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       # taz.de -- Renten jüdischer Zuwanderer: „Lösen Sie das Problem, egal wie“
       
       > Die Koalition hat den Antrag für eine Verbesserung der Renten jüdischer
       > Kontingentflüchtlinge abgelehnt. FDP, Grüne und Linke fordern jetzt mehr
       > Tempo.
       
   IMG Bild: Der Linken-Politiker Matthias Birkwald warf der Koalition Untätigkeit vor (Archivbild)
       
       Berlin epd/afp | Vertreter der großen Koalition haben den
       fraktionsübergreifenden Oppositionsantrag für eine [1][Verbesserung der
       Renten jüdischer Kontingentflüchtlinge] abgelehnt. Bei diesem komplexen
       Thema gebe es keine einfache Antwort, sagte die Parlamentarische
       Staatssekretärin im Bundessozialministerium, Kerstin Griese (SPD), am
       Donnerstag im Bundestag in Berlin.
       
       Bei Gesprächen in der Vergangenheit sei immer wieder klargeworden, dass
       eine rentenrechtliche Lösung nicht der richtige Weg sei, sagte Griese. Sie
       lehnte damit den Vorschlag ab, für jüdische Kontingentflüchtlinge, die nach
       dem Fall des Eisernen Vorhangs aus der ehemaligen Sowjetunion nach
       Deutschland kamen, das Fremdrentengesetz anzuwenden.
       
       Damit würden ihre Arbeitsjahre in den Herkunftsländern bei der Berechnung
       der Rente mit herangezogen. Anders als bei Spätaussiedlern, für die das
       Gesetz gilt, ist das bei den jüdischen Zuwanderern nicht der Fall. Da die
       meisten von ihnen bei der Einwanderung bereits im hohen Alter waren und
       kaum Rentenpunkte in Deutschland sammeln konnten, leben sie trotz
       langjähriger Berufstätigkeit im Heimatland deswegen in der Regel von
       staatlichen Leistungen wie der Grundsicherung im Alter.
       
       Grüne, Linke und FDP hatten am Mittwoch ihren Antrag für eine Verbesserung
       der Alterssicherung dieser Gruppe vorgelegt. Er schlägt als eine Option
       vor, auch für die jüdischen Zuwanderer das Fremdrentengesetz anzuwenden.
       Dafür plädieren Grüne und Linke. Eine andere Möglichkeit ist ein Fonds, für
       den die FDP plädiert und den die große Koalition für Härtefalle im
       Rentenüberleitungsgesetz angekündigt hat.
       
       ## Opposition fordert mehr Tempo
       
       Griese sagte, am Fonds werde derzeit gearbeitet. Ein Abschluss der
       Gespräche zwischen Bund und Ländern werde bis Jahresende angestrebt. Danach
       soll nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums auch geprüft werden, ob der
       Fonds für die Kontingentflüchtlinge gelten soll. FDP, Grüne und Linke
       fordern dagegen mehr Tempo, weil die Betroffenen in der Regel bereits sehr
       alt sind. Sie forderten eine Lösung noch in diesem Jahr.
       
       Als dritte Option verweist der Antrag auf den Abschluss von
       Sozialversicherungsabkommen mit den Herkunftsländern, um dortige
       Arbeitszeiten auszugleichen. Griese sagte, mit den heutigen EU-Ländern sei
       das gelungen, mit Russland allerdings trotz vieler Gespräche nicht. Der
       CSU-Abgeordnete Max Straubinger lehnte den Antrag der Opposition ebenfalls
       ab. Es gebe Instrumente, sagte er. Er verwies unter anderem auf die
       Möglichkeit für Entschädigungsleistungen für NS-Verfolgte.
       
       Der Linken-Politiker Matthias Birkwald warf der Koalition Untätigkeit vor.
       In dem Oppositionsantrag würden mehrere Lösungsansätze beschrieben. Die
       Koalition könne einen davon wählen oder einen weiteren finden – „lösen Sie
       das Problem, egal wie“, verlangte Birkwald.
       
       22 Feb 2019
       
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