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       # taz.de -- Rüstungsexporte an Israel: Union uneins im Umgang mit Waffenlieferungen
       
       > Außenminister Wadephul stellt Rüstungsexporte an Israel infrage und
       > bekommt Lob von CDU und SPD. CSU sieht Einhaltung der Staatsräson
       > gefährdet.
       
   IMG Bild: Ein Blick über Israels Siedlungspolitik: Außenminister Wadephul beim Besuch der palästinensischen Gebiete Anfang Mai
       
       Berlin taz | Wenn in dieser Woche der israelische Außenminister Gideon
       Sa’ar bei seinem Amtskollegen Johann Wadephul (CDU) zu Gast ist, wird es
       auch um Waffenlieferungen aus Deutschland gehen. Die Frage werde bei dem
       Treffen Thema sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in
       Berlin. [1][Wadephul hatte zuletzt seine Kritik an der israelischen
       Kriegsführung im Gazastreifen deutlich verschärft] und eine Überprüfung der
       Waffenlieferungen an Israel angekündigt. Damit hat er nun eine Debatte in
       der Union ausgelöst.
       
       CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann lehnt jede Form von Sanktionen
       gegen Israel ab. „Freunde kann man kritisieren, aber nicht sanktionieren.
       Das wäre das Ende der Staatsräson gegenüber Israel, und das ist mit der CSU
       nicht zu machen“, [2][sagte Hoffmann dem Spiegel.] Der durch den
       Terrorangriff und die Geiselnahme der radikal-islamischen
       Palästinenserorganisation Hamas ausgelöste Gaza-Krieg dürfe „nicht dazu
       führen, dass Deutschland seinen Platz an der Seite Israels räumt“.
       
       Das ist – wenn auch indirekt – eine deutliche Kritik an Wadephul.
       [3][Dieser hatte in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung gesagt,] es
       werde geprüft, „ob das, was im Gazastreifen geschieht, mit dem humanitären
       Völkerrecht in Einklang zu bringen ist“. Und weiter: „An dieser Prüfung
       ausgerichtet, werden wir gegebenenfalls weitere Waffenlieferungen
       genehmigen.“ Das Ergebnis dieser Prüfung könnte also auch anders ausfallen.
       
       ## Große symbolische Bedeutung
       
       Würde Deutschland aktuell keine Waffenlieferungen nach Israel mehr
       genehmigen, hätte dies vor allem eine große symbolische Bedeutung. Die
       Entscheidung fällt im Bundessicherheitsrat, einem geheim tagenden Gremium
       mit verschiedenen Kabinettsmitgliedern.
       
       Wie Wadephul hatte auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zuletzt seine
       Rhetorik gegenüber Israel deutlich verändert. In seiner Zeit als
       Oppositionspolitiker hatte Merz die Ampel noch für einen vermeintlichen
       Waffenlieferstopp an Israel scharf kritisiert, [4][was der damalige
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vehement zurückwies.] In der vergangenen
       Woche sagte Merz nun, wenn das humanitäre Völkerrecht gebrochen werde,
       müsse sich auch der Bundeskanzler dazu äußern.
       
       Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU),
       unterstützt Wadephul. „Der Bundesaußenminister trifft in seiner
       Israelpolitik den richtigen Ton. Solidarisch, aber nicht unkritisch, tut er
       alles, um den Kreis der Freunde Israels national wie international zu
       vergrößern“, sagte Hardt der taz.
       
       ## Israels Recht auf Verteidigung
       
       Unionsfraktionschef Jens Spahn betonte gegenüber der taz: „Die Genehmigung
       von Waffenlieferungen bewertet die Bundesregierung stets mit Bedacht und
       Verantwortung. Darüber stimmen wir uns in der Koalition eng ab.“ Für die
       CDU sei klar, dass Israel das Recht habe, sich zu verteidigen. Zugleich
       stehe die israelische Regierung in der Verantwortung, zügig eine
       wirkungsvolle Lieferung und Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen.
       
       Unterstützung erhielt Wadephul auch von der SPD. „Die Anerkennung illegaler
       Siedlungen ist nicht hinnehmbar, ebenso wenig wie die weiterhin dramatische
       humanitäre Lage im Gazastreifen“, so Vizefraktionschefin Siemtje Möller und
       der außenpolitische Sprecher Adis Ahmetović. „Vor diesem Hintergrund
       unterstützen wir den Vorstoß von Außenminister Wadephul.“ Dies solle zügig
       konkretisiert und gegebenenfalls durch europäische Maßnahmen ergänzt
       werden. Ob die rhetorischen Veränderungen in der CDU aber auch Folgen
       haben, ist offen.
       
       3 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwarz-Rot-zu-Nahost/!6090601
   DIR [2] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/csu-kritisiert-aussenminister-johann-wadephul-fuer-umgang-mit-israel-a-094c0426-4100-4a1a-b486-44ac266e1358
   DIR [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/berlin-waffenlieferungen-israel-kriegsfuehrung-gazastreifen-li.3261411
   DIR [4] /Deutsche-Waffenlieferungen-an-Israel/!6041425
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
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