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       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Irland: Mann mit großem Herzen
       
       > In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit haben sich die Iren für den
       > "sicheren Weg" entschieden. Ihr künftiger Präsident Higgins gilt als
       > erfahrener Staatsmann alter Schule.
       
   IMG Bild: Wird nun öfter im TV zu sehen sein: Michael D. Higgins.
       
       LONDON/DUBLIN dpa | Der Labour-Politiker Michael D. Higgins ist zum neunten
       Präsidenten der Republik Irland gewählt worden. Nach dem irischen
       Wahlsystem erhielt der 70-jährige ehemalige Kulturminister 39,6 Prozent der
       Erstpräferenzen.
       
       Der zweitplatzierte Sean Gallagher (28,5 Prozent) gratulierte Higgins. "Es
       gibt keinen Zweifel, dass er ein Präsident sein wird, auf den Irland stolz
       sein kann", sagte er am Samstag nach der Verkündung der Ergebnisse.
       
       Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 56 Prozent und damit deutlich unter der
       bei den Parlamentswahlen im März, als 70 Prozent der Iren abgestimmt
       hatten. Higgins kündigte an, er werde sich dafür einsetzen, dass sich das
       Wertesystem in Irland wieder verschieben und die Frage nach Geld und
       Reichtum wieder weniger wichtig werde.
       
       Viele Menschen in Irland hätten zuletzt andere nach deren Wohlstand
       beurteilt. Vor allem die Arbeitslosigkeit und die Kreditsorgen der Menschen
       müssten angegangen werden.
       
       ## Sieben Jahre Amtszeit
       
       Higgins soll am 11. November für eine Amtszeit von sieben Jahren vereidigt
       werden. Der irische Präsident hat vor allem repräsentative Aufgaben. Er
       soll ähnlich wie der deutsche Bundespräsident eine moralische Instanz sein.
       Außerdem ernennt er den Premierminister oder löst das Parlament vor
       Neuwahlen auf.
       
       Higgins kündigte an, für die Zeit als Präsident die Labour-Partei zu
       verlassen, um unabhängig das irische Volk zu vertreten. Außerdem will er
       sich wie seine Vorgängerin Mary McAleese für den Friedensprozess mit
       Nordirland einsetzen. Die Nordirin McAleese war 14 Jahre lang Präsidentin
       und durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
       
       Auch der ehemalige nordirische IRA-Aktivist Martin McGuinness, der für die
       Linkspartei Sinn Fein zur Wahl angetreten war und auf Rang drei landete,
       sprach Higgins seine Glückwünsche aus. Er sei ein Mann "mit einem großen
       Herzen" und werde sicher "einer der besten Präsidenten" Irlands werden.
       
       Gratulationen kamen auch aus Nordirland. "Ich freue mich auf eine enge
       Zusammenarbeit mit Higgins und finde es sehr wichtig, dass starke
       Nord-Süd-Verbindungen bestehen", sagte der im nordirischen
       Regionalparlament für die Justiz zuständige David Ford.
       
       30 Oct 2011
       
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