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       # taz.de -- Regionalwahlen in Indien: Sieg für Hindunationalisten
       
       > Im bevölkerungsreichen Uttar Pradesh regiert weiter der Hindu-Hardliner
       > Yogi Adityanath. Nur der Punjab stimmt gegen die hindunationalistische
       > BJP.
       
   IMG Bild: Chief Minister Yogi Adityanath des Bundesstaates Uttar Pradesh auf einem Foto
       
       Mumbai taz | In den letzten Wochen wurden die Zeigefinger von Millionen
       Inder:innen wieder mit wasserfester Tinte gefärbt. Denn in sieben Phasen
       wurde in fünf indischen Bundesstaaten neue Lokalregierungen gewählt,
       darunter im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh mit über 200
       Millionen Bewohner:innen. Zwar wurden noch weiter Stimmen ausgezahlt, doch
       stand am Donnerstag schnell steht fest, dass die hindunationalistische
       Volkspartei (BJP) von Premierminister Narendra Modi im Amt bestätigt wird.
       
       Die BJP kann in allen der von ihr bisher regierten vier Staaten an der
       Macht bleiben, also in Uttar Pradesh, im benachbarten Uttarakhand, das erst
       eine turbulente Auswechslung von Ministerpräsidenten erlebt hat, und ebenso
       im nordöstlichen Manipur. Auch die frühere portugiesische Kolonie Goa
       entschied sich für den Lotus, das Symbol der BJP.
       
       In Goa hatte zuvor ein Pojekt zur Kohleförderung wenig Zustimmung in der
       Bevölkerung gefunden. Kurz vor den Wahlen war es deshalb von der dortigen
       BJP-Regierung still darum worden. Doch [1][dürfte es nun wieder wieder
       aufgelegt werden].
       
       Nur im westlichen Brotkorbstaat Punjab blieb die BJP chancenlos. Denn von
       dort [2][waren besonders Bauern] viele gegen die Agrarreform der
       Modi-Regierung für Monate in Protestcamps bei Neu-Delhi gezogen. Letztlich
       nahm die Regierung ihre Agrargesetze im Dezember zurück, doch im Punjab
       beeindruckt das viele nicht.
       
       ## Die Kongresspartei verliert weiter
       
       Doch auch die Kongresspartei, eine der ältesten demokratischen Parteien
       weltweit, konnte ihre bisherige dortige Macht nicht verteidigen. Vielmehr
       wird jetzt der ehemalige Stand-up-Comedian Bhagwant Mann von der
       nordindischen „Anti-Korruptionspartei“ AAP neuer Ministerpräsident. Doch
       geriet auch die bereits seit 2015 die Haupstadt Neu-Delhi regierende AAP
       immer mehr in die Kritik, eine pro-hinduistische Agenda zu vertreten.
       
       Insgesamt wird sich die nationale BJP-Regierung durch die Regionalwahlen in
       ihrem Kurs bestätigt fühlen. 2024 stehen landesweite Parlamentswahlen an,
       und der bevölkerungsreichste Staat Uttar Pradesh (UP) mit seinen mehr als
       200 Millionen Einwohnern gilt dabei als Gradmesser.
       
       2019 hatte Modi ebenfalls in UP seinen Parlamentsitz gewonnen. Während der
       verheerenden zweiten Coronawelle war gerade hier die Lage sehr angespannt.
       Doch kann sich die BJP dort jetzt mehr als die Hälfte aller Stimmen
       sichern. Zuletzt war Modi dort persönlich viel unterwegs und legte etwa den
       Grundstein zu einem neuen Flughafen außerhalb der Hauptstadt.
       
       Diesen Sieg wird sich Modi (71) mit dem amtierenden UP-Ministerpräsidenten
       Ajay Mohan Bisht (49) alias Yogi Adityanath teilen müssen. Der radikale
       Hindu-Mönch fiel immer wieder mit polarisierenden anti-muslimischen Parolen
       auf. Doch mit diesem Wahlergebnis hat er nun gute Chancen, einmal Modis
       Nachfolger als Premier in Delhi zu werden.
       
       Die Kongresspartei rutscht hingegen weiter ab. In Uttar Pradesh setzte sie
       auf die Frauenkarte und ließ zu 40 Prozent Frauen kandidieren, doch ohne
       großen Erfolg. Es werden nun Stimmen laut, dass Sonia Gandhi (75) endlich
       als Interims-Parteichefin abtreten soll. Doch unklar ist, ob das die Partei
       wiederbelebt.
       
       10 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
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   DIR Natalie Mayroth
       
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