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       # taz.de -- Rede zur Lage der Nation: Trump will Amerikanern Mut machen
       
       > Mit typisch amerikanischem Pathos hat Donald Trump seine erste Rede zur
       > Lage der Nation hinter sich gebracht. Inhaltlich kam wenig Neues.
       
   IMG Bild: Große Gesten liegen Trump
       
       Washington taz/dpa | Entgegenkommend, aber zugleich unerbittlich: Mit einer
       pathetischen Rede zur Lage der Nation hat [1][US-Präsident Donald Trump]
       versucht, seinen Landsleuten Mut zu machen. „Die Lage der Nation ist stark,
       weil das Volk stark ist“, sagte der Präsident am Dienstagabend (Ortszeit)
       im Kapitol. Er reichte den politischen Gegnern seine Hand, zeigte aber auch
       eklatante Härte: So soll das Gefangenlager Guantanamo entgegen der
       Anordnung seines Vorgängers Barack Obama nicht geschlossen werden.
       
       Die 80-minütige Rede war gespickt mit Pathos und viel Nationalstolz. Immer
       wieder wies der Präsident auf die Taten von im Publikum sitzenden
       Amerikanern hin, die dem amerikanischen Bild von Heldentum entsprächen. Mit
       seinen Forderungen nach hartem Durchgreifen, etwa im Kampf gegen [2][die
       Opium-Epidemie] in den USA und gegen Straßenkriminalität, traf er den Nerv
       vieler Anhänger [3][seiner republikanischen Partei]. Zudem nannte Trump ein
       Sammelsurium von Erfolgen – die Steuerreform, das Ende der unfairen
       Handelspolitik und der Schaffung neuer Arbeitsplätze – seiner Politik, die
       teilweise von seinem Vorgänger stammen oder keiner Faktenüberprüfung
       standhalten.
       
       Viele derzeit in den USA heiß diskutierte Streitpunkte, darunter die
       Russland-Affäre oder das Freihandelsabkommen Nafta mit Mexiko und Kanada,
       erwähnte Trump dagegen mit keiner Silbe. Auch [4][die Außenpolitik] kam
       vergleichsweise kurz. Lediglich die Konfliktländer Nordkorea und Iran
       erwähnte er. Mit Blick auf die Lage in Nordkorea warnte Trump vor zu viel
       Selbstgefälligkeit und Zugeständnissen. Dies würde nur Aggression und
       Provokation schüren.
       
       Statt neue Drohungen gegen Pjöngjang auszustoßen, griff der US-Präsident
       diesmal zu einem Propaganda-Instrument: Ein Flüchtling aus Nordkorea wurde
       demonstrativ im Saal mit tosendem Applaus gefeiert, als er seine Krücken in
       die Luft hielt. Trump forderte den Kongress zudem auf, mehr Geld für das
       Militär auszugeben. Das US-Atomwaffenarsenal müsse modernisiert und so
       gestärkt werden, „dass es jeden Akt der Aggression abschrecken wird“.
       
       Zu den Kriegen und internationalen Krisen der USA äußerte sich Trump
       spärlich. Er sagte nichts zu Afghanistan, wo er die Truppenzahlen
       aufgestockt hat und wo in den letzten Tagen mehrere schwere Attentate
       stattgefunden haben. Hingegen beschrieb er den Kampf im Irak gegen IS als
       Erfolg. Versicherte, dass er weiter hart gegen die „Diktaturen im Iran, in
       Kuba, in Venezuela und in Nord Korea“ vorgehen werde.
       
       Er habe einen Erlass unterzeichnet, das Lager Guantanamo entgegen einer
       Anordnung seines Vorgängers Barack Obama offenzuhalten, sagte Trump.
       Terroristen seien nicht bloß Kriminelle, sie seien feindliche Kämpfer. „Und
       wenn sie im Ausland gefangen genommen werden, sollten wir sie wie die
       Terroristen behandeln, die sie sind“, sagte Trump. Er habe
       Verteidigungsminister James Mattis in dem Erlass zugleich beauftragt, die
       Inhaftierungspolitik des Militärs auf den Prüfstand zu stellen.
       
       Bis zu 1,8 Millionen illegal ins Land gekommenen jungen Einwanderern will
       Trump eine Einbürgerung ermöglichen. Migranten, die bestimmte Anforderungen
       erfüllten und einen „guten moralischen Charakter“ hätten, sollten die
       Möglichkeit haben, die US-Staatsbürgerschaft zu erlangen, sagte Trump. Der
       Republikaner machte aber zugleich klar, dass er im Gegenzug Geld für den
       geplanten Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko wolle.
       
       Das Weiße Haus hatte die Pläne für die Reform der Einwanderungspolitik in
       der vergangenen Woche vorgelegt. Sie sind höchst umstritten, weil sie die
       Abschaffung mehrerer Bestandteile des bisherigen Systems vorsehen. So will
       Trump etwa die sogenannte Greencard-Lotterie beenden, die Menschen aus
       vielen verschiedenen Ländern eine Chance auf eine Arbeits- und
       Aufenthaltserlaubnis in den USA gibt. In den nächsten Wochen muss er eine
       Einigung mit den Demokraten finden.
       
       Im Publikum bei Trumps erster Rede zur Lage der Nation [5][nach einem Jahr
       Amtszeit] saßen die meisten Parlamentarier aus Abgeordnetenhaus und Senat
       sowie zahlreiche hochrangige Gäste. Auch Trumps Ehefrau Melania gehörte zu
       den Zuhörern. Die 47-Jährige, in den Umfragewerten zuletzt deutlich
       geklettert, bekam freundlichen Applaus. Seit den Enthüllungen einer
       Pornodarstellerin über ein Verhältnis mit Trump hatte sie sich nicht mehr
       zusammen mit ihrem Mann in der Öffentlichkeit gezeigt. Als er am
       Dienstagabend über Familienwerte sprach und die republikanischen
       Abgeordneten stehend applaudierten, blieb die First Lady sitzen.
       
       ## Schwarz als Statement
       
       Einige Abgeordnete der oppositionellen Demokraten – insbesondere Frauen und
       Afroamerikaner – waren aus Protest gegen Trumps Politik und gegen sein
       Auftreten der Rede ferngeblieben. Andere trugen Schwarz. Es war eine
       farbliche Sympathieerklärung an die „MeToo“-Bewegung und eine demonstrative
       Abkehr von dem Präsidenten. Als Gäste hatten einige Demokraten „Dreamer“
       mitgebracht – junge Einwanderer, deren Aufenthaltsgenehmigungen in den USA
       im März ablaufen.
       
       Trump betonte, es sei nicht genug, nur in Zeiten der Krise
       zusammenzustehen. „Heute Abend rufe ich alle von uns auf, unsere
       Differenzen beiseite zu legen, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, und die
       Einigkeit zu erzielen, die wir brauchen, um den Menschen, die uns gewählt
       haben, zu dienen“, sagte der US-Präsident. Zuvor hatte er verdiente
       Amerikaner im Saal, darunter Polizisten und Militärs, für ihre Leistungen
       geehrt.
       
       Der demokratische Kongressabgeordnete Joseph Kennedy, Enkel des früheren
       Senators Robert Kennedy, hielt vom Bundesstaat Massachusetts aus die
       offizielle Gegenrede der Demokraten. Die Präsidentschaft Donald Trumps sei
       ein Angriff auf das größte Ideal der Amerikaner: „Auf den Glauben daran,
       dass wir alle etwas wert sind, dass wir alle gleich sind und wir alle
       zählen“, betonte der 37-Jährige.
       
       Trump machte erneut deutlich, dass er beim internationalen Handel keine
       Regelverletzungen dulden wolle. „Wir werden die amerikanischen Arbeiter und
       geistiges Eigentum der Amerikaner schützen, indem wir unsere Gesetze mit
       Stärke durchsetzen“, sagte Trump. Er kündigte zudem seine bereits erwartete
       Infrastrukturinitiative an und forderte den Kongress auf, mindestens 1,5
       Billionen Dollar zur Verfügung zu stellen. Arzneimittelpreise müssten
       gesenkt werden, neue Medikamente müssten noch für der Einführung
       Schwerstkranken auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden dürfen.
       
       Die US-Öffentlichkeit nahm Trumps Worte gespalten wahr. Während er sprach,
       fand vor dem Kongress eine linke Protestdemonstration statt. An zahlreichen
       Orten des Landes organisierten Frauengruppen, Gewerkschaften und Demokraten
       ihre eigenen Diskussionen zur Lage der Nation.
       
       31 Jan 2018
       
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