# taz.de -- Razzien und Entsetzen in den USA: Trumps Angriff auf Städte und Wohnviertel
> Bei ihren Einsätzen gehen die maskierten Mitarbeiter der
> Einwanderungsbehörde ICE immer brutaler vor. Gegen Protest schickt Trump
> die Nationalgarde.
IMG Bild: Innerhalb des Wohnkomplexes in Chicago nach der Durchsuchung der ICE-Agenten vergangene Woche
Washington taz | Die Razzia der [1][US-Einwanderungsbehörde ICE] in einem
Wohnblock im Süden Chicagos liegt schon eine Woche zurück, aber erst nach
und nach werden Details bekannt, die seither die US-Öffentlichkeit
schockieren. Mitten in der Nacht zu Dienstag letzter Woche hatten dutzende
ICE-Agenten sowie Einsatzkräfte anderer Bundesbehörden den Wohnblock
gestürmt. Laut Augenzeugenberichten wurden dabei Kinder von ihren Eltern
getrennt, Wohnungen verwüstet und unzählige US-Bürger stundenlang
festgehalten.
„Sie haben uns behandelt, als wären wir nichts“, [2][sagte Bewohnerin
Pertissue Fisher dem lokalen Fernsehsender ABC7]. Fisher erklärte, dass sie
und andere Bewohner des Wohnblocks von bewaffneten Sicherheitskräften für
mehrere Stunden festgehalten wurden. „Sie fragten mich nach meinem Namen
und Geburtsdatum und ob ein Haftbefehl gegen mich vorläge. Ich sagte:
‚Nein‘“, erinnert sich Fisher.
Erst um 3 Uhr morgens wurde sie wieder freigelassen. „Es war beängstigend.
Noch nie zuvor wurde mir eine Waffe ins Gesicht gehalten“, sagte Fisher,
die eine amerikanische Staatsbürgerin ist.
Andere Augenzeugen berichteten davon, dass Kinder von ihren Eltern getrennt
wurden. Fotos zeigen mit Kabelbindern gefesselte Kleinkinder, barfuß und
lediglich in ihren Schlafanzügen oder in Unterwäsche. Videos von der
Razzia, die auf den sozialen Medien geteilt wurden, zeigten, wie
Einsatzfahrzeuge und Einsatzkräfte das Gebäude umstellten.
## Chicago im Visier der Trump-Regierung
Die Razzia zeigte einmal mehr, mit welcher Brutalität und Härte die
US-Regierung um Präsident Donald Trump gegen mutmaßliche papierlose
Einwanderer vorgeht. Trotz des anhaltenden [3][Regierungs-Shutdowns] gehen
die Razzien im ganzen Land weiter.
In den vergangenen Tagen hatte Trump auch erneut angekündigt, die
Nationalgarde zur Unterstützung von ICE-Agenten nach Chicago und Portland,
Oregon entsenden zu wollen.
[4][Eine Bundesrichterin hatte übers Wochenende die Mobilisierung der
Nationalgarde für den Einsatz in Portland untersagt]. Die Stadt Chicago und
der US-Bundesstaat Illinois reichten am Montag Klage gegen die
Mobilisierung von Nationalgarde-Truppen ein, um deren Entsendung zu
stoppen.
Chicagos Bürgermeister Brandon Johnson kündigte am selben Tag die
Einführung von „ICE-freien Zonen“ an, also bestimmte Lokalitäten, in denen
die Einwanderungsbehörde keine Razzien durchführen darf. Der demokratische
Gouverneur von Illinois, JB Pritzker, erklärte während einer
Pressekonferenz am Sonntag, dass eine Entsendung der Nationalgarde einer
illegalen „Invasion“ gleichkäme.
## Vorwand Organisiertes Verbrechen
In Chicago läuft seit vergangenem Monat eine Einwanderungs-Operation mit
dem Namen „Midway Blitz“. Laut der Heimatschutzbehörde DHS wurden zwischen
dem 8. September und 1. Oktober mehr als 800 undokumentierte Einwanderer
verhaftet. Auch die Razzia auf den Wohnblock vergangene Woche war Teil
dieser Operation.
Am Ende wurden 37 Menschen bei der Aktion verhaftet. Laut DHS war der Grund
für die Razzia die Annahme, dass in dem Wohngebäude Mitglieder der
venezolanischen Verbrecherbande Tren de Aragua verkehren würden. Mindestens
zwei der verhafteten Personen sollen Bandenmitglieder sein. Unter Trump
wurde Tren de Aragua zusammen mit anderen kriminellen Netzwerken zu einer
terroristischen Organisation erklärt.
Der Wohnkomplex, in dem die Razzia stattfand, fiel laut US-Medienberichten
in der Vergangenheit bereits öfters negativ auf. Es gab Berichte über
Wasserschäden, Müllberge in den Fluren und Treppenhäusern und Vandalismus.
Für Illinois’ Gouverneur JB Pritzker rechtfertigt dies allerdings nicht das
übermäßige Vorgehen der Bundesbehörden. Er sagte, dass die Behörden mit
solchen Aktionen nur Panik in den Gemeinden verbreiten würden.
„Die Trump-Regierung muss den Krieg gegen Chicago beenden. Die
Trump-Regierung muss den Krieg gegen Amerikaner beenden. Die
Trump-Regierung muss ihren Versuch beenden, unsere Demokratie zu
zerstören“, forderte Chicagos Bürgermeister Johnson.
7 Oct 2025
## LINKS
DIR [1] /Migrationspolitik-USA/!6109028
DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=vFh5yBIxTpc
DIR [3] /US-Regierung-im-Shutdown/!6117225
DIR [4] /Trumps-Krieg-gegen-die-Staedte/!6117669
## AUTOREN
DIR Hansjürgen Mai
## TAGS
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Abschiebung
DIR Chicago
DIR US-Justiz
DIR Nationalgarde
DIR Donald Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR +++ USA unter Donald Trump +++: Donald Trump empört über kanadischen Werbespot
In Erregung über einen Werbespot der kanadischen Provinz Ontario droht
Donald Trump damit, „noch schmutziger“ spielen zu können. In New York haben
Wahlen begonnen.
DIR Apps zum Tracking von ICE-Agenten: Das Eis schmilzt
Gegen das brutale Vorgehen der US-Migrationsbehörde ICE halfen
Tracking-Apps. Jetzt entfernten Apple und Google sie aus ihren Stores.
DIR Trumps Krieg gegen die Städte: Weiterer Richterinnenspruch gegen Trump
Erneut stoppt eine US-Richterin die Verlegung von Nationalgardisten nach
Oregon. Trumps Entsendung von Soldaten nach Chicago gilt vorerst weiter.
DIR Trumps Krieg gegen die Städte: Trump schickt die Nationalgarde nach Chicago
Der US-Präsident ordnet die Entsendung von 300 Nationalgardisten nach
Chicago an. Eine Bundesrichterin stoppt vorerst deren Einsatz in Portland,
Oregon.
DIR Trump droht Portland mit Nationalgarde: „Nichts anderes als eine große Show“
Der US-Präsident bezeichnet Portland als „kriegsverwüstet“. Die Stadt gilt
als liberal und ist Trump ein Dorn im Auge. Bürgermeister Keith Wilson
fordert die Bürger zur Gelassenheit auf.