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       # taz.de -- Proteste in Paris: Handys gegen Polizeigewalt
       
       > Nur durch ein Video wurde der rassistische Angriff auf Michel Zecler
       > öffentlich. Die Regierung will das Filmen von Polizisten verbieten.
       
   IMG Bild: Ein Video zeigt die Attacke auf den Musikproduzenten Michel Zecler
       
       Vier Pariser „Ordnungshüter“ sitzen in Polizeigewahrsam. Mehr als 15
       Millionen Leute haben inzwischen dank Aufnahmen einer Videokamera gesehen,
       wie die vier Männer den schwarzen Musikproduzenten Michel Zecler
       [1][krankenhausreif schlugen], während sie ihn als „dreckigen N****“
       beschimpften. Ohne diese Bilder, deren Veröffentlichung die französische
       Staatsführung unter dem Vorwand verbieten möchte, dass sie Polizisten gegen
       absichtliche Anprangerungen aus dem Internet schützen müsse, säße jetzt
       wahrscheinlich Zecler hinter Gittern statt seiner vier Peiniger. Die hatten
       behauptet, Zecler habe versucht, ihnen eine Waffe zu entreißen. Die
       Aufnahmen zeigen, dass das nicht stimmt. Den vier Polizisten droht eine
       exemplarische Bestrafung.
       
       Damit wäre dann wohl für Präsident Emmanuel Macron und seinen Innenminister
       Gérald Darmanin die Sache erledigt. Die beiden wollen immer noch glauben
       machen, dass es sich um einen bedauerlichen Einzelfall mit „schwarzen
       Schafen“ in den Reihen der Polizei handle. Dem ist nicht so: Die
       entfesselte polizeiliche Gewalt, die große Zahl der wegen Granaten
       amputierten Hände und der erblindeten Augen nach den Protestaktionen der
       „Gelbwesten“, nach Demonstrationen gegen die Rentenreform und selbst nach
       dem traditionellen Ersten Mai, beweisen das Gegenteil.
       
       So systematisch, wie die Beamten auf die geringste Provokation reagierten,
       so systematisch stellte sich die Staatsführung hinter sie. Für jede
       Brutalität und jeden Übergriff gab es einen „guten Grund“. Die Opfer der
       Polizeigewalt waren aus ihrer Sicht selbst verantwortlich. Erst die
       Aufnahmen von Augenzeugen ermöglichten es, in einem Teil der Fälle das
       Gegenteil zu beweisen. Im Fall des misshandelten Musikproduzenten Zecler
       findet selbst der Hardliner Darmanin keine Ausrede mehr. Das Filmen solcher
       Szenen zu verbieten, würde die Bürger:innen definitiv entwaffnen. Deshalb
       streckten Zehntausende aus Protest gegen die institutionelle Gewalt ihr
       Telefon wie eine Faust in die Höhe.
       
       29 Nov 2020
       
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