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       # taz.de -- Proteste in Hongkong gehen weiter: Aktivist Joshua Wong freigelassen
       
       > Demonstrant*innen blockieren weiter eine Hauptverkehrsachse in Hongkong.
       > Ein bekannter Regierungskritiker wird vorzeitig aus der Haft entlassen.
       
   IMG Bild: Aus der Haft entlassen: Aktivist Joshua Wong in Hongkong
       
       Hongkong dpa | Einen Tag nach dem [1][Massenprotest in Hongkong] mit mehr
       als einer Million Menschen ist Joshua Wong, einer der führenden Köpfe der
       Demokratiebewegung, vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Der 22-jährige
       ehemalige Studentenführer hatte wegen seiner Rolle in der
       [2][Regenschirmbewegung 2014] eine zweimonatige Haftstrafe absitzen müssen,
       wurde am Montag aber wegen guter Führung einen Monat früher aus dem
       Gefängnis entlassen.
       
       Die Demonstrationen für mehr Demokratie vor fünf Jahren hatten wochenlang
       Teile der chinesischen Sonderverwaltungsregion lahmgelegt. Sie bekamen
       ihren Namen von den Regenschirmen, die gegen die Sonne und das Pfefferspray
       der Polizei eingesetzt worden waren. Seither hat die kommunistische Führung
       in Peking die Zügel straffer gezogen.
       
       Die Haftentlassung erfolgte unabhängig von den Massenprotesten der
       vergangenen Tage gegen das Gesetz für Auslieferungen an China, das
       Regierungschefin Carrie Lam am Samstag auf Eis gelegt hatte. Am Sonntag
       waren dennoch mehr als eine Million Menschen aus Protest gegen die
       Regierung auf die Straße gegangen.
       
       Vereinzelt dauerten am Montag noch Protestaktionen an. So blockierten
       dutzende Demonstranten eine mehrspurige Hauptverkehrsstraße nahe des
       Regierungssitzes, indem sie auf dem Boden saßen oder lagen. Die Polizei,
       die die Straßen am Morgen freiräumen wollte, hielt sich – wie schon in der
       Nacht – zurück.
       
       ## Schwere Zusammenstöße
       
       Obwohl sich Regierungschefin Lam am Sonntag bei den Hongkongern [3][für ihr
       Vorgehen entschuldigt hatte], ist die Verärgerung unter den sieben
       Millionen Einwohnern der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole noch
       immer groß. Der Streit über das Auslieferungsgesetz hatte Hongkong in die
       größte politische Krise seit Langem gestürzt.
       
       Es hätte Hongkongs Behörden erlaubt, von China verdächtigte Personen an die
       Volksrepublik auszuliefern. Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht
       unabhängig und diene als Werkzeug der politischen Verfolgung. Auch drohten
       Folter und Misshandlungen. Die Proteste sollen nach dem Willen der
       Organisatoren andauern, bis das Gesetz zurückgezogen wird. Die Gewerkschaft
       der Sozialarbeiter hat für Montag zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.
       
       Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe an China 1997 nach
       dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ als eigenes Territorium autonom
       regiert. Anders als die Menschen in der Volksrepublik genießen die
       Hongkonger nach dem Grundgesetz der chinesischen Sonderverwaltungsregion
       das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und
       Versammlungsfreiheit.
       
       Nachdem am Sonntag vor einer Woche nach unterschiedlichen Schätzungen
       zwischen Hunderttausenden und einer Million Menschen demonstriert hatten,
       war es am Mittwoch zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und
       Demonstranten gekommen. Dutzende Menschen wurden verletzt. Es gab elf
       Festnahmen. Der gewaltsame Polizeieinsatz mit Tränengas und Gummigeschossen
       sorgte für Empörung. Am Sonntag gingen dann noch einmal mehr Hongkonger als
       vor einer Woche auf die Straße. Die Organisatoren sprachen von „bis zu zwei
       Millionen“.
       
       17 Jun 2019
       
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