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       # taz.de -- Rechter Kumpel von Ex-Werder-Torwart: Der Rocker-Freund des Fußball-Stars
       
       > Neue Fotos zeigen Ex-Werder-Star Tim Wiese mit Szenegröße Stefan Ahrlich.
       > Der Verein distanziert sich deshalb nun von seinem langjährigen Torhüter.
       
   IMG Bild: Ganz nach rechts gegriffen: Torhüter Tim Wiese beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro im September
       
       Bremen taz | Glatze, breite Schultern, aufgepumpte Muskeln, einschlägige
       Tattoos: Manche Rechtsextreme erfüllen gern rechtsextreme Klischees. [1][In
       Bremen inszeniert sich Stefan Ahrlich] als harter Kerl mit klarer Meinung.
       Zu „Odin statt Jesus“ bekennt er sich mit einem tätowierten Schriftzug auf
       der linken Brustseite. Mit der T-Shirt-Aufschrift „Endstufe-Crew“ zeigt er
       offen seine Nähe zur Rechtsrockband. Seit Jahren ist Ahrlich, der sich auch
       „Anders“ nennt, an der Weser eine Größe im Milieu zwischen Rockern und
       Rechtsextremen. Und er scheint [2][ein enger Kumpel von Tim Wiese] zu sein.
       
       Am vergangenen Wochenende schlenderte Wiese mit mehreren Rechtsextremen
       über den Bremer Freimarkt. Einer von ihnen: die braune Rotlicht-Größe
       Ahrlich. Schon früher tauchten Bilder von Wiese mit fragwürdigen Freunden
       auf. Die Vereinslegende des SV Werder Bremen bewegt sich bereits länger in
       diesem Milieu.
       
       Zu Jahresbeginn suchte der Verein deshalb das Gespräch mit dem Ex-Torwart,
       der über 200 Spiele für die Grün-Weißen absolvierte, und erklärte ihm
       „unmissverständlich“, dass dieser Umgang „nicht mit den Werten des SV
       Werder Bremen zusammenpassen“ würde. Aus der Fanszene kam zudem immer
       lauterer Protest. Beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am 1.
       Oktober stand auf einem Banner in der Ostkurve: „Wer mit Nazis abhängt, hat
       im Weserstadion nichts zu suchen – keine Bühne für Tim Wiese!“.
       
       Wieses Bekanntschaft zu Ahrlich scheint seit mindestens fünf Jahren zu
       bestehen. Ahrlich war [3][beim MC Legion involviert], einer Art Vorgruppe
       der Hells Angels mit Klubhaus in Stuhr. Er ist seit Jahren [4][mit
       Rechtsrocker Hannes Ostendorf] von „Kategorie C“ bekannt. Bei der
       rechtsextremen Hooligan-Gruppe „Standarte 88“ waren sie gemeinsam. 2015
       löste sich die Truppe mit dem einschlägigen Zahlencode angeblich auf, wohl
       um sich einer Strafverfolgung zu entziehen.
       
       ## „Kopf der Hooliganszene“
       
       Denn immer wieder suchten die rund 30 Männer gern die „dritte Halbzeit“:
       Beim 100. Nordderby zwischen dem SV Werder und dem Hamburger SV im Jahr
       2014 hatten die „Standarte“ sowie „Nordsturm Brema“ und Mitglieder
       befreundeter Hooligan-Gruppen ein Schiff gemietet. Ahrlich und Ostendorf
       waren dabei. Von Bord gehend, griffen Standarte-Anhänger Passant*innen
       und Journalist*innen an und jagten sie.
       
       In einem internen Schreiben wurde aus den Reihen des SV Werder Bremen schon
       2011 vor Ahrlich gewarnt. Ihn machte der Verein als „Kopf der
       Hooliganszene“ aus. Schon damals befürchtete der Verein, dass aus der Szene
       nicht nur „verbale Einschüchterungen“ erfolgen könnten. Der rechte Hooligan
       ist geschäftlich recht umtriebig. Nach außen hin fällt Ahrlich als
       Tattoo-Unternehmer und Betreiber eines „Limousinenservice“ auf. Zeitweilig
       fuhr ein NPD-Aktivist für ihn als Chauffeur.
       
       Die letzten Bilder von Ahrlich und Wiese haben nun Folgen: Der SV Werder
       Bremen erklärte am Dienstag, dass Wiese künftig nicht mehr zu
       Veranstaltungen eingeladen wird und auch nicht mehr für die Traditionself
       des Bundesligisten auflaufen soll.
       
       20 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
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