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       # taz.de -- Proteste gegen Verurteilung von Lina E.: Zusammenstöße in Leipzig
       
       > Nach dem Urteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte gehen Linke in
       > vielen Städten auf die Straße. Vor allem in Leipzig sind die Proteste
       > eskaliert.
       
   IMG Bild: Nach Urteilsverkündung gegen Lina E.: Proteste in Leipzig
       
       Leipzig/Bremen/Hamburg/Berlin dpa | Nach dem [1][Schuldspruch für die
       Studentin Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttate]n haben
       Sympathisanten in mehreren Städten gegen das Urteil protestiert. Dabei kam
       es am Mittwochabend teilweise zu Ausschreitungen und Zusammenstößen. In
       Leipzig wurde eine Versammlung nach Angaben eines Polizeisprechers für
       beendet erklärt, nachdem Flaschen und Pyrotechnik in Richtung der Beamten
       geworfen worden seien. In der Bremer Innenstadt hätten sich rund 350 meist
       vermummte Personen versammelt und seien dann „relativ schnell und
       unvermittelt“ auf Einsatzkräfte losgegangen, sagte eine Sprecherin der
       Polizei. Solidaritäts-Kundgebungen für Lina E. gab es unter anderem auch in
       Berlin, Hamburg und Dresden.
       
       Die Studentin war am Mittwoch [2][zu fünf Jahren und drei Monaten Haft
       verurteilt worden]. Das Oberlandesgericht Dresden sprach die aus Kassel
       stammende 28-Jährige wegen mehrerer Angriffe auf Rechtsextreme der
       Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung schuldig. Drei
       mitangeklagte Männer erhielten Strafen zwischen zwei Jahren und fünf
       Monaten sowie drei Jahren und drei Monaten. Der Haftbefehl gegen Lina E.
       wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Die Reststrafe muss sie erst
       verbüßen, wenn das Urteil rechtskräftig ist – das Gericht ließ Revision zu.
       
       Der Generalbundesanwalt [3][warf der Gruppe vor], zwischen 2018 und 2020
       tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der rechten Szene in Leipzig,
       Eisenach und in der Ortschaft Wurzen brutal zusammengeschlagen zu haben.
       
       In Leipzig war nach Eindrücken einer dpa-Reporterin nach dem Urteil ein
       hohes Aggressionspotenzial zu spüren. Demonstrantinnen und Demonstranten
       riefen polizeifeindliche Sprüche, es wurde Pyrotechnik gezündet, Polizisten
       wurden mit Böllern beworfen. Ein Polizeisprecher sagte, es habe aus
       mehreren Gruppen heraus Straftaten gegeben. Demonstranten hätten zum
       Beispiel Barrikaden errichtet und Beamte mit Steinen, Flaschen und
       Pyrotechnik beworfen. Vier Einsatzkräfte seien leicht verletzt worden,
       teilte die Polizei in der Nacht mit. Festnahmen habe es nicht gegeben.
       
       Am Abend räumte die Polizei in Leipzig eine Barrikade, die Demonstranten
       auf einer Kreuzung mit Bauabsperrungen und dem Inhalt von Glascontainern
       errichtet hatten. Dabei kam ein Räumpanzer zum Einsatz. Auch ein
       Wasserwerfer stand bereit. Die Polizei bezifferte die Zahl der
       Protestteilnehmer auf rund 800. Im Park, wo die Versammlung stattfand,
       hatte sich die Situation dagegen am späten Abend etwas beruhigt.
       Einsatzkräfte waren in der Nacht noch im Stadtgebiet unterwegs.
       
       ## Ausschreitungen in Bremen und Hamburg
       
       Über die Ausschreitungen in Bremen sagte die Polizeisprecherin, es seien
       Glasflaschen und Steine auf Polizisten geworfen worden, auch Pyrotechnik
       sei gezündet worden. Außerdem sei ein Polizeiauto beschädigt worden.
       Verletzt worden sei niemand. Rund 70 Verdächtige wurden laut Polizei
       vorläufig festgenommen. Die Lage habe sich am späten Abend beruhigt. Die
       Polizei war nach eigenen Angaben mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Auch
       ein Wasserwerfer und ein gepanzertes Fahrzeug standen bereit.
       
       In Hamburg versammelten sich Hunderte Anhänger der linken Szene zum Protest
       gegen das Gerichtsurteil und zogen – begleitet von Polizisten – durch das
       Schanzenviertel. Auf ihren Transparenten standen Parolen wie „Free them
       all“ und „Kampf ihrer Klassenjustiz“. Die Polizei sprach in der Nacht von
       etwa 1200 Teilnehmern. Polizisten seien unter anderem mit Flaschen und
       Pyrotechnik beworfen worden. Laut einem Sprecher wurden drei Beamte leicht
       verletzt. Zudem gab es fünf Festnahmen. Trotz allem sei die Demonstration
       „überwiegend friedlich“ verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.
       
       In Berlin bezifferte die Polizei die Teilnehmerzahl in der Nacht auf rund
       450. Die Demonstration sei weitgehend friedlich verlaufen, es habe bloß
       einige Rangeleien gegeben. Laut einem Sprecher wurden drei Polizisten
       leicht verletzt. Eine Person sei festgenommen worden.
       
       Für Samstag ruft die linksradikale Szene überregional zur Teilnahme an
       einem großen „Tag X“ in Leipzig auf. Die Polizei befürchtet Ausschreitungen
       und bereitet einen Großeinsatz vor.
       
       1 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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