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       # taz.de -- Regierungswechsel in Grönland: Egede ist jüngster Landeschef
       
       > Der 34-jährige Múte Bourup Egede regiert nun die größte Insel der Welt.
       > Seine sozialistische IA hatte sich gegen umstrittene Bergbaupläne
       > gestellt.
       
   IMG Bild: Múte Bourup Egede, Vorsitzender der Inuit Ataqatigiit (IA) und neuer Regierungschef Grönlands
       
       Stockholm taz | Er gilt als belesen, emphatisch, bodenständig und
       diplomatisch: Mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags am Freitag in
       Nuuk wird Múte Bourup Egede künftig der Regierungschef Grönlands. Auf dem
       jungen Sozialisten, der mit 34 Jahren der jüngste Ministerpräsident des
       Landes wird, lasten hohe Erwartungen: Er will Ernst machen mit der
       Umweltpolitik auf der Arktisinsel, außerdem steht die wachsende
       Ungleichheit in Grönland auf seiner politischen Agenda.
       
       Viele Beobachter stehen dem neuen Naalakkersuisut Siulittaasuat, so lautet
       der offizielle Titel des grönländischen Regierungschefs, wohlgesinnt
       gegenüber. Als 26-jähriger Student wurde Egede 2013 zum Vorsitzenden der
       Jugendorganisation der sozialistischen Partei Inuit Ataqatigiit (IA)
       gewählt.
       
       2014 kommt er bei den Wahlen zwar nur als Nachrücker ins Parlament, ist
       aber in der damaligen sozialdemokratisch-sozialistischen
       Regierungskoalition mit zwei wichtigen Ministerien betraut. Im Rohstoff-
       und dem Infrastrukturministerium kann er sich politisch profilieren und
       wird mit 31 Jahren von seiner Partei zum Vorsitzenden gewählt. Nun machte
       er bei der Wahl Anfang April mit einem Erdrutschsieg die IA zur stärksten
       Kraft des Landes.
       
       „Als ich in die Politik ging, war mein Gedanke, dass es jüngerer Kräfte mit
       Mut und Handlungskraft bedarf“ – so hatte Egede sich 2018 für den Vorsitz
       seiner Partei beworben, deren Namen man mit „Volksgemeinschaft“ übersetzen
       kann. Er will Zusammenarbeit statt Konfrontation, sowohl in der
       grönländischen Innenpolitik wie im Verhältnis zu Dänemark, von dem Grönland
       weiterhin abhängt. Für die Unabhängigkeit bedürfe es realistischer
       gesellschaftlicher und ökonomischer Voraussetzungen und keiner Illusionen,
       sagte Egede damals.
       
       ## Aus für umstrittenen Bergbau
       
       Aufgewachsen ist er im südgrönländischen Narsaq, der Region, in der der
       umstrittene Uran- und Seltene-Erden-Bergbau geplant war. Diesem Vorhaben
       erklärt das Koalitionsabkommen zwischen IA und der sozialliberalen Naleraq
       nun [1][das Aus].
       
       Schon als Dreijähriger habe sich Múte für Politik interessiert, erzählt
       seine Mutter Ellen. 2008 begann er an der Universität in Nuuk ein Kultur-
       und Sozialgeschichtsstudium. Abgeschlossen hat er es nicht: Nach einer
       Erkrankung seines Vaters übernahm er die Leitung des Familienbetriebs,
       einer Saatgutfirma. Mit seiner Partnerin Tina Chemnitz hat Egede zwei
       Kinder.
       
       Eine erste Maßnahme der neuen Regierung werde der bislang noch nicht
       vollzogene Beitritt Grönlands zum [2][Pariser Klimaabkommen] sein, kündigte
       der neue Premier an. Der Fischfang soll nachhaltiger und das Sozialsystem
       soll gestärkt werden.
       
       Egede will einen Einsatz gegen die verbreitete Mobbingkultur in der
       grönländischen Politik, die auch dazu geführt hatte, dass Sara Olsvig,
       seine Vorgängerin im Parteivorsitz, ihr Amt hingeworfen hatte. Und
       Bergbauaktivitäten, bei denen radioaktive Materialien freigesetzt würden,
       sollen in Grönland grundsätzlich verboten werden.
       
       18 Apr 2021
       
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   DIR Reinhard Wolff
       
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