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       # taz.de -- AfD-naher Youtuber Clownswelt: Rechter Clown lässt Maske fallen
       
       > Lange missachtete der Betreiber des Rechts-außen-Blogs Clownswelt die
       > gesetzliche Impressumspflicht. Jetzt hat er seinen vollen Namen
       > veröffentlicht.
       
   IMG Bild: Wer dahintersteckt, können jetzt alle nachlesen
       
       Berlin taz | Der jahrelang anonyme Betreiber des AfD-nahen Youtube-Kanals
       Clownswelt mit mehr als 450.000 Abonnenten hat nun seinen vollen Namen
       veröffentlicht. Marc-Philipp Längert heißt der
       [1][Rechts-außen-Influencer], der sich hinter einem Clowns-Avatar
       versteckt. Das geht aus einem Impressum hervor, das diese Woche auf dem
       Kanal erschienen ist.
       
       Zuvor hatte Clownswelt die Impressumspflicht nicht erfüllt. Das
       [2][ZDF-„Magazin Royale“] von Jan Böhmermann nannte am 9. Mai den Vornamen
       des Verantwortlichen. [3][Die Zeit] veröffentlichte zusätzlich das Initial
       seines Nachnamens.
       
       Liefert Längert in seinem Impressum nun alle Informationen, die der
       Öffentlichkeit nach deutscher Gesetzeslage zustehen? „Der Anbieter bedient
       sich hierbei eines Adressenservices, um seine Anschrift nicht preisgeben zu
       müssen“, teilte die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen der taz auf
       Anfrage mit. Diese Lösung sei zulässig, weil auch dorthin zum Beispiel
       Ladungen eines Gerichts zugestellt werden können. Auf Längerts
       Youtube-Kanal Ketzerkirche war ebenfalls das Impressum zu sehen.
       
       „Im Übrigen ist das Impressum jedoch unvollständig. Diesbezügliche
       Maßnahmen werden derzeit geprüft“, erklärte die Behörde, die für die
       Durchsetzung der Impressumspflicht für elektronische Medien aus NRW
       zuständig ist. Längert lebt laut ZDF und Zeit in dem Bundesland, während
       der in seinen Impressen genannte Adressenservice in Baden-Württemberg
       sitzt.
       
       ## Impressum immer noch unvollständig
       
       „Grundsätzlich muss ein Impressum neben einer E-Mail-Adresse einen zweiten
       elektronischen Kontaktweg, etwa eine Telefonnummer, enthalten“, ergänzte
       die Anstalt. Zudem sei die zuständige Aufsichtsbehörde anzugeben. Beides
       fehlte zumindest bis Freitagmittag in den Impressen.
       
       Die Behörde sieht sich aber nicht imstande, den Anbieter für die jahrelange
       Missachtung der Impressumspflicht zu bestrafen. Eigentlich seien solche
       Verstöße nach dem [4][Digitale-Dienste-Gesetz] (DDG) Ordnungswidrigkeiten,
       die mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld geahndet werden könnten. Längert ließ
       eine der Bitte der taz um Stellungnahme bis Redaktionsschluss
       unbeantwortet.
       
       „Der Landesanstalt für Medien NRW fehlt derzeit allerdings die
       Zuständigkeit für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten nach dem DDG, da
       das hier relevante Telemedienzuständigkeitsgesetz NRW noch auf das nicht
       mehr bestehende Telemediengesetz verweist.“ Eine diesbezügliche
       Gesetzesänderung habe die Anstalt bereits „beim Gesetzgeber angeregt und
       soll nun wohl auch umgesetzt werden.“
       
       ## Wer anonym ist, kann nicht verklagt werden
       
       Ein Impressum ist nötig, damit zum Beispiel bei Falschbehauptungen,
       Verleumdungen oder Beleidigungen die Opfer gegen den Verantwortlichen
       rechtlich vorgehen können. Deshalb müssen fast alle Betreiber von
       Internetseiten den Nutzern bestimmte Angaben über ihre Identität machen,
       die im Digitale-Dienste-Gesetz und im Medienstaatsvertrag geregelt sind.
       
       Die Impressumspflicht diene auch dazu, dass Besucher der Seiten überprüfen
       können, „ob es sich um eine seriöse, glaubwürdige Quelle handelt“, erklären
       die Landesmedienanstalten. „Diese Transparenz ist besonders wichtig, wenn
       es um Nachrichten- und Informationsseiten geht, die der Meinungsbildung
       dienen.“
       
       Doch Clownswelt und Ketzerkirche, die 2021 beziehungsweise 2009 gegründet
       wurden, haben diese Pflicht lange ignoriert. Dabei sind sie gerade in
       rechten Kreisen sehr einflussreich: Sie haben insgesamt mehr als eine halbe
       Million Abonnenten und gehören zu den reichweitenstärksten Kanälen der
       Szene.
       
       Nachdem Zeit und ZDF Teile von Längerts Namen und sein Bundesland geoutet
       hatten, fragte die taz bei der zuständigen Landesmedienanstalt NRW und bei
       Youtube wegen der fehlenden Angaben an. Wenig später erschienen die
       Impressen. Bei dem Telegram-Kanal Clownswelt und dem X-Account Ketzerkirche
       dagegen fehlte immer noch ein Impressum.
       
       In seinen Videos äußert sich Längert immer wieder positiv über die AfD, die
       laut einem Gutachten des Bundesamts für Verfassungsschutz als
       rechtsextremistisch einzustufen ist. Oft nimmt er gleiche oder ähnliche
       Positionen wie die Partei zu Themen wie Migration, Gendern oder dem
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein.
       
       ## Handynummer von „Zeit“-Autor veröffentlicht
       
       Böhmermann zitierte den Influencer mit der misogynen Behauptung, „dass
       Frauen auf natürliche Art und Weise mehr zu Unterwerfung tendieren als
       Männer.“ Der Satiriker wies darauf hin, dass zum Beispiel der extrem rechte
       Thüringer AfD-Chef Björn Höcke einen Beitrag von Clownswelt als „schöne
       Richtigstellung“ von Vorwürfen gegen ihn verlinkt habe. Auch auf der
       Website der AfD Thüringen wurde dann für das „Aufklärungsvideo“ des
       Influencers geworben.
       
       Laut Zeit machte sich der Influencer auch über den Körper der
       Grünenpolitikerin Ricarda Lang lustig und beleidigte die Klimaaktivistin
       Greta Thunberg als „zurückgeblieben“. Der offizielle X-Kanal der AfD
       bezeichnete das „alternative Medium“ Clownswelt als „unverzichtbar“.
       
       Die Zeit warf ihm „Hass und Hetze“ vor. Er verstecke sich hinter dem Bild
       eines Clowns mit roter Nase und Laserschwert. Der Name Clownswelt spiele
       darauf an, dass Rechtsextreme die Welt so darstellen wollen, als würden
       demokratische Politik und Medien von Clowns gemacht.
       
       Längert hatte seine Anonymität damit gerechtfertigt, dass Linke
       Andersdenkenden „in dieser Republik“ das Auto anzünden oder den „Schädel
       einschlagen“ würden. Ein Fall, bei dem ein rechtsextremer Journalist wegen
       seiner Tätigkeit ermordet worden wäre, ist bisher allerdings nicht bekannt.
       
       Es gibt rechtliche Möglichkeiten, der Impressumspflicht nachzukommen, ohne
       seinen eigenen Namen zu nennen – zum Beispiel über die Angabe einer Firma,
       für die jemand anders verantwortlich ist.
       
       Unterstützer von Längert sind im Übrigen nicht zimperlich, wenn es um
       persönliche Informationen anderer geht: Sie schreckten nicht davor zurück,
       zum Beispiel die Handynummer des Zeit-Autors und angebliche Passwörter von
       ihm zu veröffentlichen.
       
       16 May 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Politik-auf-Social-Media/!6111258
   DIR [2] https://www.zdf.de/play/shows/zdf-magazin-royale-102/zdf-magazin-royale-vom-9-mai-2025-100
   DIR [3] https://www.zeit.de/gesellschaft/2025-05/hetze-rechte-influencer-anonymitaet-kunstfigur
   DIR [4] https://www.gesetze-im-internet.de/ddg/BJNR0950B0024.html#BJNR0950B0024BJNG001100000
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
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