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       # taz.de -- Proteste in Hongkong: China bringt Truppen in Stellung
       
       > Hongkongs Flughafen hat eine einstweilige Verfügung gegen
       > regierungskritische Besetzer erwirkt. Die Regierung erklärt diese
       > wiederum zu Terroristen.
       
   IMG Bild: Der Reporter Fu Guohao wurde von Protestlern mit Kabelbindern gefesselt
       
       Hongkong/Washington dpa | Angesichts der anhaltenden
       [1][regierungskritischen Proteste in Hongkong] hat US-Präsident Donald
       Trump darauf hingewiesen, dass China aktuell Truppen an der Grenze zu der
       Metropole in Stellung bringt. Darüber sei er von den US-Geheimdiensten
       informiert worden, [2][schrieb Trump auf Twitter]. Alle Parteien sollten in
       dieser Lage Ruhe bewahren und für Sicherheit sorgen, schrieb Trump weiter.
       
       Kurz zuvor hatte Trump vor Journalisten im Hinblick auf die angespannte
       Lage gesagt: „Ich hoffe, niemand wird verletzt. Ich hoffe, niemand wird
       getötet.“
       
       Verschiedene Medien hatten zuletzt über eine zunehmende Präsenz
       chinesischen Militärs an der Grenze zu Hongkong berichtet. Zu Beginn der
       Woche verbreiteten auch Staatsmedien Videos von gepanzerten Fahrzeugen der
       paramilitärischen Polizei, die in Shenzhen an der Grenze zusammengezogen
       wurden. Es habe sich um eine Übung gehandelt, hieß es dazu.
       
       In Hongkong kommt es seit mehr zwei Monaten immer wieder zu massiven
       regierungskritischen Protesten, die regelmäßig mit Ausschreitungen enden.
       Auslöser war ein – [3][inzwischen auf Eis gelegter – Gesetzentwurf] der
       Regierung zur erleichterten Auslieferung mutmaßlicher Krimineller an China.
       Die Proteste entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung.
       
       ## Einstweilige Verfügung für Demonstrierende
       
       Am Dienstag war es bei Protesten Tausender Regierungskritiker im Flughafen
       Hongkong zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Dutzende
       Beamte mit Schlagstöcken, Helmen und Schilden drangen in den von Aktivisten
       besetzten Airport ein, der wegen der Blockade stundenlang komplett
       lahmgelegt war.
       
       In der Nacht beruhigte sich die Lage wieder. Die meisten Aktivisten gingen
       nach Hause, auch die Polizei zog sich zurück. Auf dem Flughafen landeten
       wieder Flugzeuge. Der Flughafen ist das zentrale Drehkreuz für
       Langstreckenflüge über China und Südostasien.
       
       Der internationale Flughafen von Hongkong hat eine einstweilige Verfügung
       gegen Demonstranten erwirkt. Damit sollen „Personen davon abgehalten
       werden, rechtswidrig und vorsätzlich die korrekte Nutzung des Flughafens zu
       behindern oder zu stören“, hieß es in einer Erklärung vom Mittwoch. Demnach
       wurden Proteste oder Demonstrationen außer in dafür freigegebenen Bereichen
       auf dem Gelände des Flughafens verboten.
       
       Die chinesische Regierung verweigerte nach Angaben des US-Außenministeriums
       zwei amerikanischen Kriegsschiffen einen Aufenthalt im Hafen von Hongkong –
       inmitten der angespannten Lage in der Region. Die Regierung in Peking habe
       entsprechende Anfragen abgelehnt, hieß es. Der Aufenthalt der beiden
       Schiffe in Hongkong sei „in den nächsten paar Wochen“ geplant gewesen.
       Einzelheiten wurden nicht genannt. Die US-Seite verwies für weitere Details
       an die Regierung Chinas.
       
       ## Gewalt im Flughafen
       
       Das Verhältnis beider Länder ist derzeit durch erbitterte Handelskämpfe
       sehr belastet. Auch im Zusammenhang mit den Protesten der
       Regierungskritiker in Hongkong hatte es zuletzt Streit zwischen beiden
       Seiten gegeben. Hintergrund war das Treffen einer US-Diplomatin mit
       Aktivisten in Hongkong gewesen – was China als unangemessene Einmischung
       kritisierte.
       
       Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird seit der Rückgabe 1997 an
       China als eigenes Territorium autonom regiert. Anders als die Menschen in
       der kommunistischen Volksrepublik genießen die Hongkonger das Recht auf
       freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Diese Rechte
       sehen viele nun in Gefahr.
       
       Bundesaußenminister Heiko Maas äußerte sich ebenfalls besorgt. „Die Dinge
       eskalieren immer mehr. Deswegen kann man nur appellieren, dass sich alle
       Seiten zurücknehmen“, sagte er bei einem Besuch in New York. „Wichtig wird
       für uns allerdings auch bleiben, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung
       nicht beeinträchtigt wird.“
       
       Nach einem Bericht der Hongkonger Zeitung South China Morning Post drangen
       die Polizisten am Abend in das Flughafengebäude ein, um einem Mann zu
       helfen, der über Stunden von Demonstranten festgehalten und beschuldigt
       worden sei, ein Agent vom chinesischen Festland zu sein. Sanitäter brachten
       den Mann schließlich aus dem Flughafen. Vor dem Gebäude wurden demnach
       Polizeifahrzeuge angegriffen und Fenster eingeschlagen.
       
       ## Vergleich mit Terroristen
       
       Die Demonstranten hielten zeitweise auch einen zweiten Mann fest, den sie
       ebenfalls beschuldigten, als Agent zu arbeiten. Sie fesselten ihn mit
       Kabelbindern, einige Demonstranten versuchten ihn zu schlagen. Hu Xijin,
       Chefredakteur der chinesischen Zeitung Global Times, schrieb auf Twitter,
       dass es sich bei den Mann um einen Reporter seiner Zeitung gehandelt habe.
       Er sei von der Polizei befreit und ins Krankenhaus gebracht worden.
       
       Chinas Regierung wiederum hat gewaltbereite Demonstranten am Hongkonger
       Flughafen mit Terroristen verglichen. Die Taten einiger Protestler würden
       sich „nicht von den Gräueltaten von Terroristen unterscheiden“, hieß es am
       Mittwoch in einer Erklärung des Verbindungsbüros der chinesischen Regierung
       in Hongkong. Ein Sprecher der für Hongkong zuständigen Behörde in Peking
       nannte den Vorfall in einer ähnlichen Mitteilung eine „annähernd
       terroristische Tat“.
       
       Die Grenzen des Gesetzes, von Moral und menschlicher Natur seien völlig
       durchbrochen worden, so der Pekinger Sprecher. Die extrem gewalttätigen
       Verbrechen müssten streng bestraft werden. China unterstütze die Polizei
       und die Justiz in Hongkong.
       
       14 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Proteste-in-Hongkong/!5614628
   DIR [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1161325870516264961
   DIR [3] /Hongkongs-Regierungschefin-lenkt-ein/!5611275
       
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