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       # taz.de -- Rüstungsembargo gegen Saudi-Arabien: Regierung verlängert Exportstopp
       
       > Die Große Koalition hat beschlossen, bis September keine Rüstungsgüter
       > nach Saudi-Arabien zu liefern. Bei Gemeinschaftsprojekten gelten
       > besondere Auflagen.
       
   IMG Bild: Sommer 2018: Ein Boot wird in Sassnitz für den Transport nach Saudi-Arabien bereit gemacht
       
       Berlin afp | Deutschland liefert auch im kommenden halben Jahr keine
       Rüstungsgüter nach Saudi-Arabien: Die große Koalition hat eine Einigung im
       Streit um die Exporte an das Königreich erzielt. Der Lieferstopp werde um
       sechs Monate bis Ende September verlängert, teilte Regierungssprecher
       Steffen Seibert am Donnerstagabend mit. In diesem Zeitraum würden
       grundsätzlich auch keine Neuanträge genehmigt.
       
       Die Bundesregierung hatte im Herbst als Reaktion auf [1][die Ermordung des
       saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi] entschieden, vorerst keine
       Rüstungsgüter mehr an Riad zu liefern. Die bisherige Regelung galt bis Ende
       März. Am Mittwoch waren die Beratungen der zuständigen Regierungsmitglieder
       im Bundessicherheitsrat noch ohne Ergebnis geblieben.
       
       Die SPD hatte auf eine [2][Verlängerung des Stopps von Rüstungsexporten]
       nach Saudi-Arabien gedrängt. Parteichefin Andrea Nahles persönlich hatte
       den Exporten eine Absage erteilt. Die Union führte hingegen an, es gehe um
       die Umsetzung gemeinsamer europäischer Rüstungsprojekte, deswegen könne
       Deutschland hier keine Entscheidung im Alleingang treffen. Bei Verbündeten
       wie Frankreich hat die deutsche Haltung Verärgerung ausgelöst.
       
       Die jetzige Einigung sieht vor, dass sich die Bundesregierung bei
       Gemeinschaftsprogrammen dafür einsetzt, dass „die gemeinsam produzierten
       Rüstungsgüter im Jemen-Krieg nicht zum Einsatz kommen“. Bis zum 31.
       Dezember sollen demnach „keine endmontierten Rüstungsgüter“ aus diesen
       Gemeinschaftsprogrammen an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen
       Emirate ausgeliefert werden.
       
       ## Regierung sucht Lösung für die Peene-Werft
       
       [3][Im Jemen herrscht seit Jahren Krieg] zwischen den von Saudi-Arabien und
       anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo
       Mansur Hadi und schiitischen Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht.
       Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen
       getötet, unter ihnen tausende Zivilisten.
       
       Die Bundesregierung verpflichtete sich zudem dazu, eine Lösung für die
       Peene-Werft in Mecklenburg-Vorpommern zu finden, der durch das Embargo ein
       Großauftrag verloren gehen könnte. So soll entweder der Bau der Boote für
       eine spätere Auslieferung nach Saudi-Arabien oder aber für „die inländische
       Nutzung“ ermöglicht werden.
       
       Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland bereits berichtet, der Bund
       würde im Fall eines andauernden Exportstopps sechs bereits fertiggestellte
       Patrouillenboote sowie ein Ausbildungsschiff übernehmen. Die Kosten sollten
       demnach 165 Millionen Euro betragen.
       
       Dem Bundessicherheitsrat obliegen Entscheidungen in wichtigen
       Einzelentscheidungen zu Rüstungsexporten. Zum Bundessicherheitsrat gehören
       als ständige Mitglieder neben der Kanzlerin die Verteidigungsministerin,
       der Außenminister, der Innenminister, die Ressortchefs von Finanzen,
       Wirtschaft und Justiz sowie der Entwicklungsminister und der Chef des
       Bundeskanzleramts.
       
       Wegen der Geheimhaltung darf die Bundesregierung zu Fragen zum
       Bundessicherheitsrat „in der Öffentlichkeit keine Stellung nehmen“, wie es
       auf ihrer Website heißt.
       
       29 Mar 2019
       
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