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       # taz.de -- Regierungsbildung in Israel: Neue Runde, neues Glück?
       
       > Am Mittwoch läuft die Frist für eine Regierungsbildung ab. Die Hoffnung,
       > dass das klappt, ist gering. Vorsorglich wird ein Neuwahl-Termin
       > vereinbart.
       
   IMG Bild: Zu spät? Weder Benny Gantz noch Benjamin Netanyahu haben die erforderlichen Stimmen erhalten
       
       Tel Aviv taz | Zwei Tage vor Ablauf der Frist zur Regierungsbildung haben
       sich der Likud und Blau-Weiß auf den 2. März als Termin für die Neuwahlen
       geeinigt. Der Likud hielt sich bis Redaktionsschluss mit einer Bestätigung
       zurück. Theoretisch haben sämtliche Parlamentsabgeordneten noch die Chance,
       61 Knessetmitglieder hinter sich zu versammeln. Dass der Termin für die
       Neuwahlen bereits steht, zeigt aber, wie gering diese Chance ist.
       
       Nachdem zuerst der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und
       danach sein Herausforderer Benny Gantz nicht die erforderlichen 61 Stimmen
       bekommen konnten, ist dies bisher auch keinem anderen Mitglied der Knesset
       gelungen. Aller Voraussicht nach wird die Frist am Mittwoch um Mitternacht
       auslaufen, die Knesset wird sich auflösen und die israelische Bevölkerung
       wird zum dritten Mal innerhalb eines Jahres an die Urnen gerufen.
       
       Israels Regierungsbildung befindet sich [1][seit April in der Sackgasse].
       Weder bei den Wahlen im April noch bei den [2][Neuwahlen Ende September]
       hatten das rechtsreligiöse und das Mitte-links-Lager eine eigene Mehrheit
       erzielt. Verhandlungen über eine Einheitsregierung scheiterten. Netanjahu
       bestand darauf, mit dem gesamten Block rechter und religiöser Parteien in
       das Bündnis einzutreten. Gantz hatte sich jedoch zur Bildung einer
       liberalen, säkularen Koalition verpflichtet und lehnte darüber hinaus ein
       Bündnis mit [3][Netanjahu als Regierungschef wegen der
       Korruptionsvorwürfe] ab.
       
       Einig sind sich die Parteien in Israel derzeit nur in einem: dass dritte
       Wahlen ein Desaster für Israel bedeuten. Verantwortlich dafür machen die
       meisten den amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu; das zeigt
       eine Untersuchung von Jitzhak Katz von der Universität Tel Aviv. 52 Prozent
       der befragten Israelis machen Netanjahu für die Neuwahlen verantwortlich,
       Nur 8 Prozent geben dem Herausforderer Benny Gantz die Schuld.
       
       ## Netanjahus Rückhalt bröckelt
       
       Ein Rücktritt des wegen Bestechung, Betrug und Untreue angeklagten
       Netanjahu gilt als unwahrscheinlich. Eine Veränderung für die nächsten
       Regierungsverhandlungen könnte durch Likud-Vorwahlen kommen, denn einer
       Einheitsregierung etwa unter Netanjahus Likud-internem Herausforderer
       Gideon Saar und Benny Gantz (Blau-Weiß) stünde nichts im Wege. Doch ergaben
       Umfragen vor einigen Wochen, dass im Falle eines Duells zwischen Parteichef
       Netanjahu und seinem Herausforderer Gideon Saar Netanjahu die Vorwahlen um
       den Parteivorsitz gewinnen würde.
       
       Netanjahus Rückhalt bröckelt aber immer mehr, auch innerhalb des rechten
       Blocks und unter denen, die bisher fest zu ihm gehalten haben. Sollte er
       Parteichef bleiben, so sieht es derzeit so aus, als würde das Land in der
       Sackgasse stecken bleiben. Laut einer Umfrage des Fernsehsenders Channel 12
       wird im Fall von Neuwahlen weder für das Mitte-links-Lager noch für das
       rechte nationalreligiöse Lager eine Mehrheit zustande kommen.
       
       10 Dec 2019
       
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       ## AUTOREN
       
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