URI: 
       # taz.de -- Rolle der Grünen im Dannenröder Wald: Mitverantwortung für Polizeigewalt
       
       > Hessens Grüne stehen unter Druck: Die Klimabewegung sieht sie wegen der
       > Rodung des Dannenröder Walds in der Pflicht.
       
   IMG Bild: Polizeieinsatz im Dannenröder Wald gegen die Klimaaktivist*innen
       
       Berlin taz | Der Dannenröder Wald in Hessen ist innerhalb von Wochen zum
       Symbol für den Konflikt um die Verkehrswende geworden.
       Umweltschützer:innen fordern jetzt von der hessischen Landesregierung,
       politischen Druck aufzubauen, um den „Danni“ und zwei nahegelegene
       Waldstücke zu retten. Insgesamt 27 Hektar sollen gefällt werden, um Platz
       für den Ausbau der A 49 zu schaffen.
       
       „Die hessische Landesregierung muss Einfluss auf die Bundesregierung
       nehmen, um zu einem Moratorium zu kommen“, meint Wolfgang Dennhöfer vom
       hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Seit dem vergangenen
       Donnerstag [1][laufen die Rodungen].
       
       Um die Arbeiten zu verhindern, besetzen einige Klimaaktivist*innen den
       Wald seit einem Jahr. Am Wochenende [2][protestierten Tausende
       Aktivist*innen] mehrerer Umweltorganisationen vor Ort. Am Freitag besetzten
       Aktivist*innen die hessische Landesvertretung in Berlin.
       
       Hessens grüner Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir verwies darauf, dass die
       Entscheidung gar nicht dem Land obliege. „Solche Entscheidungen können
       wehtun, aber die A 49 ist eine Bundesautobahn und wurde von allen drei
       Gewalten auf Bundesebene beschlossen – und ein Landesminister kann sich
       eben nicht aussuchen, welche Gesetze er umsetzt“, sagt er.
       
       ## „So dürfen Polizeieinsätze nirgendwo laufen“
       
       Das sehen die Klimaschützer:innen im „Danni“ anders. Auch wenn der Bau
       der Autobahn keine Entscheidung von Hessen ist, wünschen sie sich, dass die
       schwarz-grüne Landesregierung politischen Druck aufbaut.
       
       Dennhöfer argumentiert, dass die Lage sich verändert habe seit dem
       Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2012 und auch seit Beschluss des
       [3][Bundesverkehrswegeplans] von 2016. Es habe entscheidende neue
       Erkenntnisse dazu gegeben, „wie prekär die Situation bei Klimawandel,
       Trinkwasserversorgung und Artenschwund tatsächlich ist“, sagt er. „Da muss
       es möglich sein, dass frühere Entscheidungen noch mal auf den Prüfstand
       gestellt werden.“
       
       Auf Bundesebene haben die Grünen einen entsprechenden Versuch gestartet:
       Parteichefin Annalena Baerbock und Fraktionschef Anton Hofreiter fordern
       ein Moratorium.
       
       Was aber zweifelsfrei im Einflussbereich der grünen Landesregierung liegt,
       ist die Räumung des besetzten Waldes durch die Polizei. Seit am Donnerstag
       vergangener Woche die ersten Räumfahrzeuge angerückt sind, dokumentieren
       Journalist*innen vor Ort teils gewaltvolle Polizeieinsätze sowie die
       massive Einschränkung der Pressefreiheit.
       
       Reporter*innen und Parlamentarische Beobachter*innen wurden von den
       Beamt*innen nicht in den Wald gelassen oder mussten sich in abgesperrten
       Bereichen drängeln.
       
       „So dürfen Polizeieinsätze nirgendwo laufen, schon gar nicht unter grüner
       Regierungsbeteiligung“, sagt der Bundessprecher der Grünen Jugend, Georg
       Kurz. Er kritisiert nicht nur die Polizeigewalt und die Verstöße gegen die
       Pressefreiheit: „Der Polizeieinsatz insgesamt ist falsch, die Räumung muss
       gestoppt werden“, sagt er. „Da sind die hessischen Grünen in der
       Verantwortung, dieses unverhältnismäßige Vorgehen zu verhindern.“
       
       Auch am Montag berichteten Journalist*innen auf Twitter wieder, dass die
       Polizei sie daran hindere, zu einer angemeldeten Mahnwache und zu einer
       Räumung im Wald zu gelangen. Die mittelhessische Polizei zog derweil ein
       positives Fazit: „Wir haben sowohl die Versammlungsfreiheit gewährleistet
       als auch die Räumungsmaßnahmen gesichert“, sagte ein Sprecher. Die
       „Zusammenarbeit mit den Medien“ habe sehr gut geklappt.
       
       Dass niemand verletzt worden sei, sei „ein ganz toller Erfolg.“ Man habe
       aber die Wünsche und Hinweise der Pressevertreter*innen aufgenommen und
       werde in den folgenden Tagen ein noch besseres Konzept präsentieren.
       
       5 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rodungen-fuer-Autobahn-49/!5718248
   DIR [2] /Protest-im-Dannenroeder-Wald/!5715870
   DIR [3] https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/BVWP/bundesverkehrswegeplan-2030
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
   DIR Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
   DIR Autobahnbau
   DIR IG
   DIR Grüne Hessen
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Polizei Hessen
   DIR klimataz
   DIR Wald
   DIR Abholzung
   DIR Schwerpunkt Klimaproteste
   DIR Autobahnbau
   DIR keineA49
   DIR Autobahnbau
   DIR Verkehrswende
   DIR Autobahnbau
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR IG
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konflikt um Dannenröder Wald: Keine Adventspause
       
       Am Wochenende gab es keine Rodungen, aber die Polizei setzte Räumungen
       fort. Auch der Grünen-Nachwuchs beteiligte sich am Protest.
       
   DIR Waldbesetzung gegen den Ausbau der A49: Der „Danni“ wird geräumt
       
       Die Polizei beginnt Barrikaden und Baumhäuser im Dannenröder Forst zu
       beseitigen. Der Wald soll für den Ausbau der A49 weichen.
       
   DIR Polizeieinsatz im „Danni“: Gewerkschafter beklagt Coronarisiko
       
       Im Dannenröder Wald halten sich trotz Pandemie Tausende Polizist:innen auf.
       Die hessische Polizeigewerkschaft fordert ein Einschreiten der Politik.
       
   DIR Streit um Verantwortung: Unfallursache unbekannt
       
       Am Ende eines Staus ereignete sich ein schwerer Unfall. Die Polizei zieht
       direkt eine Verbindung zu dem Klimaprotest, der den Stau verursacht hatte.
       
   DIR Protest im Dannenröder Wald: Mehr im Danni als zuvor
       
       Tausende demonstrierten in Hessen gegen den Ausbau der A49. Räumungen der
       Polizei führten offenbar zu noch mehr Waldbesetzer*innen.
       
   DIR Rodungen für Autobahn 49: Herrenwald fällt, Danni bleibt
       
       Die Proteste gegen den Bau der A 49 in Hessen gehen weiter. Die Polizei
       räumt ein Waldstück, am Wochenende gibt es Demos für den Dannenröder Forst.
       
   DIR Autobahnbau bedroht Wald: Der neue Hambi ist in Hessen
       
       Die Autobahn 49 soll durch den Dannenröder Wald in Hessen gebaut werden.
       Das wollen Klimaschützer:innen verhindern.