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       # taz.de -- heute in bremen: „Reparieren ist immer sinnvoller“
       
       Interview Selma Hornbacher-Schönleber
       
       taz: Was ist ein Reparatur-Café, Frau Bohls?
       
       Uta Bohls: Ein Ort, an den man mit kaputten Gebrauchsgegenständen hinkommen
       kann. Da gibt es fachkundige Ehrenamtliche, die bei der Reparatur helfen.
       Die Idee ist, möglichst viel in Kooperation zu reparieren. Aber wenn das
       gefährlich ist, zum Beispiel weil man mit Strom hantiert, machen die
       Ehrenamtlichen manchmal mehr selbst. Bei uns in der KlimaWerkStadt gibt es
       Unterstützung in den Bereichen Elektro, Fahrrad und Textil. Wegen den
       Corona-Abstandsregeln brauchen wir aber mehr Platz, deshalb lassen wir
       gerade die Textilien weg. Aber an unseren Nähmaschinen kann man auch zu den
       allgemeinen Öffnungszeiten arbeiten.
       
       Und warum betreiben Sie die Reparatur-Cafés? 
       
       Weil Reparieren immer sinnvoller ist als neu oder gebraucht kaufen! Es
       spart Ressourcen. Wir haben alles zuhauf und schmeißen so viel weg. Gerade
       bei Elektrogeräten wird im Fachhandel oft gesagt, dass es sich nicht lohnt,
       sie noch zu reparieren. Aber damit ist immer nur der finanzielle Aspekt
       gemeint, nicht die immer knapper werdenden, Ressourcen. Vieles wird so
       hergestellt, dass man es eigentlich nicht mehr reparieren soll. Oft finden
       wir aber auch dafür im Reparatur-Café eine Lösung.
       
       Wie oft können bei Ihnen Dinge denn tatsächlich repariert werden? 
       
       Darüber haben wir sogar eine Statistik geführt: In zwei Jahren wurden über
       tausend Gegenstände zu uns gebracht. Davon konnten wir fast hundert Prozent
       der Textilien und 95 Prozent der Fahrräder reparieren. Bei den
       Elektrogeräten waren es immerhin 60 bis 70 Prozent. Wenn es nicht geklappt
       hat, dann meistens wegen fehlender Ersatzteile.
       
       Welche Menschen kommen zu den Reparatur-Cafés? 
       
       Das ist tatsächlich unsere am breitesten besuchte Veranstaltung. Von jung
       bis alt und durch alle gesellschaftlichen Schichten kommen Leute da hin.
       Also ein breit gemixtes Publikum: Manchen ist es zu teuer, sich neue Sachen
       zu kaufen. Andere sehen es einfach nicht ein, Dinge wegzuschmeißen.
       
       Und was kann man sonst noch in der KlimaWerkStadt machen? 
       
       Die KlimaWerkStadt ist vor allem ein Ort, um gemeinsam für den Klimaschutz
       aktiv zu werden. Wir haben ein breites Angebot mit Workshops, Vorträgen,
       dem Reparatur-Café, der offene Holzwerkstatt und auch unserem
       Materialfundus. Wir wollen so zeigen, wie es möglich ist, den eigenen
       Alltag klimafreundlicher zu gestalten. Aber uns ist auch wichtig, dass sich
       Gruppen treffen und sich viele Menschen mit ihren Ideen einbringen können.
       
       12 Aug 2020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Selma Hornbacher-Schönleber
       
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