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       # taz.de -- Proteste in Peru: Präsidentin für Neuwahlen
       
       > Nach landesweiten Kundgebungen spricht sich die erst kürzlich vereidigte
       > Präsidentin für Neuwahlen aus. Zwei Menschen sterben bei den Protesten.
       
   IMG Bild: Tränengas: Nach der Amtsenthebung des Präsidenten in Peru gab es Proteste in mehreren Städten, darunter Lima
       
       Lima afp | Nach landesweiten Protesten mit zwei Toten hat sich Perus
       Präsidentin für vorgezogene Neuwahlen ausgesprochen. Sie werde dem
       Parlament einen Gesetzentwurf vorlegen, mit dem die Parlamentswahlen von
       2026 auf April 2024 vorgezogen würden, sagte [1][die erst kürzlich
       vereidigte Präsidentin Dina Boluarte] in einer Fernsehansprache am Sonntag.
       
       Zuvor waren in Städten im ganzen Land tausende Menschen auf die Straße
       gegangen und hatten Boluartes Rücktritt und Neuwahlen gefordert. In der
       südperuanischen Stadt Andahuaylas wurden dabei zwei Menschen getötet und
       mindestens fünf weitere verletzt. Ausgelöst wurden die Proteste durch einen
       turbulenten Machtwechsel an der Spitze Perus vergangene Woche.
       
       [2][Der bisherige Präsident Pedro Castillo war am Mittwoch] vom
       peruanischen Parlament wegen „moralischer Unfähigkeit“ des Amtes enthoben
       und später festgenommen worden. Seine bisherige Stellvertreterin Boluarte
       wurde kurz darauf als seine Nachfolgerin vereidigt.
       
       Sie habe „den Willen der Bevölkerung“ verstanden und beschlossen, „die
       Initiative zu ergreifen“, sagte Boluarte in ihrer Fernsehansprache. Sie
       kündigte zudem die Verhängung des Ausnahmezustands in den am stärksten von
       den Protesten betroffenen Gebieten an, um die „öffentliche Ordnung
       wiederherzustellen“.
       
       ## Zusammenstöße mit Polizei
       
       Die Forderung nach Neuwahlen ging mit einer überwältigenden Ablehnung des
       Kongresses einher: Umfragen vom November zufolge sind 86 Prozent der
       Peruaner mit dem Parlament nicht einverstanden.
       
       Unter anderem in Cajamarca, Arequipa, Andahuaylas, Tacna, Cusco und Puno
       hatten zahlreiche Demonstranten am Wochenende Boluartes Rücktritt
       gefordert. Sie verlangten Castillos Freilassung, der sich seit Donnerstag
       in Untersuchungshaft befindet, und drohten einen landesweiten Streik an.
       
       In Andahuaylas in Boluartes Heimatregion Apurimac kam es im Zuge der
       Proteste zu Zusammenstößen. Dort griffen Demonstranten Polizisten mit
       Steinen an und stürmten den Flughafen. Die Einsatzkräfte feuerten Tränengas
       ab. Am Samstag waren in der Stadt bei Protesten bereits 16 Zivilisten und 4
       Polizisten verletzt worden. In Huancabamba, einer weiteren Stadt in
       Apurimac, wurde laut dem Radiosender RPP eine Polizeidienststelle in Brand
       gesetzt.
       
       In der Hauptstadt Lima demonstrierten zwischen 1.000 und 2.000 Menschen vor
       dem Kongress und riefen: „Castillo, du bist nicht allein, das Volk steht
       hinter dir!“ Eine außerordentliche Sitzung im Kongress zur Lage im Land war
       am Sonntagabend nach Handgreiflichkeiten unterbrochen worden. In
       Onlinediensten veröffentlichte Bilder zeigten, wie ein Mann einem anderen
       von hinten einen Fausthieb verpasst und es zu Gedränge kommt.
       
       ## Castillo in Untersuchungshaft
       
       Innenminister César Cervantes hatte die Bevölkerung im Radiosender RPP zur
       Ruhe aufgerufen. „Kein Peruaner sollte sein Leben für politische Interessen
       opfern müssen“, schrieb auch Boluarte im Onlinedienst Twitter. „Ich rufe
       erneut zum Dialog und zum Verzicht auf Gewalt auf.“
       
       [3][Castillo war im Juli 2021 als politischer Außenseiter an die
       Staatsspitze gewählt worden]. Seitdem befand sich der 53-Jährige in einem
       ständigen Machtkampf mit dem konservativ dominierten Kongress. Dieser hatte
       bereits zweimal vergeblich versucht, ihn wegen „moralischer Unfähigkeit“
       des Amts zu entheben.
       
       Nach Castillos Absetzung erklärte der Oberste Gerichtshof des Landes am
       Donnerstag, dass gegen den Ex-Staatschef sieben Tage Untersuchungshaft
       verhängt worden seien. Dem linksgerichteten Politiker werden „Rebellion und
       Verschwörung“ vorgeworfen.
       
       12 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
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