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       # taz.de -- Rücktritt von Trump-Beraterin Conway: Family first
       
       > Beraterin Kellyanne Conway half Trump ins Weiße Haus und prägte den
       > Begriff „alternative Fakten“. Nun gibt sie ihren Job auf.
       
   IMG Bild: Hat noch einen Auftritt auf dem Parteitag, dann ist sie weg: Kellyanne Conway
       
       Berlin taz | Seit Kellyanne Conway im Sommer 2016 zur leitenden
       Wahlkampfmanagerin des damaligen US-Präsidentschaftskandidaten wurde, hat
       sie den engeren Zirkel um Donald Trump nicht mehr verlassen.
       
       Conway ist eine der wenigen, die nicht im Lauf von Trumps Präsidentschaft
       entweder ausgetauscht wurden oder sich selbst angewidert zurückzogen. Bis
       zum Sonntag: Da gab die 53-Jährige bekannt, zum Ende August ihre Tätigkeit
       als Beraterin Trumps aufzugeben: Sie müsse sich um ihre Familie kümmern,
       insbesondere um ihre Kinder.
       
       Vorausgegangen waren Tweets ihrer 15-jährigen Tochter Claudia, die ihr
       vorwarf, als Mutter zu versagen und die Familie zugunsten der politischen
       Karriere zu vernachlässigen. Ihr Mann George Conway ist wie sie
       Republikaner, gehört aber zu den Gründern des [1][Lincoln Projects], einer
       Lobbygruppe, die innerhalb der Republikaner*innen gegen Trump kämpft. Das
       gegensätzliche Paar war immer wieder Gegenstand von Medienberichten.
       
       Conways berühmtestes Zitat hat längst Ewigkeitswert: „[2][Alternative
       Fakten]“ seien es eben, die Trumps erster Pressesprecher Sean Spicer der
       Öffentlichkeit präsentiere, als er – wie Trump selbst – behauptete, bei
       dessen Amtseinführungsfeier seien so viele Menschen zusammengekommen wie
       noch nie zuvor in der US-Geschichte. Dabei zeigten Luftbilder mehr als
       eindeutig, dass Trump nicht annähernd an die Zahlen von Barack Obamas
       erster Amtseinführung acht Jahre zuvor herangekommen war.
       
       ## Wie geschaffen für Trump
       
       Conway war lange Zeit das prägende Gesicht des inneren Zirkels von Trump,
       und sie, die sie nicht als Politikerin, sondern als Umfrage-Expertin
       zunächst zur Wahlkampfmanagerin und dann zur persönlichen Beraterin im
       Weißen Haus aufgestiegen war, erklärte Trumps Politik in allen
       Fernsehkanälen. Dabei brachte sie die interviewenden Journalist*innen
       regelmäßig zur Verzweiflung, weil sie kaum irgendeine Frage beantwortete.
       
       Der Sender Vox erfand dafür das Wort „conwayen“ – Conway pickte sich aus
       der Frage irgendein Versatzstück heraus, einen Gedanken oder auch nur ein
       Wort, wiederholte den und sprach über etwas ganz anderes. Und wenn die
       Journalist*innen hartnäckig blieben und die gleiche Frage wiederholten,
       wiederholte sie den gleichen Prozess mit einem neuen Thema, so lange, bis
       die Interviewer*innen entnervt aufgaben und von sich aus das Thema
       wechselten.
       
       Kellyanne Conway war genau die Sprecherin, die Trump brauchte, weil sie,
       ohne je die Contenance zu verlieren und meist noch mit einem freundlichen
       Lächeln auf den Lippen, auch die größten Lügen und Unverschämtheiten des
       Präsidenten einfach weg-conwayte.
       
       Über ihre weiteren Pläne wollte Conway zunächst nichts sagen, jetzt gehe
       die Familie erst einmal vor. Auch ihr Mann zieht sich vom Lincoln Project
       zurück, um sich den Kindern zu widmen. Einen großen Auftritt wird Kellyanne
       Conway allerdings noch haben: Am Mittwoch spricht sie beim republikanischen
       Parteitag.
       
       24 Aug 2020
       
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