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       # taz.de -- Protest gegen Abschiebungen aus den USA: Demonstranten lassen nicht locker
       
       > In Los Angeles gehen Proteste gegen die Abschiebepolitik der
       > Trump-Regierung weiter. Trump schickt Nationalgarde. Versammlungen in der
       > Innenstadt sind verboten.
       
   IMG Bild: Truppen der kalifornischen Nationalgarde versammeln sich vor einem Bundesgefängnis in der Innenstadt von Los Angeles
       
       Washington taz | Die Abschiebepolitik der US-Regierung unter Präsident
       Donald Trump hat in den vergangenen Tagen für eine [1][Protestwelle im
       Großraum Los Angeles] gesorgt. Die Proteste richteten sich gegen Razzien
       der US-Einwanderungsbehörde ICE, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine
       Million illegale Einwanderer pro Jahr aus den USA abzuschieben.
       
       Die Razzien wurden in den vergangenen Tagen und Wochen landesweit
       ausgeweitet, nachdem die Behörde in den ersten Monaten von Trumps zweiter
       Amtszeit hinter den eigenen Vorgaben zurückgeblieben war. Nachdem es in Los
       Angeles am Wochenende zu mehreren gewalttätigen Ausschreitungen gekommen
       war, erließ Trump am Samstag eine Anordnung zur Entsendung von 2.000
       Soldaten der Nationalgarde. Diese sollen die lokalen Einsatzkräfte in der
       kalifornischen Metropole unterstützen, um die Situation wieder unter
       Kontrolle zu bringen. Am Sonntag erließen die Sicherheitsbehörden ein
       Versammlungsverbot für die Innenstadt von Los Angeles.
       
       „In den letzten Tagen griffen gewalttätige Mobs ICE-Beamte und
       Bundespolizisten an, die in Los Angeles, Kalifornien, routinemäßige
       Abschiebeoperationen durchführten. Diese Operationen sind unerlässlich, um
       den Zustrom illegaler Krimineller in die Vereinigten Staaten zu stoppen. Im
       Zuge dieser Gewalt haben sich Kaliforniens verantwortungslose demokratische
       Politiker ihrer Verantwortung zum Schutz ihrer Bürger völlig entzogen“,
       erklärte die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt in einer
       Stellungnahme.
       
       Trotzdem kam es auch am Sonntag – den dritten Tag in Folge – zu
       Ausschreitungen in der Stadt. Hunderte Demonstranten versammelten sich vor
       einer Haftanstalt in Downtown Los Angeles. Dort sollen dutzende Personen
       einsitzen, die bei den zurückliegenden Razzien verhaftet wurden.
       
       ## Aufgeheizte Stimmung
       
       Demonstranten protestierten vor dem Gebäude und riefen Parolen wie „Shame“
       (Schande) oder „Go Home“ (Verzieht euch) in Richtung der Einsatzkräfte. Der
       demokratische Gouverneur des Bundesstaates Kalifornien, Gavin Newsom,
       erklärte in einem Schreiben an Präsident Trump, dass die Entsendung der
       Nationalgarde, die am Sonntag in Los Angeles eintraf, die aktuellen
       Spannungen nur „anheizen“ würde.
       
       Die Proteste in Los Angeles – die Stadt ist, wie auch der Bundesstaat
       Kalifornien, eine Hochburg der demokratischen Partei – starteten am
       Freitag, nachdem ICE-Agenten mehrere Razzien in der Stadt durchgeführt
       hatten. Daraufhin kam es zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und
       Einsatzkräften. Die Stimmung in der Stadt ist seitdem aufgeheizt. Die
       Ausschreitungen hatten sich in den Folgetagen auch auf Nachbarstädte
       ausgebreitet. Dabei setzten Demonstranten Autos in Brand, schlugen Scheiben
       ein und beschädigten Regierungseigentum.
       
       Einsatzkräfte versuchten, die Proteste durch den Einsatz von Rauchgranaten
       und Tränengas sowie nicht tödlichen Waffen aufzulösen. Dabei wurden mehrere
       Demonstranten verletzt. Dutzende weitere Demonstranten wurden festgenommen,
       nachdem sie sich geweigert hatten, den Aufforderung der Einsatzkräfte Folge
       zu leisten.
       
       ## Klare Schuldzuweisungen
       
       Der amtierende ICE-Direktor Todd Lyons gab den lokalen Behörden sowie der
       Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, Schuld an der Eskalation am
       Freitag. „Unsere tapferen Beamten waren zahlenmäßig weit unterlegen, als
       über 1.000 Randalierer ein Bundesgebäude umzingelten und angriffen. Trotz
       mehrfacher Anrufe dauerte es über zwei Stunden, bis die Polizei von Los
       Angeles reagierte“, sagte Lyons in einer Erklärung.
       
       Die Polizeibehörde der Stadt widersprach prompt und erklärte, dass die
       Verzögerung auf ein hohes Verkehrsaufkommen, die Proteste selbst und den
       Einsatz von chemischen Reizstoffen zurückzuführen sei. „Dies schuf eine
       gefährliche Situation für die reagierenden Beamten. Innerhalb von 55
       Minuten nach Eingang des Anrufs begannen wir, die feindselige und
       randalierende Menge zu vertreiben“, so die Polizei.
       
       Sowohl Bürgermeisterin Bass, eine frühere demokratische
       Kongressabgeordnete, als auch Gouverneur Newsom hatten den Einsatz der
       Nationalgarde durch Trump abgelehnt. „Die Bundesregierung übernimmt die
       kalifornische Nationalgarde und stationiert 2.000 Soldaten in Los Angeles –
       nicht, weil es an Polizeikräften mangelt, sondern weil sie ein Spektakel
       will“, sagte Newsom in einem Post am Samstag.
       
       Bass bezeichnete den Einsatz der Nationalgarde am Sonntag als eine
       „chaotische Eskalation“. Latinos, also Menschen mit lateinamerikanischer
       Abstammung, stellen mit mehr als 45 Prozent die größte ethnische Gruppe in
       Los Angeles dar. [2][Das harte Durchgreifen der Trump-Regierung gegenüber
       illegalen Einwanderern hat vor allem unter dieser Gruppe für viel Unruhe
       gesorgt.]
       
       ## 3.000 Festnahmen täglich
       
       Hinzu kommt, dass die Regierung erst vor wenigen Wochen ein neues Ziel
       ausgegeben hat. [3][3.000 Menschen, die sich unerlaubt im Land aufhalten,
       sollen jeden Tag festgenommen werden]. Dies entspräche laut Medienberichten
       einer Verdreifachung der bisherigen Verhaftungszahlen.
       
       Dieser erhöhte Druck durch die Regierung dürfte mit ein Grund dafür sein,
       dass es immer wieder Berichte von versehentlichen Verhaftungen legaler
       Einwanderer und sogar amerikanischer Staatsbürger gibt.
       
       Trumps Wahlversprechen, die größte Abschiebeoperation in der Geschichte des
       Landes während seiner Amtszeit durchzuführen, gestaltet sich schwieriger
       als zunächst erwartet. Trotz mehreren medienwirksamen Razzien sind die
       bisherigen Abschiebezahlen nicht viel anders als im vergangenen Jahr unter
       Ex-Präsident Joe Biden.
       
       Auf die Frage eines Journalisten, ob er auch plane, Soldaten nach Los
       Angeles zu entsenden, sagte Trump: „Wir werden überall Truppen haben. Wir
       werden nicht zulassen, dass unserem Land so etwas passiert. Wir werden
       nicht zulassen, dass unser Land so auseinandergerissen wird wie unter
       Biden“.
       
       9 Jun 2025
       
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