall veranschaulicht, wie anfällig das Ökosystem der Influencer für PR
       von Autokratien ist. Pauschalurteile über die laut Schätzungen weltweit
       Dutzenden Millionen Creator sind dennoch unangebracht. Viele halten auf den
       Plattformen mit sauber recherchierten, nuancierten und demokratischen
       Werten verpflichteten Inhalten dagegen – und erreichen jene, zu denen
       traditionelle Medien immer weniger durchdringen.
       
       Einer von denen, die dagegenhalten, ist Philipp Klöckner. Er wuchs in
       Greifswald auf und arbeitete sich in Onlinefirmen wie dem Vergleichsportal
       Idealo hoch. Zu Wohlstand kam er, indem er sich für seine Arbeit für
       Start-ups in Anteilen bezahlen ließ. Heute berät er Unternehmen, ist
       IT-Investor und Co-Host des Podcasts „Doppelgänger Tech Talk“. Bei Apple
       steht dieser unter den Top 200 in Deutschland. Klöckner blickt mit Sorge
       auf einige Entwicklungen in der Szene.
       
       „Menschen vertrauen Influencern dabei, die Realität für sie einzuordnen“,
       sagt er im Videocall aus seinem Wohnzimmer in Berlin. „Aber es gibt ja nie
       Widerrede in dem Format. Das macht es gefährlich.“ Creator seien oft sehr
       begabt darin, Dinge darzustellen, als seien sie schlüssig. „Wenn das
       Verschwörungstheorien sind, ist das natürlich höchst problematisch“, sagt
       Klöckner. Mit einer moderaten Konsensmeinung erfolgreich zu werden, sei in
       der algorithmusgetriebenen Aufmerksamkeitsökonomie aber schwierig.
       „Provokante, polarisierende und furchtbare Sachen bringen mehr Feedback,
       Engagement und Reichweite als moderate.“ Dadurch komme es zu einer
       Selbstradikalisierung der Influencer. „Die sehen, dass steile Thesen und
       eigentlich unsagbare Sachen am meisten Aufmerksamkeit bekommen.“
       
       Um im Wettstreit um Aufmerksamkeit wieder bessere Chancen zu haben, halten
       einige US-Demokraten ein liberales Pendant zu Podcast-Star Joe Rogan für
       notwendig. Klöckner stimmt dem „100 Prozent“ zu. „Man kann denen dieses
       Feld nicht überlassen“, sagt er. Er plädiert dafür, dem auf den Plattformen
       mit wahrheitsgetreuen und unterhaltsamen Inhalten entgegenzuwirken, um
       Unentschiedene zu erreichen. Das könne pointiert, provokant und an die
       Algorithmen angepasst sein, ohne populistisch zu sein und die eigenen Werte
       zu verkaufen.
       
       An dieser Gratwanderung versuchen sich in den USA gerade einige. Einer ist
       Brian Tyler Cohen. Er ist einer der bekanntesten Influencer, die den
       Demokraten nahestehen, und Mitgründer von Chorus. Die Organisation soll
       liberale Creator unterstützen. Ein anderer ist Gavin Newsom, kalifornischer
       Gouverneur und möglicher demokratischer Präsidentschaftskandidat für 2028.
       
       Er parodiert Posts Trumps, startete einen neuen Podcast und lädt
       Unterstützer des Präsidenten ein. Sein erster Gast [9][war im März Charlie
       Kirk]. Wie anziehend dieser auf Jugendliche wirkte, konnte Newsom dabei
       selbst erleben. Sein 13-jähriger Sohn habe sich morgens geweigert, zur
       Schule zu gehen, erzählte der Gouverneur im Podcast. Er habe Kirk bei der
       Aufnahme des Gesprächs unbedingt kennenlernen wollen.
       
       19 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politische-Gewalt-in-den-USA/!6110033
   DIR [2] https://www.pewresearch.org/journalism/2024/11/18/americas-news-influencers/
   DIR [3] https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000392006
   DIR [4] https://www.nytimes.com/2024/11/07/business/media/trump-media-strategy-podcasts.html
   DIR [5] https://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/sites/default/files/2025-06/Digital_News-Report_2025.pdf
   DIR [6] /Populisten-Hochburg-Facebook/!5719912
   DIR [7] https://novayagazeta.eu/articles/2025/02/22/under-the-influence-en
   DIR [8] https://istories.media/en/stories/2025/03/13/propaganda-for-export/?tztc=1
   DIR [9] https://www.youtube.com/watch?v=9XJ6rQDRKGA
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Hoffmann
       
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       vorstehen. Zu Kirks Beerdigung am Sonntag werden Trump und Vance erwartet.
       
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       Der mutmaßliche Charlie-Kirk-Mörder Tyler Robinson hatte wohl gar keine
       tiefen ideologischen Überzeugungen. Haben wir es mit einem neuen Phänomen
       zu tun?
       
   DIR Nach der Ermordung Charlie Kirks: Kriegserklärung von rechts oben
       
       Nach dem Mord am extrem rechten Aktivisten Charlie Kirk sagt die
       US-Regierungsspitze der politischen und gesellschaftlichen Linken den Kampf
       an.
       
   DIR Social Media Influencer:innen: Ein Ticket Hoffnung
       
       Influencer:innen wie Louisa Schneider und Fabian Grischkat touren mit
       dem Thema Zuversicht durchs Land. Kann man Hoffnung erfahrbar machen?
       
   DIR Politische Gewalt in den USA: Der Tod des Charlie Kirk
       
       Er war für Trumps MAGA-Bewegung mehr als nur ein erfolgreicher Influencer.
       Seine Ermordung ist eine Zäsur.
       
   DIR Attentat auf Charlie Kirk: Ein Spektakel der Gewalt
       
       Von dem Tod Charlie Kirks gibt es eine Menge brutaler Videos. Sie befeuern
       die Radikalisierung der Rechten, während einige Linke Schadenfreude zeigen.
       
   DIR Finfluencer auf sozialen Medien: Komm in die Gruppe!
       
       Finanz-Influencer, sogenannte Finfluencer, versprechen ihren Followern
       Erfolg an der Börse. Manche bemühen sich um Aufklärung, andere um schnelles
       Geld.
       
   DIR „Influencer-Team“ bei Steuerfahndung NRW: Stars sollen 300 Millionen Euro hinterzogen haben
       
       Sie arbeiten in den sozialen Medien und zahlen dafür oft keine Steuern.
       Jetzt nimmt der Staat Influencer*innen ins Visier. Der Schaden ist
       riesig.
       
   DIR Werbung auf rechten Youtube-Kanälen: Haribo macht Kinder froh – und rechte Influencer ebenso
       
       Haribo, die Investitionsbank Berlin, FreeNow warben auf rechten Kanälen.
       Experten fordern Unternehmen auf, Sperrlisten für Internetwerbung
       aufzustellen.
       
   DIR Feindbild für Trump-Anhänger: Tiktok-Superstar Khaby Lame muss die USA verlassen
       
       Für rechte US-Influencer ist er ein „linksextremer Tiktoker“: 162 Millionen
       Menschen folgen dem Italiener Khaby Lame. Die USA musste er nun verlassen.
       
   DIR AfD-naher Youtuber Clownswelt: Rechter Clown lässt Maske fallen
       
       Lange missachtete der Betreiber des Rechts-außen-Blogs Clownswelt die
       gesetzliche Impressumspflicht. Jetzt hat er seinen vollen Namen
       veröffentlicht.