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       # taz.de -- Proteste in Frankreichs Frauenfußball: Grève! Strike! Und raus ist sie
       
       > Nationaltrainerin Corinne Diacre wird nach Protesten entlassen. Die
       > Spitzenspielerinnen haben sich durchgesetzt.
       
   IMG Bild: Wendie Renard (li.) und Trainerin Corinne Diacre im Juli 2022 währen der EM in Engalnd
       
       Gute Meldungen, die man auch gern aus der Politik läse, kommen aus dem
       französischen Fußball. [1][Corinne Diacre] wurde als Nationaltrainerin der
       Frauen-Équipe entlassen. Vorausgegangen war ein Streik von drei
       Spielerinnen, darunter Kapitänin Wendie Renard. Das ganze vier Monate vor
       der WM in Australien und Neuseeland.
       
       Corinne Diacre, die seit 2017 Cheftrainerin ist, bei der WM 2019 das
       Viertel- und bei der EM 2022 das Halbfinale erreichte, wird ein autoritärer
       Führungsstil vorgeworfen. Geschützt wurde sie von dem bisherigen
       Präsidenten des Verbands FFF, [2][Noël Le Graët], der jüngst wegen des
       Vorwurfs des Mobbings und der sexualisierten Belästigung zurücktreten
       musste.
       
       Diacre hatte sich wortgewaltig gewehrt. Von einer „Verleumdungskampagne,
       die in ihrer Heftigkeit und Unehrlichkeit erstaunlich ist“, sprach sie,
       warf den Spielerinnen vor, ihre „persönliche und berufliche Integrität
       anzugreifen“ und versprach, als Nationaltrainerin weiterzuarbeiten, um
       „Frankreich bei der nächsten Weltmeisterschaft stolz zu machen“.
       
       Das wird nun ohne Corinne Diacre angepeilt. Der FFF hat festgestellt, dass
       es „eine sehr große Kluft zu einigen Spitzenspielern“ gibt, der Streit habe
       einen unumkehrbaren Punkt erreicht, „der den Interessen der Mannschaft
       schadet“.
       
       Mit Diacres Rauswurf endet zunächst einmal eine der bemerkenswertesten
       Trainerinnenkarrieren im europäischen Fußball: 2014 war sie von einem
       französischen Männer-Zweitligisten, Clermont Foot, als Cheftrainerin
       verpflichtet worden und Ende 2015 wählte das Fachblatt France Football sie
       zum besten Zweitligatrainer des Jahres – m/w, wie man da wohl sprachholprig
       hinzufügen muss.
       
       Fachliche Qualität ist da, aber ihr Verhalten verträgt sich nicht mit dem
       ökonomischen und sozialen Aufstieg des Frauenfußballs und seiner
       Akteurinnen. Spielerinnen wie Wendie Renard, Kadidiatou Diani und
       Marie-Antoinette Katoto, alle drei Weltklasse, hatten erklärt, nicht mehr
       im Nationalteam spielen zu wollen, „bis die nötigen Veränderungen umgesetzt
       sind“.
       
       Als Wendie Renard Ende Februar [3][als Erste zurücktrat], sprach sie davon,
       ihre psychische Gesundheit schützen zu müssen. Diani hatte in einem
       TV-Interview gesagt, nicht nur sie selbst, die meisten ihrer
       Mitspielerinnen „können es nicht mehr ertragen. Sie äußern sich nicht
       unbedingt, aber es ist wirklich so.“ Nun können und müssen sie zeigen, wie
       es weitergeht.
       
       12 Mar 2023
       
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