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       # taz.de -- Regierungspartei siegt in Mosambik: Unruhen nach umstrittenen Wahlergebnissen
       
       > Mosambiks seit 1975 regierende Exbefreiungsbewegung Frelimo bleibt nach
       > den Wahlen an der Macht. Die Opposition ist damit nicht einverstanden.
       
   IMG Bild: Polizei gegen Demonstranten in Mosambiks Hauptstadt Maputo nach dem amtlichen Wahlergebnis am Donnerstag abend
       
       Maputo taz | Das offizielle Ergebnis der [1][Wahlen vom 9. Oktober] in
       Mosambik hat das Land in ein tödliches Chaos gestürzt, mit Gesetzlosigkeit
       auf den Straßen. Mindestens ein Mensch wurde erschossen, als
       Sicherheitskräfte gegen Protestierende vorgingen, die Straßen mit
       brennenden Autoreifen sperrten. Eine Menschenrechtsorganisation meldete am
       Sonntag elf Tote seit Donnerstag.
       
       Am Donnerstag hatte [2][Mosambiks Wahlkommission CNE] Daniel Chapo,
       Kandidat der regierenden FRELIMO (mosambikanische Befreiungsfront), zum
       Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Er soll etwas über 4,9 Millionen
       Stimmen erhalten haben – 70,67 Prozent. Die FRELIMO, die Mosambik seit der
       Unabhängigkeit 1975 regiert, hat demnach auch 195 der 250 Parlamentssitze
       geholt.
       
       An zweiter Stelle folgt Oppositionspolitiker Venancio Mondlane, unterstützt
       von der neuen Oppositionskraft Podemos (Optimistische Menschen für die
       Entwicklung Mosambiks), mit 20,32 Prozent.
       
       Die historische Oppositionspartei und frühere Guerilla Renamo
       (Mosambikanischer Nationaler Widerstand) holt mit ihrem Kandidaten Ossudo
       Momande 5,81 Prozent, gefolgt von Lutero Simango von der MDM
       (Mosambikanische Demokratische Bewegung) mit 3,21. Die Wahlbeteiligung ist
       mit weniger als 45 Prozent sehr niedrig.
       
       ## Opposition spricht von Wahlbetrug
       
       Damit wird Daniel Chapo, der 47 Jahre alte frühere Gouverneur der Provinz
       Inhambane im Süden Mosambiks, der fünfte Präsident des unabhängigen
       Staates. Als sich dies schon vor dem amtlichen Ergebnis abzeichnete, rief
       Mondlane bereits zu einem landesweiten „Shutdown“ auf. Der
       Oppositionsführer spricht von Wahlbetrug und sagt, in Wahrheit habe er die
       Wahlen mit 54 Prozent gegen 37 für Chapo gewonnen. Der Rechtsanwalt der
       Partei und ein Parteiaktivist wurden am vergangenen Wochenende in Maputo
       [3][in ihrem Auto erschossen].
       
       Die Proteste gegen Chapos Wahlsieg am Donnerstag und Freitag fanden nicht
       nur in der Hauptstadt Maputo statt. Auch die Städte Chimoio, Nacala und
       Nampula waren unter anderem betroffen. Den Toten gab es in der nördlichen
       Küstenstadt Nacala.
       
       Es gibt zahlreiche Vorwürfe von Unregelmäßigkeiten bei der Stimmauswertung.
       Für Irritation sorgte auch, dass der Präsident des Nachbarlandes Simbabwe,
       Emmerson Mnangagwa, der aktuell den Vorsitz der Regionalorganisation
       [4][SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika)] hält, Chapo noch
       vor dem amtlichen Ergebnis zum Wahlsieg gratulierte. Erneut steht SADC als
       defizitär da, was saubere Wahlen angeht.
       
       Mosambik ist ein fragiles Land. Der blutige Befreiungskrieg gegen die
       portugiesische Kolonialmacht erweiterte sich ab der Unabhängigkeit 1975 in
       einen Bürgerkrieg zwischen den rivalisierenden Guerillabewegungen Frelimo
       und Renamo, der bis zum Friedensschluss 1992 zwei Millionen Tote forderte.
       Erst 2019 legte Renamo endgültig die Waffen nieder. Seitdem aber wüten
       islamistische Aufständische im Norden des Landes.
       
       27 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
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