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       # taz.de -- Proteste gegen US-Migrationspolitik: Weitere Verhaftungen und Truppeneinsatz in L.A.
       
       > US-Präsident Trump rechtfertigt den Einsatz der Nationalgarde mit einer
       > „ausländischen Invasion“. Kaliforniens Gouverneur wirft ihm
       > Machtmissbrauch vor.
       
   IMG Bild: Nationalgardisten zeigen Präsenz in Los Angeles. Bis zu 5.000 sind inzwischen vor Ort
       
       Berlin taz | Die Auseinandersetzungen rund um Abschieberazzien und
       Gegenproteste in Los Angeles führten am Dienstag auch zu einer scharfen
       rhetorischen Konfrontation zwischen US-Präsident Donald Trump und
       Kaliforniens demokratischem Gouverneur Gavin Newsom. Trump verteidigte bei
       einer Zeremonie in Fort Bragg die [1][Entsendung von Nationalgarde und
       Marineinfanteristen] nach Los Angeles.
       
       „Was Sie derzeit in Kalifornien erleben, ist ein regelrechter Angriff auf
       den Frieden, die öffentliche Ordnung und die nationale Souveränität,
       begangen von Randalierern, die ausländische Flaggen schwenken, mit dem
       Ziel, eine Invasion unseres Landes fortzusetzen“, sagte Trump. [2][Bei
       vielen Protestkundgebungen] waren tatsächlich mexikanische Fahnen zu sehen
       – ein gefundenes Fressen für MAGA-Sprecher: „Sehen Sie sich all die
       ausländischen Fahnen an“, schrieb etwa Trumps stellvertretender Stabschef
       Stephen Miller auf X: „Los Angeles ist ein besetztes Gebiet.“
       
       Trump kündigte auch an, überall im Land Truppen einzusetzen, wo es Proteste
       gegen seine Abschiebepolitik gebe. Auf der Straße habe man es mit
       „bezahlten Aufständischen“ zu tun.
       
       In einer Fernsehansprache warnte Kaliforniens Gouverneur eindrücklich vor
       Trumps Handeln. „Autoritäre Regime beginnen damit, Menschen ins Visier zu
       nehmen, die sich am wenigsten wehren können. Aber damit hören sie nicht
       auf“, warnte Newsom. „Wenn einige von uns ohne Haftbefehl, basierend nur
       auf Verdacht oder Hautfarbe, von der Straße geholt werden können, dann ist
       niemand von uns sicher.“ Trump sei ein Präsident, der „an kein Gesetz und
       keine Verfassung gebunden sein wolle.“ „Für den Krieg trainierte Kämpfer
       auf der Straße einzusetzen, ist beispiellos und bedroht das Fundament
       unserer Demokratie.“ Er warf Trump eklatanten Machtmissbrauch vor.
       
       ## Festnahmen wegen Verstoßes gegen Ausgangssperre
       
       Unterdessen erließ die demokratische Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen
       Bass, für kleine Teile der Innenstadt [3][eine nächtliche Ausgangssperre]
       zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens. Nach Angaben der Los Angeles
       Times wurden rund 25 Menschen wegen Verstoßes gegen die Ausgangssperre
       festgenommen. Auch Bass verurteilt die Truppenentsendung durch Trump. Die
       Ausgangssperre sei nötig, um einige Gewalttäter davon abzuhalten, die durch
       Trump geschaffene Eskalation auszunutzen.
       
       Auch der linke Senator Bernie Sanders kommentierte in einem Video die
       Ereignisse. Trumps rechtlich mindestens dubiose Entscheidung, Truppen in
       die Stadt zu schicken, habe weder mit den Protesten noch mit Fragen
       illegaler Migration zu tun, sondern ausschließlich mit Trumps Drang nach
       immer mehr unbegrenzter Macht, um als autoritärer Herrscher regieren zu
       können, sagte Sanders. Kein Mensch glaube doch ernsthaft daran, dass
       derzeit eine ausländische Invasion in die USA oder eine Rebellion gegen
       Amerika stattfinde, die mit dem Einsatz militärischer Mittel bekämpft
       werden müssten.
       
       Die Razzien durch die Einwanderungsbehörde ICE gehen unterdessen weiter. In
       Los Angeles seien am Dienstag weitere 100 mutmaßlich undokumentierte
       Ausländer*innen festgenommen worden, meldeten Medien. Dabei wurden die
       ICE-Kräfte vielerorts durch Nationalgardisten begleitet – auch das ist nach
       Einschätzung von Juristen ein klarer Rechtsbruch, gegen den der Staat
       Kalifornien vor Gericht gezogen ist. Für Donnerstag ist bei einem
       Bundesgericht in Kalifornien eine erste Anhörung dazu angesetzt.
       
       Auch in anderen Städten der USA waren am Dienstag Menschen gegen Trumps
       Abschiebepolitik auf die Straße gegangen, darunter in Chicago, Atlanta und
       New York. In Chicago, einer Stadt mit einer großen Latino-Community, die
       ebenfalls schon Ziel massiver Abschieberazzien war, waren einige Tausend
       Menschen auf der Straße. Für Mittwoch waren in Los Angeles, aber auch in
       Las Vegas, New York, Minneapolis, San Antonio und Seattle Proteste geplant.
       
       Der texanische Gouverneur Greg Abbott, ein Rechtsaußen-Republikaner, hat
       seinerseits bereits die Nationalgarde angefordert, um mögliche
       Antiabschiebungsproteste im Keim ersticken zu können. Im texanischen Austin
       war es am Montag am Rande von Antiabschiebungsprotesten zu kleineren
       Auseinandersetzungen gekommen.
       
       11 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR Bernd Pickert
       
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