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       # taz.de -- Rüstungsindustrie und Politik: Lobbyregister dringend nötig
       
       > Transparany International moniert zu Recht den wenig kontrollierten
       > Einfluss der Rüstungskonzerne auf die Politik der Bundesregierung.
       
   IMG Bild: Nico Semsrott (Die Partei) spielt nach der Bewerbungsrede von der Leyens im EU-Parlament auf ihre Berateraffäre an
       
       Das Urteil ist deutlich: Die Rüstungsindustrie habe „erhebliche
       Einflussmöglichkeiten auf die Sicherheits- und Verteidigungspolitik“,
       schreibt die Anti-Lobby-Organisation Transparency International in einem
       [1][neuen Bericht über die Rüstungsbeschaffung in Deutschland]. Nun ist es
       kein Wunder, dass eine NGO wie Transparency in einer eigenen, 45-seitigen
       Analyse zu dem Schluss kommt, dass die Wirtschaft zu viel Macht habe. Neu
       sind die Erkenntnisse auch nicht. In kondensierter Form zeigt der Bericht
       aber ein Problem auf, das über den Rüstungssektor hinaus gilt: Es gibt
       keine Waffengleichheit zwischen Konzernen und denjenigen, die sie
       beauftragen und kontrollieren sollen.
       
       Dabei geht es nicht zuletzt um Personalmangel auf verschiedenen Ebenen.
       „Der öffentliche Dienst verfügt nicht über genug Kapazitäten hinsichtlich
       der Zahl und Qualifikation der Mitarbeiter“, heißt es in der Analyse mit
       Blick auf die Exekutive. Was das in der Praxis heißt, arbeitete zuletzt der
       Untersuchungsausschuss zur Berateraffäre heraus: Das
       Verteidigungsministerium musste für große Beschaffungsprojekten massenhaft
       externe Berater*innen engagieren. Anstelle der eigentlich zuständigen
       Beamt*innen hatten die dann schnell das Sagen.
       
       Die Kontrolle durch den Bundestag funktioniert laut Transparency oft nicht,
       weil die Kapazitäten dort noch begrenzter seien. Für die Medien, könnte man
       ergänzen, gilt das noch stärker: Wegen Stellenkürzungen in Redaktionen
       schaffen es immer weniger Journalist*innen, einen U-Ausschuss über Monate
       zu verfolgen, Ausschreibungen selbst zu prüfen oder auch nur einen Bericht
       wie den von Transparency komplett zu lesen.
       
       Aufgrund politischer Entscheidungen und Marktmechanismen fehlen also auf
       der einen Seite Ressourcen. Das können auf der anderen Seite die Konzerne
       ausnutzen, um auf Kosten der Allgemeinheit ihre Profite zu steigern. Gerade
       darum wären politische Maßnahmen wie das aktuell diskutierte Lobbyregister
       so wichtig: Sie würden etwas mehr Gleichgewicht schaffen.
       
       22 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://ti-defence.org/wp-content/uploads/2020/10/TIDS-DefenceIndustryInfluenceGermany-DIGITAL.pdf
       
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   DIR Tobias Schulze
       
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