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       # taz.de -- Prozess wegen Attacke gegen Linke: Rechter Pick-up-Fahrer vor Gericht
       
       > Er soll mit seinem Auto in Henstedt-Ulzburg gezielt auf linke
       > Demonstraten:innen gerast sein. Dafür muss Melvin S. bald vor
       > Gericht.
       
   IMG Bild: Protest gegen rechten Terror: Auto-Attacken von Rechten sind keine Einzelfälle
       
       Nun muss er sich bald vor Gericht verantworten: Im Oktober 2020 soll Melvin
       S. mit seinem [1][Pick-up] gezielt Gegendemonstrant:innen einer
       [2][AfD-Veranstaltung] im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg
       angefahren haben. Die Staatsanwaltschaft Kiel hatte erst vor einem knappen
       Jahr Anklage wegen versuchten Totschlags gegen S. erhoben. Das
       Hauptverfahren sei eröffnet, erklärt nun die Pressestelle des Kieler
       Landgerichts. Doch eine genaue Terminierung des Verfahrens vor der
       Jugendstrafkammer kann die Pressestelle noch nicht benennen.
       
       Die späte Anklage, aber auch die offene Terminierung verwundert. Beides
       könnte der allgemeinen Überlastung der Justiz geschuldet sein. Zweifel sind
       jedoch angebracht, ob die Behörden die richtigen Prioritäten setzen.
       Schließlich musste der Täter nicht aufwendig ermittelt werden. Noch vor Ort
       hatte die Polizei S. namentlich erfasst.
       
       An jenem Samstagabend im Oktober 2020 hatte S., der rechtsextreme Kontakte
       pflegte, den Angriff verübt. Im Bürgerhaus war gerade eine
       AfD-Veranstaltung mit dem damaligen Bundessprecher [3][Jörg Meuthen] zu
       Ende gegangen. Protest gegen die AfD hatte die Veranstaltung in der
       Kleinstadt nahe Hamburg begleitet. Für S. war das offenbar zu viel: Mit
       seinem 3,5 Tonnen schweren Fahrzeug fuhr er auf einen Gehweg und verletzte
       dabei vier Demonstrierende. Eine Frau musste ins Krankenhaus.
       
       „Ich dachte, ich sehe nicht richtig“, berichtete einer der Betroffenen der
       taz später. Er hatte den Fahrer zuvor mit weiteren Besuchern der
       Veranstaltung an sich vorbeigehen sehen. Zwei von ihnen seien in den
       Pick-up gestiegen und auf den Gehweg gebogen. „Und der Fahrer gab Vollgas
       und raste auf uns zu.“
       
       Die kurze Distanz zwischen dem Auto und ihm sowie einem weiteren
       Demonstranten war schnell überwunden. „Er traf uns mit der Motorhaube. Wir
       wurden weggeschleudert“, sagte der 44-Jährige. Beide erlitten Prellungen
       und Schürfungen am Körper. Sein Begleiter wurde zudem am Kopf verletzt. Er
       sah noch, wie das Auto weiter auf dem Gehweg raste, eine Frau traf und dann
       auf die Straße fuhr.
       
       Der Pressemitteilung der Polizei war der Verlauf seinerzeit nicht zu
       entnehmen: „Demonstranten der rechten und linken Szene gerieten außerhalb
       des Veranstaltungsgeländes aneinander. Dabei wurde im Rahmen eines
       Verkehrsunfalls eine Person der linken Szene schwer verletzt.“ Wegen
       „Aggressionsdelikten gegenüber Beteiligten und Polizeibeamten“ habe ein
       Beamter einen Warnschuss abgegeben.
       
       Die Staatsanwaltschaft geht mittlerweile davon aus, dass S. seinen Pick-up
       bewusst auf den Gehweg gelenkt hatte. Die Auswertung von Zeugenaussagen
       sowie das Gutachten eines Unfallsachverständigen belegten, das S. in
       „Absicht“ gehandelt habe, um „einen Unglücksfall herbeizuführen“. Er habe
       dabei billigend „in Kauf“ genommen, „dass die von ihm angefahrenen Personen
       auch tödlich verletzt werden können“.
       
       24 Jun 2022
       
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